Shkarr (German Edition)
der beiden gewährte und die nun folgende Prozedur beschleunigte, wagte Krischan zu bezweifeln. Die zwei Männer sahen nicht so aus, als würden sie ihn schnell wieder gehen lassen, egal wie kooperativ er sich geben würde.
„Wohin geht es?“, meldete Krischan sich, in der Hoffnung mit ein wenig gepflegter Konversation die eigene daniederliegende Stimmung aufzuhellen.
„Seattle“, war die knappe Antwort.
Krischan zerfurchte die Stirn. Seattle war ganz bestimmt nicht der Sitz der SDA. Seine Annahme war also richtig. Doch wer kam aus Seattle? Ihm lag es auf der Zunge. Aber immer wenn er meinte, es zu wissen, entzog sich ihm seine Erinnerung.
Wer saß in Seattle, wiederholte er innerlich. Krischan biss sich auf die Lippen. Abrupt blieb er stehen. In Seattle war eine Unterabteilung der SDA. Sie befasste sich nur mit Hackerdelikten und er hatte, als er 14 Jahre alt gewesen war, einige sehr unschöne Erfahrungen mit ihr sammeln können. Als ehemaliger Hacker war es ihm dann später vom Gericht verboten worden, sich jemals Implantate setzen lassen zu dürfen. Daher war er nur ein normaler Mensch, der einen Computer bediente und kein Human-Link, der sich direkt mit den Computern und den Netzwerken mittels seines Gehirns in Verbindung setzen konnte.
Mit dem Urteil konnte er fast leben, auch wenn es demütigend war, wenn man sich als den besten Computer-Hacker überhaupt sah. Nur, die Zeit in Seattle in dem dortigen Gefängnis hatte er für immer aus seinem Gedächtnis streichen wollen und es war ihm auch fast gelungen. Bis jetzt!
Krischans Stehenbleiben blieb nicht lange unbemerkt und ein unsanfter Stoß ließ ihn vornüber nach Gleichgewicht rudern. In Krischans Magen bildete sich ein Klumpen, der ihm das Aufrichten erschwerte. Doch der Grund dafür lag nicht in der groben Behandlung.
„Laufen Sie oder wir bringen Sie zum Laufen“, zischte es drohend in seinem Ohr.
Krischan entschied, ganz schnell von hier zu verschwinden. Aber wie? Fieberhaft spielte er mögliche Strategien durch und verwarf sie als blödsinnig, nicht durchführbar, größenwahnsinnig und lachhaft. Er brauchte Zeit, und zwar in diesem Augenblick. Sie sich zu verschaffen, war die nächstliegende Aufgabe, die es zu lösen galt. Die Gedanken auf Flucht ausgerichtet, hetzte sein Blick durch die Halle, die sie gerade im zügigen, aber noch gesitteten Tempo durchschritten.
Ein kleines Schild wies den Weg zu einem besonderen Ort und gab Krischan damit eine Idee ein. Er räusperte sich. „Ich müsste mal auf die Toilette“, wisperte er und hatte das Gefühl in diesem Moment wie ein Dreijähriger zu klingen. Die finsteren Blicke der Beamten verstärkten dieses Gefühl und Krischan wäre am liebsten vor Scham in der Erde versunken. Doch jetzt war es ausgesprochen und ein Zurück gab es nicht.
Unwirsch und mit deutlicher Ungeduld suchten die Männer nach einer Toilette. Der Weg nach Seattle war weit und damit lang genug, um die Wahrscheinlichkeit beträchtlich zu erhöhen, dass ihr Gefangener auf die Polster ihres Fahrzeuges pinkeln würde. Die Agenten streiften Krischan mit verächtlichen Blicken, als er fast zur Toilette geschleift wurde. Beide Männer stuften ihn eindeutig als Schlappschwanz und Versager ein. Krischan war ganz bestimmt kein Gegner für die durchtrainierten Agenten.
Kaum hatten sie den Raum gestürmt, wurde Krischan in eine der kleinen Kabinen gestoßen und die Tür vor ihm wieder geschlossen. Leises Rascheln verriet ihm, dass die Männer davor Spalier standen und darauf warteten, dass er sein Geschäft beendete. Krischan wurde rot, als er daran dachte, was für Geräusche die Männer erwarteten, die er ihnen aber nicht gedachte zu liefern.
„Ähm.“ Krischan war sich nicht sicher, wie er die zwei wieder loswerden konnte. „Ich kann nicht!“, flüsterte er durch das trennende Türblatt. Krischan besaß genug Fantasie, um sich vorzustellen, wie seine unfreiwilligen Begleiter mit den Augen rollten.
„Spiel keine Spielchen!“, hörte er die genauso leise Erwiderung. „Wir sind vor der Tür und du brauchst dich nicht umzuschauen. Hier gibt es keinen anderen Weg für dich hinaus.“
Er hörte das leise Quietschen von Sohlen auf den blanken Fliesen, dann war Stille. Erleichtert atmete er auf. Mit fliegenden Händen durchwühlte Krischan seine Tasche. Genau wusste er nicht, wonach er suchte. Doch er hoffte auf einen Geistesblitz, der ihm zur Freiheit verhelfen würde. Beinahe wäre ihm dabei der Planer aus den Händen
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