Sheylah und die Zwillingsschluessel
sie getötet hatten, erkannten wir, dass es sich um eine Gruppe von Basa handelte. Später erfuhren wir, dass es Frauen waren, auf der Suche nach Wasser, die in ihrer Not sogar bis zum feindlichen Gebiet vorgedrungen waren. Ist das nicht schrecklich? Zu dieser Zeit herrschte eine verheerende Dürre im ganzen Land, auch unser Königreich war kurz davor, zu verdursten. Ein weiterer Schachzug von Morthon. Aber zurück zum Eigentlichen. Als wir den qualmenden Haufen näher betrachteten, hörten wir einen erstickten Schrei. Eine Frau hatte überlebt und wie du dir vorstellen kannst, handelte es sich um Neela. Wir zogen sie aus dem Haufen heraus, der Anblick war schrecklich. Sie hatte so starke Verbrennungen, dass wir ihr nicht mehr als ein paar Stunden gaben und Andrey wollte ihr schon den Gnadenstoß verpassen, doch ich überredete ihn, stattdessen seine Heilkünste anzuwenden. Er tat es, doch es sah trotzdem nicht gut für sie aus. Es gab nicht viele Möglichkeiten, um sie zu retten. Bis nach Torga hätte sie es nicht geschafft. Bis zur Basagrenze vielleicht, aber so liefen wir Gefahr, von den Basa getötet zu werden, auch wenn Andrey einige unter ihnen kannte.“ „Moment mal, Andrey kennt die Basa?“, unterbrach Sheylah, wurde jedoch mit einer Geste zum Schweigen gebracht. „Wir entschieden uns, Neela zu ihrem Volk zu bringen und schickten unsere übrigen Männer nach Torga zurück. Gerüchten zufolge beheimatete Basa eine der besten Heilerinnen der Welt. Dort hatte sie eine bessere Chance, durchzukommen.
Als wir die Grenze überschritten, wurden wir, wie erwartet, wenig freundlich empfangen. Auch wenn ich es wahrscheinlich bereuen werde, muss ich an dieser Stelle anmerken, dass Andrey einige Zeit unter ihnen gelebt hat. Warum, kann nur er dir beantworten, also lass mich bitte fortfahren.“ Sheylah nickte gespannt. „Das Misstrauen kam daher, dass er irgendwann wieder nach Torga zurückgekehrt war und die Basa dachten, wir seien wiedergekommen, um ihnen etwas Böses zu tun oder sie gar zu bespitzeln. Als Neela gesund wurde und ihrem Volk von unseren Taten berichten konnte, wurden wir als Ehrengäste behandelt und man vertraute auch Andrey wieder. Sie nahmen mich als Zeichen der Dankbarkeit in ihr Volk auf und brachten mir Basa bei. Natürlich reichten die wenigen Tage nicht aus, um die komplette Sprache zu lernen, aber Andrey brachte sie mir im Laufe der Jahre bei. Sie ist seither unsere Geheimsprache. Ich bekam das Zeichen der Basa auferlegt, in Form einer Tätowierung und musste ihnen im Gegenzug versprechen, sie niemals zu verraten. Andrey hatte bereits ein Zeichen.“ „Was meinst du mit, sie niemals zu verraten?“, fragte Sheylah. „Wenn der Graf wüsste, dass wir ihren genauen Aufenthaltsort kennen und in ihre Lebensweise eingeweiht wurden, was glaubst du, würde er wohl tun? Er würde am nächsten Morgen mit seiner gesamten Armee vor ihren Hütten stehen und sie niederbrennen.“ „Verstehe. Und wie seid ihr aus der Sache herausgekommen?“ Djego zuckte mit den Schultern. „Wir haben gelogen. Wir sagten, wir hätten noch weitere Skintii gejagt und wären von unserer Truppe abgeschnitten worden.“ Sheylah schaute argwöhnisch. „Und das haben sie euch geglaubt?“ „Andrey ist ein sehr überzeugender Redner und genießt großes Ansehen beim Grafen.“ „Und haben du und Neela euch seitdem öfter mal gesehen?“, fragte Sheylah vorsichtig. Djego lachte. „Wir sind ein Liebespaar, Sheylah, falls es das ist, was du wissen möchtest.“ „Oh“, machte Sheylah entschuldigend und lächelte verlegen. „Ich freue mich für euch.“ „Danke“, sagte er ebenfalls verlegen. „Ist es schwer für dich, jetzt, wo ihr getrennt seid?“ „Eigentlich nicht. Wir sind es gewohnt, uns selten zu sehen, immerhin sind unsere beiden Völker verfeindet. Wir haben uns von Anfang an keinen falschen Illusionen hingegeben. Wir wussten, es wird schwierig und wir sind beide Krieger, aber wir haben die feste Hoffnung, dass sich unsere Völker eines Tages versöhnen und wir uns, wie jedes andere Paar auch, offen lieben können. Der Augenblick ist günstig, Sheylah. Wir haben alle denselben Feind, da wäre es nur richtig, wenn wir uns zusammentun.“
„Wieso tut ihr es dann nicht?“ „Graf Aresto“, antwortete Djego und sprach das Wort aus wie ein Schimpfwort. „Ich glaube, solange er lebt, wird es kein Bündnis geben.“ „Sturer, alter Bock“, pflichtete Sheylah ihm bei. „Ich hoffe, du meinst nicht mich“,
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