Shkarr (German Edition)
hatte, als er über das Junge erzählte, das aus dem Labor an einen Züchter verkauft worden war. Wahrscheinlich war der Kanarra-Züchter damals der sicherste Ort gewesen, an den man einen echten Kanarra bringen konnte, um ihn zu verstecken. Es war also kein Zufall gewesen, dass Shkarr überlebt hatte. Ehe Krischan Cid von Shkarr erzählen konnte, hatte der jedoch zum Aufbruch gedrängt.
Gegen Nachmittag erwachte Krischan wieder. Ihm war, als hätte er die ganze Nacht durchgemacht und als ihm Cids Lebensgeschichte wieder einfiel, wusste er, dass dem auch so war. Steif rollte er sich auf die Seite und spähte zu Cids Lager rüber, welches schon verlassen war. Krischan fluchte leise. Wieso war der andere schon weg?
„Guten Abend, Schlafmütze. Ich dachte schon, dass du bis morgen früh schlafen willst.“ Cid stand grinsend am Eingang. „Hier, das konnte ich abstauben. Wenn du aber noch etwas haben willst, musst du wieder zur St.-Patrick.“ Er stellte ihm einen kleinen Topf vor die Füße.
Mit plötzlich erwachtem Hunger schlug sich Krischan den Magen voll, während sein Beobachter Mühe hatte, nicht in lautes Lachen auszubrechen. „Vergiss das Kauen nicht, sonst bleibt davon nicht viel im Magen“, riet er.
Als Krischan fertig war, sah er in Cids erwartungsvolle Augen. „Ich habe dir meine Geschichte erzählt, jetzt erzähl mir deine. Ich denke, das ist fair“, erklärte er geradezu feierlich.
Krischan nickte. „Ich denke auch. Ich glaube, ich habe das Junge von Kesz gefunden“, eröffnete er auch gleich ohne Umschweife.
Cid fiel der Kiefer runter und sein Gesicht beschrieb pure Verblüffung. Dann schlug er sich an die Stirn. „Natürlich“, rief er. „Du hast ja gesagt, dass du aufgrund eines Kanarras in die Sache mit hineingezogen wurdest. Wie viele Kanarras gibt es schon, wo so etwas passieren kann und die auch noch sprechen können? Warum habe ich nicht gleich daran gedacht!“ Cid lachte über sich selbst.
„Wo ist er? Wie geht es ihm?“, fragte er aufgeregt. Schnell verdüsterte sich sein Gesicht, als er die Situation bedachte, in der sich Krischan befand. „Er ist tot!“ Müde seufzte er auf. „Wie hätte es auch anders sein können?“
Krischan hob abwehrend die Hände. „Nein“, rief er. „Er ist nicht tot. Shkarr ist auf Kesz. Er ist zu Hause. Keine Sorge, ihm geht es gut.“
Cid bekam große Augen. „Zu Hause?“, flüsterte er, dann lachte er erneut und klopfte Krischan grob auf die Schultern. „Dann ist mein Versprechen erfüllt worden. Ja, genau ...“ Behände sprang Cid auf und Krischan war, als ob er tanzen wollte. „Das sind gute Nachrichten. Wirklich gute Nachrichten. Doch warum steckst du dann in solchen Schwierigkeiten?“
Krischan zuckte kurz die Schultern. „Ich weiß es nicht genau. Die Unterlagen geben darüber keine Auskunft. Als ich Shkarr noch hatte ...“
„Shkarr?“, wurde er unterbrochen. „Das hattest du schon mal gesagt. Er heißt also Shkarr. Weißt du, der einzige Kanarra, der einen Namen getragen hatte, war Kesz gewesen. Alle anderen hatten ihren Namen abgelegt oder nie einen Namen angenommen.“
Krischan sah ihn betroffen an.
„Aber erzähl weiter!“, forderte Cid Krischan auf.
„Ähm ... also, als Shkarr noch bei mir war, wusste ich nicht, dass die SDA mich noch immer oder schon wieder verfolgt. Ich war für ihn beim Labor eingebrochen und hatte die noch dort befindlichen Unterlagen runtergeladen. Auch wenn meine Akte bei der SDA darüber nichts hergibt, vermute ich in meinen Nachforschungen über die Kanarras die Gründe für deren Hartnäckigkeit. Wieso waren da eigentlich noch Akten, wenn sie doch alle vernichtet worden sind?“
„Das Harusch griff rechtzeitig ein“, erklärte Cid. „Das Archiv war ursprünglich sehr viel größer, und wenn alles in deren Hände gefallen wäre, dann hätten noch ganz andere ins Gefängnis gehen müssen.“
Krischan nickte. „Ja, wahrscheinlich. Es kann sein, dass sie mich deshalb verfolgen. Ich habe damals Bewährung bekommen für einen Einbruch in ein System, welches der SDA gehört. Vielleicht verfolgen sie mich deshalb noch, obwohl ich meine Strafe eigentlich erhalten habe. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.“
Cid krauste die Stirn und sah Krischan nachdenklich an. „Bei der SDA kann man sich nie sicher sein, was sie ausheckt. Ich denke, wir sollten feststellen, ob dich die SDA immer noch verfolgt oder sie es mittlerweile schon aufgegeben hat. Vielleicht musst du gar nicht von
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