Shoal 01 - Lichtkrieg
Severn.
»Weil es dich nichts angeht«, erwiderte Dakota und lächelte ihn an. »Es war ohnehin nichts Ernstes.«
»Du hast recht, es geht mich wirklich nichts an. Und er hat dir nie etwas bedeutet?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin doch bei dir, oder?«
Severn schüttelte den Kopf und bugsierte sie zum Bett zurück. Zusammen sanken sie darauf und verkrochen sich unter den warmen Decken.
Später wachte Dakota auf und sah das graue Licht der Morgendämmerung, das sich durch die Fensterläden mogelte. Behutsam berührte sie ihre Schläfen, in denen immer noch der Kopfschmerz pochte.
Kapitel Zehn
Transjupiter-Raum,
Mesa Verde
Wenn es nach Josef Marados gegangen wäre, hätte man die Piri Reis binnen achtundvierzig Stunden nach Dakotas Abflug auf der Hyperion verschrottet und in Einzelteile zerlegt. Doch dann schnüffelte Dakota in Mesa Verdes Datenbänken herum und stellte fest, dass die Fregatte der Freien Demokratischen Gemeinschaft einhundertundachtzigtausend Kubikmeter Fracht laden konnte – der Stauraum war mehr als ausreichend, um ihr kleines Schiff zu verstecken.
Es kam sogar noch besser; die Hyperion war alt, die betagte militärische Hinterlassenschaft irgendeiner abgeschiedenen Kolonie. Ihre Sicherheitssysteme zu manipulieren, konnte nicht besonders schwer sein.
Während sie fieberhaft daran arbeitete, eine Möglichkeit zu finden, die Piri Reis zu behalten, ließ sie von ihrem Schiff die neusten Nachrichten abspulen; das grelle Logo des Ceres News Service blitzte pausenlos in dem engen Kommando-Modul auf. Sie brachten immer noch Bilder, die zeigten, wie Bourdains Rock zerbröselte.
Der auf Ceres stationierte Nachrichtensender strahlte eine Reihe von Interviews aus; man befragte jeden, der auch nur entfernt mit Bourdains Rock zu tun hatte. Zu Dakotas Entsetzen äußerte ein Kommentator den Verdacht, der Asteroid sei von einem verbrecherischen Maschinenkopf zerstört worden, den man darauf programmiert hätte, sich in Bourdains Rock einzuschleusen und die Bombe zu zünden.
Im ganzen System gingen die Sicherheitskräfte aufs Schärfste vor, um diesen Maschinenkopf zu finden, es wurden Sperren errichtet, und Dakota begriff, dass sie ungeheures Glück hatte, überhaupt in Mesa Verde eingelassen worden zu sein. Erst vor wenigen Tagen hatten die Menschen das gewaltige Ausmaß des Desasters ermessen können, und nun befand sich das gesamte äußere Sonnensystem in einem Zustand höchster Alarmbereitschaft.
Das erinnerte sie – völlig unnötigerweise – daran, dass sie schnellstens von hier wegmusste. Der Ort, an den sie sich flüchtete, konnte gar nicht entfernt und abgeschieden genug sein.
Bereit, Piri?
‹Sämtliche Details sind eingeloggt wie geplant. ›
Als sie die Piri Reis verließ, vermutlich zum letzten Mal, wühlte tief in ihrem Innern ein Schmerz. Aber wenn alles nach Plan verlief, konnte sie aus der Sache immer noch unbeschadet davonkommen.
Dakota und Josef waren noch unterwegs zu den privaten Eindockbuchten von Black Rock, da fing die Hyperion bereits an, mit ihr zu sprechen. Es begann als leises Summen im Hintergrund ihrer Gedanken – ein Geräusch, als fülle sich ein Auditorium am Ende eines langen Ganges mit Publikum. Doch schon bald stürmte ein langer, vertrauter Strom an Daten auf sie ein, wobei jede einzelne Information ihre volle Aufmerksamkeit verlangte: Belastung der Außenhülle, Fehler bei der Systemintegration, eine scheinbar endlose Kette von verfahrenstechnischen Fragen.
Ihr Ghost handhabte diese Datenflut mit einer durch viel praktische Erfahrung erworbenen Souveränität und ließ nur solche Probleme in ihr Bewusstsein vordringen, die wirklich relevant waren. Obwohl sie über die Fregatte noch keine physische Kontrolle ausübte, fühlte es sich ein bisschen so an, als schlüpfe sie in ein fremdes Kleidungsstück, das mit jedem Augenblick, der verging, besser passte.
Sie konzentrierte sich auf den Laderaum der Hyperion, aber die frischen Daten, die sie von der Fregatte erhielt und in ihre Implantate einspeicherte, wurden verschwommen, sobald sie zu erkennen versuchte, welche Fracht sie mit sich führten.
Auf einmal wurde ihr bewusst, dass Josef etwas zu ihr sagte.
»… die Sicherheits- und Leitsysteme bleiben blockiert, bis du bereit bist, das Steuer zu übernehmen. Die Passagiere werden dich über die Route und das Ziel aufklären, sie bestimmen, wohin die Reise geht. Trotzdem bist du – Mala Oorthaus – von Rechts wegen befugt, eine endgültige
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