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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Gardner.«
    »Halt, keinen Schritt weiter! Halt, habe ich gesagt, verdammt noch mal!« Gardners Miene glich einer Gewitterwolke. »Wenn Sie mir nicht gehorchen, dann werde ich Sie …«
    Trotz der stechenden Schmerzen, die durch Corsos Körper rasten, musste er unwillkürlich lachen, als er. sah, wie Gardner in ohnmächtiger Wut die Fäuste ballte. Corso wusste, dass er von diesem Mann nichts zu befürchten hatte, denn ihm war schon längst klar geworden, dass Gardner vor jeder körperlichen Konfrontation zurückschrecken würde. Dieser Mann war ein Feigling durch und durch, dachte er verächtlich.
    »Sie können nirgendwohin«, fuhr Gardner in beinahe flehendem Ton fort. »Es gibt Dinge, die sind schlimmer als der Tod, Mr. Corso. Diese Leute, von denen Sie so abfällig reden, sind Ihresgleichen – das müssten Sie doch wissen.«
    »Dass diese Frau und ich sterben würden, war beschlossene Sache, als wir den ersten Schritt in die Hyperion setzten«, erwiderte Corso mit eisiger Ruhe. »Und tun Sie jetzt nicht so überrascht – dass man uns umbringen würde, sobald man uns nicht mehr brauchte, stand von Anfang an fest. Das wussten Sie ganz genau, etwas anderes brauchen Sie mir gar nicht vorzumachen.«
    Endlich gelang es ihm, Dakota in den Korridor zu bugsieren, der an die Brücke anschloss. »Aber über einen Punkt sollten Sie noch einmal gründlich nachdenken, Mr. Gardner. Sie sind genauso entbehrlich, nachdem man sich Ihrer Ressourcen und Ihrer Kontakte bedient hat. Bilden Sie sich etwa ein, mit Ihnen würde man gnädiger verfahren als mit uns?«

Kapitel Einundzwanzig
    Kolonie Redstone
    Konsortium-Standardzeit: 03.06.2538
    Port-Gabriel-Zwischenfall +25 Minuten
    Von der Mitte des Highways aus starrte Dakota auf die Kolonne der sich nähernden Fahrzeuge, mit einer Hand die Augen gegen die grelle Sonne beschirmend.
    Zum ersten Mal bemerkte sie die Statue, die auf einem schulterhohen Sockel am Straßenrand stand. Die Statue selbst war nicht höher als vielleicht zwei Fuß, als wäre eine winzige Figur auf die Spitze des Granitsockels geklettert, um die bronzenen Arme entweder im Triumph oder vor Verzweiflung gen Himmel zu recken.
    Obwohl sie diese Statue noch nie zuvor gesehen hatte, vermochte sie sie auf Anhieb zu identifizieren.
    Das Seltsame an dieser jähen Erleuchtung war jedoch die Tatsache, dass sie bis vor wenigen Minuten weder die Bedeutung dieser Statue noch die Person, die sie darstellte, gekannt hatte -es handelte sich um Dinge, die sie gar nicht hatte wissen können! In einem solchen Zustand der Ignoranz hatte sie sich befunden, ehe die Uchidaner ihr aufgezeigt hatten, was die Anhänger dieser Religion als ihre Heilige Sache, ihre Heilige Pflicht betrachteten.
    Jetzt wusste sie, dass die Statue Belle Trevois verkörperte, die kindliche Märtyrerin. Die Figur war stilisiert, das Gesicht glatt und ohne Ausdruck, der Körper eckig. Hinter ihr loderten eiserne Flammen hoch, die sie einrahmten wie Sonnenstrahlen.
    Die Statue war das Opfer von hemmungslosem Vandalismus geworden. Irgendwelche Freistaatler hatten sie mit Graffiti beschmiert, sie las Vulgaritäten wie: Man hat dir ins Hirn geschissen, du abgefuckte Hure oder Du sollst in der tiefsten Hölle schmoren. Die stilisierten Metallflammen waren zerschmettert und verbogen, und die Werkzeuge, mit denen man die Statue beschädigt hatte, lagen noch neben dem Sockel im Gras: alle möglichen verrosteten Geräte und jede Menge Gesteinsbrocken.
    Neue Informationen wurden in ihr Gehirn eingespeist, getragen von der sanften, zärtlichen Stimme eines Engels. Sie erfuhr, dass vor langer, langer Zeit an genau dieser Stelle ein Orbitaltransporter mit Namen Belle Trevois abgestürzt war. Die Menschen, die dabei ums Leben gekommen waren, waren geradewegs in Gottes schützende Umarmung eingegangen.
    Sich in die göttliche Geborgenheit zu begeben, war etwas, worauf sie sich freuen durfte, sowie ihre Aufgabe hier erfüllt war.
    Die lockere und oft umkämpfte Grenze, die das Gebiet der Freien Demokratischen Gemeinschaft von dem Territorium der Uchidaner trennte, lag fünfundsiebzig Kilometer weiter östlich. Port Gabriel, die Siedlung der Freistaatler, befand sich laut den Angaben, mit denen Dakotas Ghost sie futterte, nur dreizehn Kilometer von ihrem derzeitigen Standpunkt entfernt.
    Und aus exakt der Richtung, in der Port Gabriel lag, kam nun die Fahrzeugkolonne auf sie zu.
    In ihrem Hinterkopf machte sich ein vertrautes Prickeln bemerkbar. Chris Severn! Er lebte noch.

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