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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Puls, aber vermutlich würde binnen weniger Minuten der Exitus eintreten. Vielleicht war es das Beste so.
    Langsam stand sie auf und betrachtete mit wesentlich mehr Ruhe als noch kurz zuvor die Szene der Vernichtung. Dann setzte sie sich in Marsch, weg von dem ausgebrannten, immer noch qualmenden Fahrzeug, das Flüchtlinge beherbergt hatte, weg von dem abgestürzten Orbiter. Wie von einem inneren Kompass gelenkt, steuerte sie Port Gabriel an.
    In der Richtung, in der die Siedlung lag, stiegen nach wie vor Rauchfahnen auf; seit sie das letzte Mal einen Blick dorthin geworfen hatte, waren es sogar noch mehr geworden. Einmal blieb Dakota stehen und sah auf die Statue am Straßenrand, ein Mädchen, das in stummer Qual die Arme in den Himmel reckte. Es fing an zu regnen.
    Sie erinnerte sich an alles. Sie erinnerte sich an viel zu viel.

Kapitel Zweiundzwanzig
    Nach wenigen Minuten kam Dakota wieder zu sich. Corso spürte, wie sie sich an ihm festhielt, während er sie zu einem Service-Lift schleppte, der in das Zentrum des Gravitationsrades und die Schwerelosigkeit führte.
    Dakota murmelte etwas vor sich hin; sie lallte, und er konnte die einzelnen Worte nicht verstehen. Nach einer Weile öffnete sie die Augen und sah ihm ins Gesicht.
    »Corso?«
    Sie sprach undeutlich und sehr leise, aber vor Erleichterung hätte er am liebsten geweint. Wer oder was auch immer von ihr Besitz ergriffen hatte, übte keine Macht mehr über sie aus – wenigstens nicht in diesem Moment.
    »Komm weiter, Dakota. Nicht schlappmachen.« Er schleifte sie zum Aufzug, eine offene Plattform, die benutzt wurde, um Ausrüstungsgegenstände vom Mittelpunkt des Schiffs zum Rad und auf die Brücke zu befördern.
    Quälend langsam setzte der Lift sich in Bewegung, aber Corso merkte, dass die Schwerkraft rapide abnahm.
    Nachdem er Dakota aus dem Aufzug bugsiert hatte, fingen die Probleme erst richtig an. Er konnte sich am äußersten Ende eines Fallschachtes mit den Füßen von der Wand abstoßen und Dakota einfach mitziehen, doch er hatte keine Ahnung, wie er den dadurch gewonnenen Schwung ausnutzen sollte, um sie beide sicher an den gewünschten Zielort zu verfrachten. Wenn er allein gewesen wäre, hätte er mit Armen und Beinen rudern und sein Gleichgewicht finden können, aber Dakota, die wie ein Gewicht an ihm hing, erschwerte das gesamte Manöver. Und jedes Mal, wenn er dachte, er hätte den Bogen raus, fing sie unverhofft in seinem Griff an zu zappeln, und beide prallten gegen eine Wand.
    So ging das eine ganze Weile. Mehrmals warf er sich vor einem Aufprall schnell zwischen Dakota und die harte Oberfläche, damit sie sich nicht verletzte. Schon nach wenigen Minuten fühlte er sich, als sei er von zwei wütenden Riesen mit Fäusten aus Stein verprügelt worden.
    Dakota stöhnte und blinzelte; es schien, als nähme sie nun etwas mehr von ihrer Umgebung auf.
    »Zurück«, nuschelte sie. »Piri.«
    »Ganz recht, Dakota. Wir gehen zurück zur Piri.«
    Vor Erleichterung hätte er weinen können, als sie endlich den Komplex aus Korridoren und Schächten erreichten, der den Frachtraum umgab.
    »Corso …« Dakota wirkte immer noch wie benebelt. »Warte, ich …«
    »Wir sind gleich da.«
    Corso trug immer noch seinen Druckanzug. Nachdem er sich und Dakota in die Luftschleuse bugsiert hatte, die in den Frachtraum führte, bemerkte er zu seinem Schreck, dass die Luft zu früh aus der Kammer abgesogen wurde. Er geriet in Panik, als ihm klar wurde, dass die Zeit nicht reichen würde, um auch Dakota in einen Druckanzug zu zwängen, bevor der Luftdruck auf null gesunken war.
    Doch dann passierte etwas höchst Merkwürdiges. Blitzschnell breitete sich unter Dakotas Kleidung eine schwarze, ölige Substanz auf ihrer Haut aus, bis sie von Kopf bis Fuß damit bedeckt war. Selbst ihre Haare verschwanden unter dieser klebrigen Masse; der Stoff drang in ihre Nasenlöcher ein und ergoss sich tief in ihren Rachen, während sich über ihren leicht geöffneten Mund eine glatte Membran bildete. Sofort ließ er sie los und drückte sich halb fasziniert, halb entsetzt gegen die hintere Wand der Luftschleuse, während die Tür zum Frachtraum langsam aufschwang.
    Sein erster Gedanke war, dass es sich bei dieser öligen Substanz, die Dakota verschluckt hatte, um jene fremdartige Präsenz handelte, die ihrer Ansicht nach jetzt die Hyperion kontrollierte. Er glaubte, es sei irgendeine in flüssiger Form existierende Monstrosität, die sich in Dakotas Körper versteckte, und nicht

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