Shoal 01 - Lichtkrieg
etwa eine Kopie des Shoal-Mitglieds, wie sie behauptete.
Aber Dakota wehrte sich keineswegs gegen den schwarzen, schleimigen Film, der sie von oben bis unten einhüllte; sie schlug nicht um sich, wie man es von jemandem erwarten würde, der Angst hatte zu ersticken oder körperliche Qualen erlitt. Ganz deutlich sah er, wie sich ihre Brust in völlig normalen, ruhigen Atemzügen hob und senkte.
Er bezwang seine Furcht, streckte vorsichtig den Arm aus und griff nach einem Zipfel ihrer Jacke. Die anderen würden nach ihnen suchen; es war nur eine Frage der Zeit, bis sie anfingen, den Frachtraum zu durchkämmen, weil sie sie im ganzen übrigen Schiff nicht gefunden hatten. Er schleifte Dakota in die gigantische Halle und lotste sie mühsam in Richtung der Piri.
Während er sich abquälte, Dakota zu ihrem Schiff zu schleppen, öffnete sich automatisch die äußere Luftschleuse.
Sobald sie sicher im Schiffsinneren waren, streifte sich Corso den Kopfteil seines Anzugs ab und schnappte nach Luft; es dauerte eine Weile, bis er wieder zu Atem kam. Sein ganzer Körper schmerzte, und bei jedem Luftholen tat ihm die Lunge weh, bis er dazu überging, leicht und flach zu atmen. Allmählich merkte er, wie er sich erholte, und auch die Schmerzen flauten ein wenig ab.
Dakota, die das Bewusstsein immer noch nicht wiedererlangt hatte, driftete von ihm weg, bis sie von einem mit Fell überzogenen Schott aufgefangen wurde. Zu seinem Erstaunen zog sich das schwarze Öl, das ihre Haut überzogen hatte, wieder zurück; es schien, als sickere es in eine Art Behältnis ein, das sich im Inneren von Dakotas Körper befinden musste.
Hektisch sah er sich nach etwas um, mit dem er sie fixieren konnte, falls sie abermals gewalttätig würde. Dann kam ihm eine Idee. Er lotste Dakota auf die Andruckliege und wickelte das netzartige Sicherungsgeschirr fest um ihre ausgestreckte Gestalt. Als er sie anfasste, merkte er, dass ihre Haut sich klamm anfühlte, aber ihre Atmung kam ihm normal vor. Zum Schluss bog er ihr die Arme auf den Rücken und fesselte sie mit einem losen Stück des Netzes bei den Handgelenken.
»Bitte binden Sie Dakota wieder los.«
Es war die Piri Reis, die mit ihm sprach. »Bitte befolgen Sie meine Anweisung«, fuhr die Stimme fort, »oder ich sehe mich genötigt, Zwangsmaßnahmen gegen Sie zu ergreifen.«
»Ich bin es, Lucas Corso. Dakota ist verletzt. Ihr Ghost funktioniert nicht einwandfrei.«
Er ließ sich gegen eine Wand treiben und hielt sich an einem Handgriff fest, um nicht weiter zu schweben. »Dakota erteilte mir die notwendige Sonderbefugnis, die mir Zugriff auf sämtliche Programme und Protokolle gewährt. Du kannst meine Kommandos akzeptieren.«
Dakota murmelte etwas Unverständliches und wehrte sich gegen ihre Fesseln.
»Nichtsdestotrotz fordere ich Sie auf, die Eignerin dieses Schiffs unverzüglich loszubinden. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich über die Mittel verfüge, Gewalt anzuwenden, notfalls mit tödlichem Ausgang für die Zielperson meiner Disziplinarmaßnahmen.«
»Piri!« , brüllte er, außer sich vor Wut und Frustration. Er hatte sich verdammt abgequält, um Dakota heil in den Frachtraum und in ihr Schiff zu befördern, und nun das! »Sieh dir die Brückenprotokolle an. Informiere dich über das, was vorhin dort passiert ist. Ich bin derjenige, der Dakota aus diesem Chaos herausgeholt hat!«
»Ich initiiere jetzt Gegenmaßnahmen. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich über die Mittel verfüge …«
»Hör mir doch endlich zu, verflucht noch mal! In Dakotas Ghost-Schaltkreise wurden zum Zweck der Manipulation verseuchte Routinen eingepflanzt!«
Corso driftete zu einem Programmier-Interface.
»Bitte rühren Sie dieses Interface nicht an.«
»Piri, vertrau mir ganz einfach. Bitte!«
Es hatte keinen Sinn, in flehendem Ton mit einer Maschine zu reden, aber Corso konnte nicht anders. »Wirf einen Blick in Dakota hinein und überzeuge dich selbst, ob ich recht habe oder nicht. Bilde dir ein eigenes Urteil.« Er streckte die Hand nach der Konsole aus und tippte mit der Fingerspitze auf den Schirm, der sich unter seiner Berührung aktivierte.
Halb hatte er erwartet, dass die Piri ihn sofort umbringen würde wie eine Fliege, aber nichts tat sich. Offenbar drang immerhin so viel von dem, was er sagte, durch die Sperre der Sicherheitsalgorithmen, dass das Schiff zögerte, zu drastischen Mitteln zu greifen. »Ich rufe die Datenspeicher-Signaturen von dem Zeitpunkt auf, in dem die Hyperion
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