Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
Vom Netzwerk:
Diskussionen und hohe Wetten zwischen denen gab, die behaupteten, das Zäpfchen bestehe aus Sandpapier, und jenen, die mehr zu der Eiswürfeltheorie tendierten.
    Versteckt zwischen den alltäglichen Meldungen von stürzenden Regierungen, vom fallenden Dollar und über Bombenexplosionen in Belfast war eine Beschreibung des Massakers im Flughafen Rom. Zwei Japaner, später aufgrund der mitgeführten Papiere als im Auftrag des Schwarzen September arbeitende Angehörige der Japanischen Roten Armee identifiziert, hatten mit automatischen Waffen um sich geschossen und zwei junge Israelis getötet, deren Identität jedoch nicht bekanntgegeben wurde. Die zwei Japaner waren bei einem anschließenden Schusswechsel mit der italienischen Polizei und einigen Spezialagenten getötet worden, wie auch ein paar unschuldige Zivilisten. Und nun zu etwas erfreulicheren Meldungen …
    »Mr. Hel?«
    Er stellte das Radio ab und winkte der jungen Frau, die in der Tür stand. Sie trug frische Khakishorts und eine kurzärmlige Bluse, deren oberste drei Knöpfe offen standen. Im Hinblick auf Hors d’œuvres war sie wirklich ein appetitliches Häppchen: lange kräftige Beine, schlanke Taille, aggressiver Busen, rötliches, vom Waschen duftig-weiches Haar. Eher Soubrette als Heroine, befand sie sich in jenem kurzen, aufreizenden Stadium zwischen Fohlenhaftigkeit und voller Reife. Doch ihr Gesicht wirkte noch ganz weich und unerfahren; so verlieh der Schock, unter dem sie noch immer stand, ihren Zügen einen Ausdruck schmollender Verstocktheit.
    »Mr. Hel?«, wiederholte sie unsicher.
    »Kommen Sie her und nehmen Sie Platz, Miss Stern.«
    Sie wählte einen Sessel unter einem Regal mit Metallgegenständen, die sie nicht als Waffen erkannte, und lächelte schwach. »Ich weiß nicht, warum, aber ich hatte Sie mir älter vorgestellt. Onkel Asa sprach immer von Ihnen als einem Freund, einem Mann seines Alters.«
    »Wir waren auch gleichaltrig; wir gehörten derselben Ära an. Obwohl das nichts zur Sache tut.« Er musterte sie unverhohlen, versuchte sie einzuschätzen und fand sie unzulänglich.
    Voll Unbehagen unter dem kalten Blick seiner flaschengrünen Augen suchte sie Zuflucht in oberflächlichem Geplauder. »Ihre Frau – Hana, meine ich – war wirklich sehr liebenswürdig zu mir. Sie hat in der vergangenen Nacht an meinem Bett gesessen und …«
    Er unterbrach sie mit einer knappen Handbewegung. »Erzählen Sie mir zunächst von Ihrem Onkel. Warum hat er Sie hergeschickt? Und dann berichten Sie mir die Einzelheiten des Zwischenfalls auf dem Flughafen von Rom. Außerdem müssen Sie mir erklären, wie Ihre Pläne aussehen und was ich damit zu tun habe.«
    Von seinem geschäftsmäßigen Ton überrascht, atmete sie tief durch, sammelte sich und begann ihre Geschichte charakteristischerweise mit ihrer eigenen Person. Sie erzählte, dass sie in Skokie aufgewachsen sei, die Northwestern University besucht habe, aktives Interesse an politischen und sozialen Fragen genommen und nach dem Examen beschlossen habe, ihren Onkel in Israel zu besuchen – um ihre Wurzeln zu finden, ihr Judentum zu entdecken.
    Bei ihren letzten Worten senkte Hel die Lider und stieß einen kurzen Seufzer aus. Mit einer ungeduldigen Handbewegung bat er sie fortzufahren.
    »Onkel Asa hatte sich vorgenommen, die Hintermänner des Münchner Olympiaattentats zu bestrafen, aber das wissen Sie natürlich schon.«
    »Gerüchteweise. In unseren Briefen haben wir derartige Dinge freilich niemals erwähnt. Als ich anfangs davon hörte, fand ich es sehr töricht von Ihrem Onkel, seinen Ruhestand aufzugeben und einen solchen Versuch zu wagen, zumal seine alten Freunde und Kontaktmänner doch längst entweder gestorben oder zu Politikern verkommen waren. Ich kann nur annehmen, dass es sich um die Verzweiflungstat eines Mannes handelte, der wusste, dass er an einer unheilbaren Krankheit litt.«
    »Aber er hat unsere Zelle vor anderthalb Jahren organisiert, und die Krankheit brach erst vor wenigen Monaten aus.«
    »Das ist nicht wahr. Ihr Onkel war schon seit mehreren Jahren krank. Es hatten sich zwischenzeitlich lediglich die Symptome gemildert. Zu dem Zeitpunkt, an dem er, wie Sie sagten, Ihre Zelle organisierte, bekämpfte er die Schmerzen mit Drogen. Das erklärt wohl sein getrübtes Denkvermögen.«
    Hannah Stern blickte stirnrunzelnd zur Seite. »Das klingt aber nicht, als hielten Sie viel von meinem Onkel.«
    »Im Gegenteil, ich hatte ihn sehr gern. Er war ein brillanter Denker und ein

Weitere Kostenlose Bücher