Shkarr (German Edition)
stellte seine Ohren nach vorn und senkte beleidigt die Barthaare.
‚Ich habe die Vorräte nicht geplündert. Ich bin doch nicht verfressen!’, kam es schmollend.
Krischan lachte leise. ‚Na dann kann ich auf ein Frühstück hoffen.’ Eine leise Melodie summend spazierte er ins Bad und entledigte sich dabei elegant seiner Kleider.
Shkarr schaute ihm entgeistert hinterher. Dann ließ er sich von der Fröhlichkeit anstecken. Krischans lustiges Lied war ein guter Anlass, um die restlichen Schatten des Albtraumes endgültig zu Staub zerfallen zu lassen. Da er schon laut verkündet hatte, dass es kein Problem war, sollte er es sich auch nicht so schwer machen.
Beschwingt tänzelte er in die Küche und machte den Kühlschrank auf. Frühstück wollte der Mensch haben. Somit galt es, einige Vorbereitungen zu treffen. Die Melodie gedanklich nachsummend, zischte er durch die Küche und suchte alles zusammen, was seiner Meinung nach für ein ausgiebiges Frühstück infrage kam, wenn man dafür mehr als zwei Stunden Zeit hatte.
Krischan kam nach einigen Minuten mit einem breiten Grinsen aus dem Bad und sah, wie Shkarr auf zwei Beinen den Tisch deckte. Dieser hatte sich wirklich ins Zeug gelegt. Nicht nur Obst, auch rohes und gekochtes Fleisch, gekochte Eier, ein kleiner Salat und die Reste von Kuchen lagen und standen liebevoll zusammengestellt auf dem kleinen Tisch im Wohnzimmer. Die Vorliebe für Gebackenes hatte Krischan für sich entdeckt. Shkarr mochte nichts daran finden und überließ es gern dem Menschen.
„Das sieht toll aus“, lobte Krischan begeistert. Schnell verschwand er im Schlafzimmer und suchte sich dort etwas Bequemes zum Anziehen. Mit Begeisterung machten sich kurz darauf beide über das Essen her. Nach einer Weile zufriedenen Schweigens betrachtete Shkarr Krischan, während er noch kauend über den Geschmack von Geflügel sinnierte.
‚Du hast das also ernsthaft gemeint, als du sagtest, dass du mir helfen würdest?’, begann er leise.
Krischan hielt inne und schaute den Kater fragend an. ‚Hast du geglaubt, ich lüge?’
Shkarr wiegte leicht den Kopf und schloss die Augen. ‚Nein, es fühlte sich ehrlich an. Aber ich habe keine Erfahrung darin, was sich wie anfühlt bei den Menschen und auch wenn ich ihre Gedanken lesen kann, so hatte ich nicht selten den Eindruck, es gibt da noch den Gedanken hinter dem Gedanken. Es ist seltsam zu beschreiben.’ Er öffnete wieder seine Augen und sah Krischan an. ‚Ich denke nicht, dass sie wirklich wissen, dass sie lügen. Es scheint ihnen nicht bewusst zu sein. Zumindest meistens nicht.’
Krischan kaute weiter und versuchte zu verstehen.
‚Aber du bist doch mit mir verbunden. Eigentlich müsstest du spüren, wenn ich noch andere Gedanken habe’, wandte er ein.
Shkarr verneinte kurz, dann erklärte er: ‚Du hattest dich darüber aufgeregt, ich könnte alles bei dir lesen. Da habe ich einfach versucht, mich zurückzuhalten, soweit es ging. Nein, ich lese nicht alles, was du denkst. Davon abgesehen: Hast du eine Ahnung, wie viele Gedanken du pro Tag so hast? Und dann alles auf einmal und völlig durcheinander. Wenn ich ständig vollständig in deinem Kopf wäre – und das müsste ich, um alles lesen zu können – dann wäre ich innerhalb weniger Minuten vollkommen wahnsinnig und würde ausrasten.’ Shkarr winkte ab. ‚Nein, ich habe deine Worte gehört. Aber ob du noch andere Gedanken dabei hattest, habe ich nicht bemerkt. Hätte ja sein können, du hast dich noch nicht wirklich entschieden. Aber anscheinend ist das nicht der Fall.’
Shkarr schnurrte zufrieden und Krischan schaute ihn verwirrt an.
„Anscheinend weiß ich noch weniger über dich, als ich angenommen hatte“, murmelte Krischan.
Shkarr richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf ihn und legte den Kopf schief. Dann lachte er leise. ‚Ich denke, das kann ich retour geben.’
Vergnügt widmete sich jeder von ihnen dem ausgezeichneten Essen und Krischan konnte es sich nicht verkneifen, ausschweifend den Koch zu loben, der brummend lieber einige Apfelspalten zwischen die Kiefer stopfte, als darauf eine Antwort zu geben. Krischan genoss es, den Kater ein wenig aufzuziehen und damit seine eigenen Sorgen zu vertreiben. Auch wenn Shkarr es sich vorgenommen hatte, das Frühstück auf zwei Stunden auszulegen, so machte Krischan bei diesem Marathon schon nach knapp einer Stunde schlapp und rieb sich den wohlgefüllten Magen.
„Das war gut“, seufzte er. „Aber so ein Schlemmen jeden
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