Shoal 01 - Lichtkrieg
Geschwindigkeit der Hyperion anzupassen.
»Warum feuern sie nicht?«, wunderte sich Corso.
»Weil es an Bord der Hyperion eine Menge wertvoller Informationen gibt. Jedenfalls glaube ich, dass das der Grund für ihre Zurückhaltung ist.«
»Ich rede nicht von den anderen Schiffen«, stellte Corso richtig. »Ich meinte den Senator. Er ist nicht der Typ, der sich kampflos ergibt.«
»Vielleicht lebt er schon längst nicht mehr«, wandte Dakota ein.
»So einfach ist der Dreckskerl nicht umzubringen. Und sieh dir das mal an.« Er deutete auf den Schirm, als die Detektorsysteme der Piri das Bild eines winzigen Schiffs auffingen und isolierten. Es handelte sich um eine Rettungskapsel, die aus dem Rumpf der Hyperion herausgeschossen kam.
»O ja, der Kerl ist nicht nur am Leben, er plant auch noch irgendeinen Coup«, kommentierte Corso grimmig, während er sich gespannt über den Schirm beugte.
Die Hyperion war grob auf einen Kollisionskurs mit dem Kommandoschiff der Flotte programmiert worden. Unter anderen Umständen hätte die Crew des gefährdeten Schiffs einfach einen neuen Kurs gesetzt, der sie außer Reichweite der Fregatte gebracht hätte. Doch sie mussten sich außerdem um die Agartha kümmern, die soeben drei Raketen mit Atomsprengköpfen auf sie abgefeuert hatte.
Bourdains Kommandoschiff steckte buchstäblich in der Klemme. Man musste in zwei unterschiedliche Richtungen gleichzeitig reagieren. Die Strahlenwaffen des Kampfkreuzers wurden pointiert und gezündet, und jede der drei Nuklearraketen explodierte in einem grellen Lichtblitz.
Trotzdem war es zu spät; die Crew des Kommandoschiffs hatte einen Moment zu lange gezögert. Die Triebwerke der Hyperion waren auf maximalen Schub gestellt, und infolgedessen war die Beschleunigung so hoch, dass kein Mensch, der sich noch an Bord befunden hätte, am Leben geblieben wäre.
Das Kommandoschiff versuchte in einem verzweifelten Manöver, der heranrasenden Hyperion auszuweichen. Und um ein Haar hätte es das auch geschafft.
Die Fregatte schoss nach vorn und rammte Bourdains Schiff, dessen Hülle unter dem Aufprall zerknitterte wie Papier; aus den Lecks quollen Wolken, als die Atmosphäre herausströmte. Einem im Weltall positionierten Betrachter wäre es vorgekommen, als verschmölzen die beiden Schiffe buchstäblich miteinander.
Unterdessen hatte die Agartha weitere Raketen abgefeuert, die gleichfalls die zwei Geleitschiffe zum Ziel hatten. Durch die Wucht des Zusammenstoßes mit der Hyperion detonierten die Fusionstriebwerke des Kommandoschiffs und setzten ihre gesamte Energie in einer einzigen, verheerenden Zündungsexplosion frei.
Lichtbänder breiteten sich über den gigantischen Rumpf der Hyperion aus und rasten vom Bug bis zum Heck, als die durch Magnetkraft zusammengehaltenen Energiezellen zerbarsten und rohes Plasma in den Raum spien.
Corso kaute nervös an seinen Fingerknöcheln, während er wie gebannt die Vorgänge auf dem Hauptschirm der Piri Reis verfolgte. Die Zerstörung der Hyperion und des größten Schiffs der gegnerischen Flotte hatte derart gleißende Explosionsblitze erzeugt, dass die Filter der Piri vorübergehend überlastet waren. Danach musste er sich eine Zeit lang mit den hereinkommenden Daten und dem Kommunikationsfluss begnügen, um sich eine Vorstellung von dem Szenario machen zu können.
Nach der Detonation der beiden Schiffe lieferten sich die Agartha und der Rest von Bourdains Flotte ein massives Feuergefecht. Die Agartha drosselte auf einmal ihr Tempo, während eines der beiden anderen Schiffe antriebslos im All driftete, durch einen Treffer in eine kreiselnde Bewegung versetzt. Das riesige Leck, das in der Außenhülle klaffte, ließ den Schluss zu, dass niemand an Bord die Attacke überlebt hatte. Die Hyperion und das Kommandoschiff hatten sich miteinander zu einer brennenden Masse verkeilt, die sich in langsamen Spiralen Theonas Oberfläche näherte, angezogen von der Schwerkraft des Mondes.
Corso wandte seine Aufmerksamkeit wieder ihrem Flug durch das Nova-Arctis-System zu. Die Piri Reis bewegte sich bereits mit enormer Geschwindigkeit; ihre vergleichsweise geringe Masse erlaubte es ihr, in einem beinahe unheimlichen Tempo von einer Welt zur anderen zu flitzen. Es bestand keine Gefahr, dass sie von fremden Schiffen, die vielleicht im Orbit von Newfall kreisten, abgefangen wurden; der Planet lag auf der anderen Seite des Systems, und allein die Entfernung schützte sie vor Entdeckung durch eventuell vorhandene
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