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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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beschäftigen, und stürzte sich wieder mit aller Kraft in seine Arbeit. Er führte endlose Recherchen durch, analysierte jede verfügbare Information, versuchte, den Daten einen Sinn abzutrotzen; manchmal trieb ihn der Versuch, sich in den Geist und die Denkweise einer Spezies hineinzuversetzen, die bereits seit undenklichen Zeiten aus der Galaxis verschwunden war, geradewegs an den Rand der Verzweiflung.
    Dann passierte das erste von zwei seltsamen Ereignissen.
    Auf der Brücke befand sich ein Planetarium-Simulator, eines der modernsten Geräte, mit denen das Schiff ausgerüstet war. Besonders die aktualisierten Datenbanken waren für Corso von unschätzbarem Wert. An jenem Tag hatte er vor, mithilfe dieser Datenbanken die fragmentarischen Beschreibungen des Antriebs an Bord des Wracks zu checken und gegenzuchecken; denn aus den bruchstückhaften Darstellungen glaubte man entnehmen zu können, dass das abgestürzte Raumschiff aus einer fremden Galaxie stammte.
    Als Corso die Brücke betrat, stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass Mala schon in dem Interface-Sessel saß und exakt das Planetarium-Programm aktiviert hatte, mit dem er selbst arbeiten wollte. Die Paneele des Sessels waren ordentlich am Sockel zusammengefaltet; Mala kehrte dem Eingang den Rücken zu, deshalb sah sie ihn nicht kommen.
    Unterdessen hatte das Programm die Brücke in eine Milchstraße verwandelt, aus der Perspektive irgendeiner Gottheit gesehen. Sternencluster schwebten an Corsos Nase vorbei, während sie um Mala kreisten. Ähnliche Bilder füllten den gesamten Raum.
    Während er dastand und schaute, schrumpfte die Milchstraße jählings zusammen; Malas Blick richtete sich in die Ferne, und sie zoomte die weiter liegenden Gebiete heran, bis die beiden Magellanschen Wolken, kleine Galaxien, die das Milchstraßensystem begleiten, detailliert ins Sichtfeld rückten. Corso erschrak, als aus der Großen Magellan sehen Wolke plötzlich Trajektorie-Kurven wie Blitze hervorschossen, sich immerzu multiplizierten, bis Abertausende solcher Linien tief in das Zentrum der Milchstraße hineinreichten.
    Fasziniert trat er vor. Diese Entwicklung kam seinen eigenen Hypothesen über den Ursprung des fremdartigen Raumschiffs ziemlich nahe.
    Und dennoch …
    Das konnte unmöglich ein Zufall sein … Aber wie sollte Mala von der Existenz dieses Schiffs erfahren haben, geschweige denn in den Besitz von Corsos akribisch gesammelten Forschungsergebnissen gelangt sein?
    Wie auch immer sah er vor sich den Beweis dafür, dass Mala von dem Wrack wusste; anders vermochte er sich die Bilder, die mitten auf der Brücke durch die Luft geisterten, nicht zu erklären.
    Jählings schaltete sich die Simulation aus, und die Brücke bot wieder den üblichen nüchternen, funktionalen Anblick. Corso ging weiter, sich dem Interface-Sessel von der Seite nähernd …
    Und prallte erschrocken zurück.
    Mala lag zusammengesunken auf dem Sitz; ihr Haupt lehnte schlaff an der Kopfstütze, der Unterkiefer war nach unten gesackt, und aus dem Mund floss Speichel, als sei sie nicht bei Sinnen. Die Augen waren verdreht, offensichtlich nahm sie von ihrer Umgebung nichts wahr. Entgeistert starrte er auf die junge Frau.
    Als sich ihr Blick dann unverhofft auf ihn fokussierte, beschlich ihn ein geradezu unheimliches Gefühl. Ihm war, als glotze ihn eine nichtmenschliche Kreatur an. Später, nachdem er Zeit gehabt hatte, über diese Szene nachzudenken, glaubte er sich zu erinnern, dass sich Malas Gesichtsmuskeln auf eine sonderbare, für sie völlig unnatürliche Weise bewegt hatten. Wie wenn jemand oder etwas für kurze Zeit in ihren Körper geschlüpft wäre.
    Selbstverständlich schloss er nicht aus, er könnte sich geirrt haben; der Eindruck hatte nur einen flüchtigen Moment gedauert. Nichtsdestotrotz wurde er das beklemmende Gefühl nicht los, er sei Zeuge von etwas geworden, das nicht für seine Augen bestimmt war.
    Dann klärte sich Malas Blick, und sie bewegte den Kopf wie jemand, der gerade aus tiefem Schlummer erwacht. Sie blinzelte und gönnte ihm ein merkwürdiges Lächeln, als sei sie angenehm überrascht, ihn vor sich zu sehen.
    »Was haben Sie denn da gemacht?«, erkundigte sich Corso in bewusst beiläufigem Ton. Das waren mehr Worte, als er während der vergangenen Tage insgesamt zu ihr gesagt hatte.
    »Ich …« Ihre Miene verfinsterte sich kurz, als falle es ihr schwer, sich zu erinnern. »Ach, das war nur routinemäßiges Zeug. Ich musste ein paar der Schiffssysteme

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