Shoal 01 - Lichtkrieg
Dakota grinste breit. Er brauchte gar nichts zu sagen, sie wusste auch so, dass er ebenfalls von derselben Heiligen Sache durchdrungen war wie sie.
Sie alle bildeten jetzt eine Gemeinschaft; Uchidas Erbe hatte sie vor sich selbst gerettet. Aus purer Freude begann Dakota zu weinen, und in der grimmigen Kälte gefroren die Tränen auf ihren Wangen.
Bereits in wenigen Minuten hätte das erste Fahrzeug aus der Kolonne sie erreichen können, doch hinter ihr war die Straße von dem abgestürzten Orbitaltransporter völlig blockiert. Der sich nähernde Konvoi schien zur Hauptsache aus Fahrzeugen zu bestehen, die notfalls auch querfeldein fahren konnten, aber in diesem Augenblick stand Dakota zwischen ihnen und der nächsten Freistaatlersiedlung im Westen.
Wieder blickte sie zu der besudelten Statue hoch und fühlte nichts außer einem Groll, weil man sie dermaßen geschändet hatte.
Aus der Richtung, in der unweit von ihr Qualmsäulen den Himmel verfinsterten, kamen über die Ebene drei Gestalten auf sie zu. Sie spürte, dass alle drei Maschinenköpfe waren, und bei ihnen war Chris Severn. Schließlich hob er eine Hand und winkte ihr zu. Dakota winkte zurück und rief einen Gruß, während sich ihr Mund unter der Atemmaske zu einem glücklichen Lächeln öffnete.
Das Rattern von Motoren wurde lauter. Der Fahrer des Bodentransporters, der den Konvoi anführte, musste mittlerweile gesehen haben, dass die Straße blockiert war. Die Kolonne war weit auseinandergezogen; das nächste Fahrzeug quälte sich in einem Abstand von mehreren Kilometern hinter dem ersten Wagen her, und deshalb waren es doch nicht so viele Vehikel, wie sie zuerst angenommen hatte. Vielleicht rollten insgesamt ein Dutzend heran, doch dafür hatten sie eine wahrhaft beachtliche Größe; es handelte sich um riesige, mehrstöckige Transporter mit wuchtigen Ballonreifen. Sie sah, dass einer vorsichtig von der Straße abbog und langsam in Richtung Südwesten holperte.
Als die näherkommenden Maschinenköpfe im Laufschritt auf Dakota zueilten, drosselte der erste Transporter beim Erreichen der Absturzstelle sein Tempo; die silberne Panzerung des Wagens blitzte im grellen Sonnenlicht. Hinter den großen Fenstern, die ihr zugekehrt waren, konnte sie Silhouetten von heftig gestikulierenden Menschen ausmachen. Diese Leute sahen aus wie typische Freistaatler – Männer, Frauen und eine erkleckliche Schar von Kindern.
In der Ferne erschien wieder der Engel; mit dem Schwert in der Hand schritt er über den Horizont auf Port Gabriel zu. Seine Gewänder und das Gesicht wirkten durch die Entfernung verschwommen.
Dakota blickte in die Richtung, aus der ihre Gefährten kamen, und merkte, dass die anderen Maschinenköpfe dasselbe sahen wie sie.
Der Engel sprach zu ihr.
‹Wie lautet dein Name, Kind?›
Ich heiße Dakota, mein Gebieter.
‹Verrätst du mir, wo die restlichen Truppen der Freistaatler sich aufhalten? Und wie viele Angehörige des Konsortiums an Bord der Schiffe sind, die derzeit im Orbit kreisen?›
Dakota versuchte, ihre Ghost-Implantate zu befragen, aber die reagierten nicht wie sonst. Laute, wütende, flehende Stimmen entluden sich über eine der Mil-Komm-Frequenzen, übertönten vorübergehend ihre Gedanken und verlangten in energischem Ton von ihr, sie solle sich gefälligst an ihre Gehorsamspflicht erinnern.
Sie wollte diesen Stimmen nicht länger zuhören und kappte die Verbindung.
Ich weiß es nicht, antwortete sie. Ich weiß es nicht. Ich … ich habe keine Möglichkeit, es festzustellen.
‹Aber du musst es mir sagen! Ich verlange von dir, dass du … Was?›
Mein Gebieter?
In Dakotas Kopf machte sich ein Geräusch breit, das sich ungefähr anhörte wie eine halblaut geführte Konversation. Eine der Stimmen gehörte eindeutig dem Engel, und offensichtlich stritt er sich mit jemand.
Etwas … etwas stimmte nicht. Dakota stöhnte und presste beide Hände gegen ihre Schläfen.
‹Wir verlieren sie.›
Was? Dakota vermochte nicht zu entscheiden, wer gerade mit ihr gesprochen hatte. Sie …
Ein starker Impuls von Glückseligkeit durchströmte ihre Gedanken. Ihr Wunsch, ihren neu gefundenen Glauben zu verteidigen, festigte sich wieder.
‹Dakota.›
Jetzt wandte sich abermals der Engel an sie. Und alles war wieder in Ordnung.
‹Dakota, wenn du uns nicht mehr berichten kannst, dann hast du deinen Gott enttäuscht.›
Lähmendes Entsetzen. Was?
‹Wenn du uns keine nützlichen Informationen lieferst, dann kannst du nicht ins
Weitere Kostenlose Bücher