Sheylah und die Zwillingsschluessel
König Thoren seinem Wunsch niemals nachgeben würde, verfluchte er den König und all seine Untertanen.“ Aros musste eine Pause machen, denn sein ganzer Körper zitterte vor Wut. Sheylah nutzte die Pause, um sich über etwas klar zu werden. Die Basa, das war Neelas Volk. Sie war ebenfalls dunkelhäutig und hatte gesagt, dass das ihr Volk und das der Torger verfeindet sei. Sheylah wurde blass. Jetzt verstand sie auch, wieso Neela so besorgt um ihr Geheimnis gewesen war. Um ein Haar hätten sie Neela geschnappt und ihre wahre Identität herausgefunden. Die Torger hätten sie getötet. „Geht es Euch nicht gut, Prinzessin?“, erkundigte sich Aros. Sie wusste, dass sie kreidebleich geworden war. „Doch, doch, es geht schon, fahrt bitte fort“, bat sie. „Ihr müsst wissen, dass der König ein weiser und gütiger Mann war, der Gewalt verabscheute. Aber nachdem der Basakrieger König Thoren vor seinem eigenen Volk des Diebstahls und des Verrats beschuldigt hatte, musste der König handeln. Das Volk war wütend und verlangte eine öffentliche Hinrichtung des Diebes. Der König hatte keine andere Möglichkeit, das Volk zu beruhigen und das Geheimnis um die Truhe zu bewahren, also wurde der Basa gehängt und das war das Ende des Paktes. Seitdem ist das Basavolk für uns nicht weniger gefährlich, als die Skintii.“ Sheylah überlegte einen Moment, wie sie am besten fragen sollte, ohne Aros zu kränken, aber die Frage brannte ihr auf der Zunge. „Die Truhe und der Schlüssel, wurden sie nun gestohlen?“ Mit anderen Worten: Hatte König Thoren gestohlen? Es war offensichtlich, dass er immer noch von seinem Volk verehrt wurde. „Ehrlich gesagt, weiß das niemand. Aber wir alle sind in dem festen Glauben, dass er nie etwas an sich genommen hätte, um es für sich zu beanspruchen“, antwortete Aros. Er klang überzeugt, Sheylah genügte das jedoch nicht. Sie hatte genug Geschichtsbücher gelesen und Filme geschaut, um zu wissen, dass ein Herrscher alles zu tun bereit war, um seine Macht auszubauen. Und indem er seinem Volk Frieden und fruchtbaren Boden schenkte, wurde er mächtig. So über ihn zu denken, machte sie traurig, immerhin war er ihr Ururgroßvater. „Ich merke schon, wir weichen vom Thema ab. Der Versuch, die Truhe zu stehlen, misslang, doch die Geschehnisse machten den König misstrauisch und vorsichtiger. Er war in dem irrsinnigen Glauben, dass er nur noch seinem eigenen Fleisch und Blut trauen konnte, also zeugte er zwei Kinder, Tristan und Zizilia. Sie beide verbrachten keine glückliche Kindheit, jedenfalls keine eines Prinzen und einer Prinzessin würdige, denn wie sich zeigte, wurde die Hinrichtung des Diebes vom Volk der Basa nicht so einfach hingenommen. Sie verübten viele Anschläge auf den König, die alle zum Glück fehlschlugen, doch sie erweckten auch das Misstrauen der Torger. Wenn der König die Truhe wirklich nicht gestohlen hatte, warum waren die Basa dann so versessen darauf, sie zu erlangen? Weitere Gerüchte betrafen den magischen Schlüssel, der soll seinem Besitzer ewiges Leben und Unverwundbarkeit schenken.
Irgendwann hörten die Anschläge schließlich auf, doch der König war misstrauisch und behielt seine Kinder im Schloss. Sie durften es nur selten verlassen und wenn, dann nur mit einer Leibgarde.“ Das kam Sheylah bekannt vor. „Zehn Jahre herrschte Frieden. Seine Kinder wuchsen heran, dann kam ein Friedensangebot der Basa und der König nahm es dankend an. Es wurde ein Treffen zwischen dem König und der Anführerin der Basa vereinbart und als Zeichen der Anerkennung und Entschuldigung schenkte die Anführerin dem König einen zweiten Schlüssel. Er ahnte nicht, dass dieses Geschenk das Ende seines Königreiches bedeuten sollte. Die machtvollen Zwillingsschlüssel Tarem und Tuga vermachte der König seinen Kindern. Prinzessin Zizilia erhielt Tarem, den Schlüssel des Lichtes und Prinz Tristan vermachte er Tuga, von dem wir heute wissen, dass er der Schlüssel des Dunkels ist. Es vergingen weitere Jahre, in denen die Torger glücklich und in Frieden lebten, bis zu jenem Tag, an dem sich Prinz Tristan veränderte. Auf den Straßen fing er Schlägereien an und er wurde respektlos gegenüber dem König und seiner Schwester. Niemand konnte sich sein Verhalten erklären, bis jemand darauf kam, dass es mit seinem Schlüssel zu tun haben könnte. Man versuchte, ihm den Schlüssel abzunehmen, doch Prinz Tristan wehrte sich wie ein Geisteskranker und tötete drei Soldaten dabei.
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