Shoal 01 - Lichtkrieg
freue mich, dass Sie an unserem kleinen Abenteuer teilnehmen können.« Er ergriff ihre Hände und lächelte wie ein freundlicher Onkel, der seine Nichte begrüßt, die er lange nicht gesehen hat.
Oorthaus nickte höflich, doch ihr gekünsteltes Lächeln machte deutlich, dass sie sich unbehaglich fühlte. Corso gab sich Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken; die junge Frau verfugte offenbar über gute Überlebensinstinkte und eine solide Menschenkenntnis.
»Ich weiß, dass es für Sie keine leichte Entscheidung gewesen sein muss, mit uns Freistaatlern zusammenzuarbeiten«, fuhr Arbenz glattzüngig fort. Die beiden Mansell-Brüder beobachteten die Szene mit versteinerten Mienen und verschränkten Armen. Corso konnte sich recht gut ausmalen, was jetzt in ihren Köpfen vorging, und wenn Arbenz nur einen Funken Verstand hatte, würde er dafür sorgen, dass sie mit Oorthaus nicht zusammenkamen. »Aber ich glaube, dass Sie an den Vorkommnissen in Redstone nicht beteiligt waren.«
»Nein, damit hatte ich nichts zu tun, und ich bin dankbar dafür.«
»Und dennoch haben Sie sich uns angeschlossen«, salbaderte Arbenz weiter, »und Sie sind auch schon wieder ein Maschinenkopf. Verzeihen Sie, aber ich muss Ihnen einfach diese Frage stellen. Sagen Sie, war es wirklich so schrecklich, als Sie Ihre ersten Implantate verloren?«
Sie zögerte einen Moment. »Ich …« Als sie sich umblickte, gewann Corso den Eindruck, dass sie nicht viel Zeit mit anderen Leuten verbracht hatte. »Es war schwierig für mich, das gebe ich zu. Viele Maschinenköpfe …« Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf.
»Begingen Selbstmord?«, ergänzte Udo Mansell mit seinem grollenden Bass. Eine peinliche Stille trat ein. Ohne dass die Frau es sehen konnte, schoss Gardner den beiden Bodyguards wütende Blicke zu.
Arbenz wandte sich an die Brüder. »Udo, Kieran, ich möchte, dass Sie die Stücklisten noch einmal überprüfen. Wir sehen uns dann später.«
Nachdem die Männer sich entfernt hatten, entspannte sich Corso ein wenig. »Ich entschuldige mich für diese Entgleisung, Miss Oorthaus, aber die Brüder Mansell haben im Krieg Angehörige verloren.«
»Ist schon gut«, erwiderte Oorthaus. »Solange sie nur nicht versuchen, mir irgendwie in die Quere zu kommen.«
Arbenz schmunzelte, als sei er über diese Entgegnung höchst zufrieden. »Das werden sie natürlich nicht, aber hier an Bord sind sie für die Sicherheit verantwortlich, deshalb werden Sie mit ihnen kooperieren müssen.«
»Hören Sie, Senator …«
»Gregor, bitte.«
»Senator Arbenz, wollen Sie, dass ich diesen Job übernehme oder nicht? Wenn ich mit Leuten zu tun habe, die mir feindlich gesonnen sind, nur weil ich die bin, die ich bin, gefährdet das die Sicherheit Ihres Schiffs und Ihrer Expedition.«
»Mr. Gardner«, Corso bemerkte, wie der Senator beim Sprechen den Mann kurz ins Auge fasste, »kennt Josef Marados schon seit geraumer Zeit und hat mit ihm so manche Geschäfte getätigt. Ich vertraue David Gardner, der vertraut Josef, und Josef wiederum vertraut Ihnen, Miss Oorthaus. Deshalb können Sie auch mir vertrauen. Udo und Kieran arbeiten für mich, und sie werden sich hüten, etwas zu unternehmen, das die Mission gefährden könnte. Ein großer Teil der finanziellen Mittel, die der Freien Demokratischen Gemeinschaft noch geblieben sind, werden an die Shoal gehen. Die Hegemonie verlangt einen wahrhaft exorbitanten Preis, um eines ihrer Kernschiffe einen Umweg fliegen zu lassen, damit man uns in diesem neuen System aussetzen kann. Sie können sich vorstellen, wie bestrebt wir sind, keine Fehler zu begehen.«
»Josef sagte mir noch«, legte Oorthaus unbeirrt nach, »dass Sie ungeheuer viel verdienen werden, sobald die Shoal dieses neue System auf Dauer in eine dieser neuen transgalaktischen Handelsrouten integrieren, die sie für ihre Kernschiffe erschließen wollen.« Sie tat so, als denke sie einen Augenblick lang angestrengt nach. »Sind Sie sieben dass Sie mich auch angemessen bezahlen?«
Wieder musste Corso sich anstrengen, um nicht breit zu grinsen.
‹Erforsche die lokalen Systeme›, flüsterte die Piri Reis in ihr Ohr.
Als Dakota die vertraute mechanische Stimme ihres Schiffs hörte, fühlte sie sich gleich besser.
Sie befand sich allein auf der Brücke der Hyperion, eingerahmt von den Paneelen des Interface-Sessels, die einer Lotusblüte ähnelten. In dem Sessel war sie blind, taub und stumm, was ihre normalen Sinne betraf, doch über ihre
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