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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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rückwärts immer mehr dem Fenster. »Nein«, flüsterte sie. »Lieber Gott, nein.«
    »Mom?«, rief Abby noch einmal. Himmel, was ging hier vor? »Mom, pass auf!«
    Aber offenbar hörte ihre Mutter sie gar nicht
.
    Eine tiefe Männerstimme schien vom Himmel herabzudröhnen. »Was suchst du hier? Raus!«
    Wer war der Mann? Ein Besucher? Ein Patient? Ein Arzt? Einer der Wärter?
    »Raus hier, auf der Stelle!«
    Mit wild klopfendem Herzen, die Nerven zum Zerreißen gespannt, drehte sich Abby zu dem Mann um – doch er stand nicht hinter ihr
.
    Die Tür zum Flur schien schief in den Angeln zu hängen. Abby spähte in alle Richtungen. Versteckte er sich im Finstern? Oder im Schrank, dessen Tür einen Spaltbreit offen stand? Oder in der Zedernholzkommode am Fuß des Bettes ihrer Mutter … Das Bett! Versteckte er sich darunter, dort in der Dunkelheit unter der dünnen Matratze? Spähten diese Augen darunter hervor … hässliche, verdammende Augen, die sie anstarrten?
    Die Kehle schnürte sich ihr zu. Sie musste hier raus. Mit ihrer Mutter. Dieses Zimmer beherbergte Böses, war die Höhle des Todes selbst
.
    Sie schlug das Kreuzzeichen über der Brust und blickte auf das Kruzifix über dem Bett. Blut rann von den Händen und
Füßen der Jesusgestalt aus Ton, floss aus seiner Seite und aus seinem Gesicht an der sich lösenden Tapete herab
.
    »Mama?«, flüsterte Abby mit ihrer Kleinmädchenstimme. Sie entdeckte das Abbild ihrer Mutter in dem Spiegel über dem Kaminsims. Groß, dünn, abgezehrt, die Kleider zerrissen, Blutergüsse im Gesicht, Blut an den Handgelenken. Faith schien vor ihren Augen dahinzusiechen
.
    Plötzlich zersprang der Spiegel, und das Bild ihrer Mutter teilte sich in tausend kleine reflektierende Scherben, die durch das Zimmer regneten
.
    Abby fuhr zurück, fort von dem splitternden Glas, taumelnd auf der Flucht vor den scharfen Kristallen
.
    »Es ist nicht deine Schuld«, flüsterte ihre Mutter ihr ins Ohr
.
    »Was?« Abby wirbelte herum. Doch ihre Mutter schrumpfte, verschwand. »Mama, was ist nicht meine Schuld? Mama?«, rief sie verzweifelt
.
    Ein ohrenbetäubendes Krachen tönte durch das Zimmer
.
    Plötzlich fühlte sich Abby von den knochigen Armen ihrer Mutter umschlungen, sie hielt ihre Tochter fest, drückte sie heftig an sich
.
    Wieder splitterte Glas, und der Boden gab unter ihren Füßen nach. Zusammen wirbelten sie durch die Nacht
.
    »Es ist nicht deine Schuld«, flüsterte Faith erneut, während sie in die Dunkelheit stürzten, geradewegs, dessen war sich Abby sicher, in den gähnenden Schlund der Hölle. »Es ist nicht deine Schuld …«
     
    Schlagartig öffnete Abby die Augen.
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf.
    Sie war im Bett. In
ihrem
Bett. Hershey wühlte sich neben ihr unter die Kissen. Trotz des Ventilators an der Zimmerdeckewar sie schweißnass am ganzen Körper. Sie rang keuchend nach Luft.
    Der Hund hob den Kopf und gähnte, und Abby schaltete die Nachttischlampe an. Sofort war ihr kleines Schlafzimmer in tröstliches Licht getaucht. Die Läden waren geschlossen, ihr Bademantel war nachlässig übers Bett geworfen, am Fußende, wo Ansel, nach Katzenart gemütlich zusammengerollt, lag und ein Auge öffnete.
    »O Gott«, flüsterte sie und ließ sich zurück in die Kissen sinken.
    Es war ein Traum gewesen. Ein Albtraum.
    Immer das Gleiche. Wenn sie unter Stress stand, träumte sie von ihrer Mutter und dem Krankenhaus. Manchmal war es ein Gefühl, als hätte sie ihren Körper verlassen und blickte auf sich selbst als Kind hinab, ein Kind, das die alte Krankenhaustreppe hinaufstieg, vor dem bleiverglasten Fenster auf dem Absatz verharrte, durch den düsteren Korridor im zweiten Stock dem Zimmer ihrer Mutter zustrebte, die Tür öffnete und die Mutter vor dem Fenster stehen sah. Dann wieder, wie in dieser Nacht, war sie selbst aktiv in das Drama einbezogen, durchschritt selbst die Korridore. Doch welcher Traum es auch war, sie war jedes Mal viel jünger. Erst fünfzehn Jahre alt.
    Unwillkürlich schlug Abby, wie immer, wenn sie aus solch einem Traum aufschrak, das Kreuzzeichen und atmete tief durch. Ihr Puls normalisierte sich langsam, während der Albtraum allmählich verblasste, sich in ihr Unterbewusstsein zurückzog, wo er sich auf die Lauer legte, bereit, erneut zuzuschlagen.
    Das ist diesmal einzig und allein die Schuld dieses verdammten Montoya, dachte sie aufgebracht. Wenn er nicht das Krankenhaus und ihre Mutter zur Sprache gebracht hätte …wenn er nicht so verdammt

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