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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Als ob sie gelogen hätte! Aber in Bezug auf was? Auf das Geschenk? Das war albern. Abby erinnerte sich, dass sie die große, unhandliche Schachtel gehalten und im Wagen mit Zoey darum gestritten hatte, wer sie ins Krankenhaus tragen durfte. Abby war ungeduldig gewesen, eilte in Gedanken schon der Zeit voraus zu dem bevorstehenden Tanzfest und Trey Hilliard und … so war es doch gewesen, oder?
    Die Nonne war durcheinander, das war es. Schwester Maria hatte sich geirrt.
    Und doch hatte die Frau einen so scharfen Blick, als würde sie Abby besser verstehen als sie sich selbst. Abby räusperte sich. Lächelte gezwungen. »Sie haben meine Mutter also gekannt?«
    »Ja, aber nicht sehr gut«, antwortete Schwester Maria vorsichtig. »Ich bin nicht sicher, ob überhaupt jemand sie gut gekannt hat.« Sie unterbrach sich und blickte auf die Tür zu Zimmer 207. »Falls Sie Antworten suchen, fürchte ich, Sie werden sie nicht dort drinnen finden.« Sie seufzte und berührte Abbys Arm. »Kommen Sie, hier gibt es nichts mehr für Sie zu tun. Außerdem ist dieses Gebäude zum Untergang verdammt.«
    Von wem?
    Vom Bundesstaat Louisiana?
    Oder von den gepeinigten Seelen, die hier gelebt hatten?
    Abby war nicht so weit vorgedrungen, um sich jetzt abschrecken zu lassen. »Ich weiß, Schwester, aber ich muss unbedingt das Zimmer meiner Mutter sehen, bevor die Abrissbirne es für immer vernichtet. Es ist Teil meiner persönlichen Vergangenheitsbewältigung, meiner Bemühungen, nach vorn zu schauen und mit dem Tod meiner Mutter abzuschließen.« Die Nonne zögerte. »Ich habe gebetet, Schwester Maria, glauben Sie mir. Und ich glaube, Gott hat mich hierher geführt.«
    Das war im Grunde eine Lüge, aber Abby scheute nicht davor zurück, nicht einmal einer Nonne gegenüber, ein bisschen großzügig mit der Wahrheit zu verfahren, um diese Sache zu einem Ende zu bringen.
    Maria musterte sie abschätzend. »Nun gut«, sagte sie gedehnt. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Mit dieser Zusage ließ sich Abby von der alten Frau zur Treppe führen.
    »Wir haben einen Hausmeister für das Grundstück«, berichtete Schwester Maria. »Ich werde ihn bitten, herzukommen, das Türschloss in Augenschein zu nehmen und zu versuchen, es zu öffnen.« Sie schenkte Abby ein freundliches, verständnisvolles Lächeln, was Abby merkwürdig fand. Wieso glaubte diese Frau, irgendetwas über sie, Abby, zu wissen? Oder war es auf ihre Nähe zu Gott dem Herrn zurückzuführen, dass sie so ruhig, heiter und mitfühlend wirkte? »Es könnte eine Weile dauern, denn Mr. DuLoc hat im Kloster viele Aufgaben zu erfüllen.« Sie waren im ersten Stock angelangt, und die alte Frau blieb stehen und spähte blinzelnd in den dunklen Flur hinein. »Hatten Sie nicht gesagt, sämtliche Türen wären offen?«
    Abby stand da wie erstarrt. Das Blut rauschte ihr in den Ohren.
    Sämtliche Türen waren geschlossen.
    Fest verschlossen.
    »Ist das nicht sonderbar?«, dachte Schwester Maria laut und ging zur ersten Tür. »Hallo? Ist hier jemand?«, rief sie.
    »Wer sollte denn hier sein?«
    »Ich weiß es nicht, aber wir werden es gleich erfahren.«
    »Nein, warten Sie!« Abby wollte die Nonne zurückhalten, doch sie konnte nicht verhindern, dass Schwester Maria die Türklinke von Zimmer 106 drückte. Die Tür ließ sich problemlos aufmachen. Durch ein einziges zersplittertes Fenster drang Licht in das Zimmer.
    Abby atmete erleichtert aus. Kurz darauf griff Schwester Maria nach der Klinke von Zimmer 105 und öffnete auch diese Tür.
    Kein Schwarzer Mann sprang heraus. Niemand schrie: »Hab ich euch!« Kein Gespenst oder Monster tauchte, in grüne Nebel gehüllt, auf, um gleich wieder zu verschwinden.
    »Sind Sie sicher, dass diese Türen offen standen?«, fragte Schwester Maria.
    »Absolut.«
    Offenbar skeptisch zog die alte Nonne eine Braue hoch.
    »Haben Sie es nicht bemerkt, als Sie die Treppe heraufkamen?«, gab Abby zurück und betätigte selbst die Klinke einer Tür.
    Wie geölt schwang sie auf. Zimmer 104 war leer.
    »Ich habe nicht darauf geachtet.«
    Abby schritt den Flur entlang, öffnete Türen und spähte in die Zimmer. Den Raum, der direkt unter dem ihrer Mutter lag, bewahrte sie sich bis zum Ende auf. Schließlich trat sie auf diese letzte Tür zu, biss die Zähne zusammen und drückte mit einem Ruck die Klinke hinunter.
    Die Tür klemmte.
    »Nun komm schon!« Wütend warf sie sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen das Holz. Da schwang die Tür nach innen auf und gab den Blick

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