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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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ihren gebräunten Oberschenkel; dann zog sie die Knie an die Brust und umschlang sie mit den Armen. »Also gut. Avrim und Chaim gingen vor mir durch die Passkontrolle. Ich wurde von dem italienischen Beamten aufgehalten, der ein bisschen mit mir flirtete und auf meinen Busen starrte. Ich hätte wohl besser meine Bluse bis obenhin zugeknöpft. Schließlich stempelte er meinen Pass ab, und ich wollte in die Halle gehen. Dann fielen auf einmal Schüsse. Ich sah Avrim laufen … und fallen … sein Kopf war an der einen Seite ganz … ganz … Einen Moment, bitte.« Sie schniefte und holte mehrmals tief Luft. »Ich fing auch an zu laufen … Alles rannte und schrie durcheinander … Ein alter Mann mit weißem Bart wurde getroffen … ein Kind … eine dicke alte Frau. Dann kamen Schüsse von der anderen Seite der Halle und vom Balkon, und unsere Angreifer, die Asiaten, wurden getroffen. Dann kamen plötzlich keine Schüsse mehr, nur noch Schreie, und überall blutende, verletzte Menschen. Chaim lag bei den Schließfächern, die Beine ganz komisch verdreht. Er war ins Gesicht getroffen worden. Und da bin ich … einfach weggegangen. Ich bin einfach weggegangen. Ich wusste nicht, was ich tat oder wohin ich wollte. Dann hörte ich den Aufruf für die Maschine nach Pau. Und ich bin einfach weitergegangen bis zum Flugsteig. Und … und das ist alles.«
    »Na schön. Sehr gut. Und jetzt beantworten Sie mir noch Folgendes: Waren Sie selber auch eine Zielperson?«
    »Wie bitte?«
    »Hat irgendjemand direkt auf Sie geschossen?«
    »Ich weiß es nicht! Woher soll ich das wissen?«
    »Haben die Japaner automatische Waffen benutzt?«
    »Was?«
    »Haben die Schüsse rat-a-tat gemacht, oder bäng! bäng! bäng!«
    Sie warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich weiß, was eine automatische Waffe ist. Wir haben in den Bergen damit geübt.«
    »Rat-a-tat oder bäng bäng?«
    »Es waren Maschinenpistolen.«
    »Und wurde jemand getroffen, der in Ihrer Nähe stand?«
    Sie überlegte angestrengt, die Knie fest an die Lippen gepresst. »Nein. Niemand, der in meiner Nähe war.«
    »Wenn Profis mit automatischen Waffen niemanden in Ihrer Nähe getroffen haben, dann waren Sie auch keine Zielperson. Möglicherweise hat man gar nicht gewusst, dass Sie zu den beiden gehörten. Vor allem, wenn Sie erst einige Zeit nach ihnen durch die Passkontrolle kamen. Na schön. Bitte, denken Sie jetzt ganz konzentriert an die Schüsse, die vom Balkon herunterkamen und die japanischen Killer töteten. Was ist Ihnen daran aufgefallen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Gar nichts. Ich erinnere mich an überhaupt nichts. Es waren keine automatischen Waffen.« Sie warf Hel einen schiefen Blick zu. »Sie machten bäng bäng.«
    Er lächelte. »So ist’s richtig. Humor und Zorn sind uns jetzt weitaus nützlicher als die weicheren Gefühle. Also, der Rundfunk hat etwas von ›Spezialagenten‹ berichtet, die die italienischen Polizisten begleitet hätten. Können Sie mir über die etwas sagen?«
    »Nein. Die Leute auf dem Balkon habe ich überhaupt nicht gesehen.«
    Hel nickte und senkte den Kopf, die Handflächen fest zusammengepresst, die Zeigefinger an die Lippen gelegt. »Lassen Sie mir einen Moment Zeit; ich muss das alles erst gründlich durchdenken.« Er richtete die Augen auf das Flechtmuster der tatamis und verfolgte es mit starrem Blick, während er die erhaltenen Informationen rekapitulierte.
    Hannah saß im Türrahmen auf dem Boden und schaute in den japanischen Garten hinaus, wo das von dem kleinen Bach reflektierte Sonnenlicht durch die Bambusblätter glitzerte. Sie war ein typisches Kind ihrer Klasse und Kultur, und als solchem fehlten ihr die inneren Ressourcen, die unabdingbar sind, will man die Wonne des Schweigens genießen. So aber wurde sie schon bald unruhig. »Warum gibt es keine Blumen in Ihrem …«
    Ohne aufzublicken hob er Schweigen gebietend die Hand.
    Vier Minuten darauf schaute er sie an. »Was?«
    »Wie bitte?«
    »Irgendwas mit Blumen.«
    »Ach so! Nicht weiter wichtig. Ich wollte nur wissen, warum Sie keine Blumen in Ihrem Garten haben.«
    »Es gibt drei Blumen darin.«
    »Drei Arten?«
    »Nein. Drei Blumen. Jede davon ist das Symbol einer Blütezeit. Im Moment befinden wir uns allerdings zwischen zwei Blüteperioden. Nun gut, fassen wir mal zusammen, was wir bis jetzt wissen oder als sicher annehmen können. Dass der Überfall in Rom entweder von der PLO oder den Septembristen organisiert wurde, ist ziemlich eindeutig; ebenso, dass sie von

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