Shoal 01 - Lichtkrieg
unterwandert wurde. Vergleiche sie mit den Datensignaturen in Dakotas Implantaten, und dann sage mir, was du davon hältst.«
Mehrere Augenblicke verstrichen.
»Ich entdecke Korrelationen mit den verseuchten Routinen«, verkündete die Piri Reis. »Bitte warten Sie.«
Plötzlich zuckte Dakotas Kopf nach hinten, als durchliefe sie ein starker elektrischer Strom. Ihre Kiefer verkrampften sich, während sie unbewusst die Zähne zusammenbiss, und ihr Gesicht verzog sich zu einer grotesken Grimasse. Ihre Arm- und Nackenmuskeln malten sich wie Stahlkabel unter der Haut ab.
»Piri!« Dakota gebärdete sich, als leide sie an einem heftigen Anfall. »Piri, stop! Was tust du …?«
Ihre Augen traten hervor, als wollten sie aus den Höhlen quellen, und so etwas wie ein Schrei versuchte sich durch ihre starren Kiefer zu entladen.
»Bleiben Sie, wo Sie sind«, warnte das Schiff Corso. »Ich bin dabei, die eingedrungenen fremden Routinen aus Dakotas Implantaten zu entfernen.«
»Du bringst sie um!«, keuchte er.
»Sämtliche physischen Reaktionen, die Sie sehen, sind ausschließlich das Resultat von Nervenschocks, die durch die Analyse und den Extraktionsprozess hervorgerufen werden.«
Corso driftete zu der Andruckliege und versuchte, das Netz zu lockern, das Dakota festhielt. Was auch immer die Piri gerade unternahm …
Etwas Hartes prallte gegen seine Stirn, und im nächsten Augenblick fand Corso sich am hinteren Ende der Kabine schwebend wieder.
»Bitte halten Sie Abstand«, ermahnte ihn die Piri in der für eine Maschine üblichen, seelenlosen Gelassenheit. »Falls Sie meine Warnung missachten, wird das nächste Geschoss tödlich sein.«
Während Corso fieberhaft nachdachte, wie er das Schiff überlisten konnte, massierte er seine schmerzende Stirn; flüchtig fragte er sich, womit das Schiff auf ihn geschossen hatte. Als er sich suchend umblickte, bekam er gerade noch mit, wie etwas Silbernes, winzig Kleines in einer Wandöffnung verschwand. Die Lücke schloss sich sofort nach dem Eindringen des Objekts, und keine Spur deutete mehr darauf hin, dass sich an dieser Stelle eine Art Schießmechanismus befand.
Wieder bäumte Dakotas Körper sich auf, und zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen stieß sie kreatürliche Laute aus.
»Erlaube mir wenigstens, dass ich Dakota in die verdammte Medbox bringe, Piri!«
»Medizinische Versorgung ist nicht nötig.«
Bei dem nächsten Schock, der Dakota durchlief, bildete sich Schaum vor ihrem Mund. Allein vom Zusehen wurde Corso übel, und er wandte den Blick ab.
Plötzlich fing sie gellend an zu kreischen; ihr ganzer Körper wölbte sich in einem starren Bogen, als hätte man sie unter Starkstrom gesetzt, doch dann verstummte sie und sackte wieder auf die Liege hinab.
Corso starrte auf die still daliegende Gestalt; vor Aufregung war sein Mund wie ausgedorrt.
»Der Säuberungsprozess ist beendet«, verkündete das Schiff.
»Und wie geht es ihr jetzt?«
»Eine gründliche Analyse ist erforderlich, um festzustellen, ob ihre kürzlich erlittenen Kopfverletzungen zu einem Gehirnschaden geführt haben. Die ihr aufgezwungenen Fremdroutinen wurden allerdings zerstört.«
Eilig befreite er Dakota aus den Fixiergurten. In seinen Armen fühlte sie sich an wie eine zerbrochene Puppe, als er sie unbeholfen in die schrankgroße Zelle bugsierte, in der die sargförmige Medbox untergebracht war.
Er riss ihr die Kleider vom Leib und klappte die Tür der Medbox auf. Die reagierte umgehend, indem sie Dakotas Körper mit schmalen, hellen Sensoren umhüllte, während er sie in die Box legte. Nadeln schoben sich unter ihre Haut, während andere Sensoren ihre Muskeln abtasteten. Angewidert trat Corso einen Schritt zurück; die Sensoren erinnerten ihn an die Tentakel, die aus den Wänden des fremden Sternenschiffs gesprossen waren.
»Piri, du musst mir vollen Zugriff auf deine Kontrollsysteme gewähren.«
»Das darf ich nicht.«
»Verdammt noch mal! Piri, ich …«
»Corso …«
Ihre Stimme klang schwach, aber voll neu erwachter Hoffnung blickte er auf Dakota hinunter. Ihr Blick war immer noch verschwommen, doch sie bemühte sich, ihm ins Gesicht zu schauen. Dann sah er, wie ein Sensor in eines ihrer Nasenlöcher kroch und ein weiterer sich in ihren Mund hineinschlängelte und von dort aus tief in den Rachen eindrang. Eine kurze Weile wand sich Dakota und fing an zu würgen, ehe sie sich wieder entspannte. Tröstend legte er eine Hand auf ihren Arm. Der körperliche Kontakt schien sie
Weitere Kostenlose Bücher