Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
Vom Netzwerk:
hatte Moss auf diese Möglichkeit verzichtet. Vielleicht wollte er, dass seine entstellte Visage das Letzte war, was sie sah, bevor er sie umbrachte.
    Schließlich blickte Moss in ihre Richtung und prallte verdutzt zurück.
    Verdammter Mist! Sie hatte seine optimierte Sehfähigkeit vergessen. Sich im Halbdunkel herumzudrücken, war sinnlos; er nahm sie so deutlich wahr, als stünde sie am helllichten Tag direkt vor ihm. In seinen Augen glomm ein stumpfer Funke, und sein zu einem Lächeln verzogener Mund erinnerte an eine offene Wunde.
    Sie schlüpfte durch die Tür und hetzte den Weg zurück, auf dem sie hergekommen war; aufatmend erreichte sie den vorderen Barraum. Hier fühlte sie sich halbwegs sicher, denn sie konnte es sich nicht vorstellen, dass Severn ihr in aller Öffentlichkeit etwas antäte, und wenn nur aus Furcht, irgendwelche drastischen Aktionen seinerseits könnten sein lukratives Geschäft schädigen.
    Udo und Corso warteten immer noch in ihrer Nische; ihre Gesichter wirkten abgehärmt, die Körpersprache verriet, dass sie unter einer ungeheuren Anspannung standen. Die wenigen Minuten, in denen sie allein und im Ungewissen hier herumgehockt hatten, mussten ihnen vorgekommen sein wie eine halbe Ewigkeit.
    Im Raum hinter ihr erhob sich plötzlich Lärm; Schüsse knallten, gefolgt vom Knirschen zersplitternden Holzes, und etwas Schweres wummerte mehrmals gegen eine Wand. Aufgeschreckte Kunden starrten um sich, und das Stimmengemurmel an der Bar verstummte. Udo schickte sich an, sich von seinem Platz zu erheben …
    Die Tür, durch die Dakota die Bar betreten hatte, rüttelte in den Angeln, als werfe sich jemand mit voller Wucht dagegen. Ihre Implantate schnappten die Alarmzeichen und den blanken Zorn auf, die Severns Ghost abstrahlte, und sie bekam sogar Fragmente dessen mit, was er tatsächlich sah und hörte. Einen Moment lang fühlte sie sich, als befände sie sich an zwei Orten zugleich.
    Er will mich warnen, begriff sie; doch sie erkannte nicht nur den Hinweis auf die drohende Gefahr, sondern auch, wie infam er sie verraten hatte. Das alles geschah in Sekundenbruchteilen, während eines mentalen Datentransfers. Es war, als lege er kurz vor seiner Hinrichtung noch eine umfassende Beichte ab.
    Vierundzwanzig Stunden vor dem Eintreffen der Hyperion war Moss hier aufgetaucht; er hatte richtig getippt, dass Dakota sich auf dem Kernschiff befand und diesen Umstand für ihre Flucht nutzen würde. Gleich nach seiner Ankunft hatte Bourdains erfolgreichster Killer jede mögliche Kontaktperson aufgesucht, die sich auf diesem Shoal-Schiff befand, und bei Severn hatte er mitten ins Schwarze getroffen. Sie trafen eine Abmachung, wie sie simpler nicht hätte sein können: Severn sollte sie lediglich in falscher Sicherheit wiegen, und dafür durfte er seinen Job, seine Bar und sein Leben behalten.
    Leider war Moss in der subtilen Kunst des Verhandelns doch nicht so bewandert, wie er sich einbildete; Severn wiederum beging einen Fehler, als er versuchte, ihm Einhalt zu gebieten, als sich herausstellte, dass Moss ohne Rücksicht auf Verluste eine Schießerei anzetteln wollte. Das Wummern, das Dakota gehört hatte, stammte von Severns Körper, der immer und immer wieder gegen eine Wand geschleudert wurde.
    Plötzlich flog die Tür in ihrer Nähe auf, und sie stand Moss von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er streckte die Hände mit den elektrischen Handschuhen vor; zwischen den gespreizten Fingern tanzten und knisterten Funken.
    Ehe Dakota reagieren konnte, vernahm sie ein Krachen wie von einer Explosion, und Moss taumelte nach hinten, während aus einer Seite seines Kopfes eine rote Fontäne spritzte. Instinktiv warf sie sich auf den Boden und robbte in Richtung Ausgang.
    Rings um sie herum begannen Severns Gäste zu schreien und kämpften darum, sich aus der Schusslinie zu bringen. Das panische Gekreische vermischte sich mit der immer noch ohrenbetäubenden Musik und dem Heulen der erschreckten Mogs.
    Dakota hielt inne und blickte sich um. Zu ihrem Entsetzen rappelte Moss sich wieder hoch; offenbar hatte er nur einen Streifschuss abgekriegt. Eines seiner Ohren war zum Teil weggerissen, und Blut strömte über seine Wange und den Hals.
    Trotz seiner Verletzung stürmte Moss mit einer geradezu übermenschlichen Schnelligkeit in ihre Richtung und schlug mit einem elektrischen Handschuh nach Grigori, ehe der Boss von Severns Leibwache einen zweiten Schuss abfeuern konnte. Grigori brüllte vor Schmerzen, und dann pfiff

Weitere Kostenlose Bücher