Shoal 01 - Lichtkrieg
Bodentruppen; längs der Peripherie dieser Manege reihten sich dicht an dicht alle möglichen Kommunikations- und Datensysteme.
Die bereits angespannte Atmosphäre hatte sich zusätzlich aufgeladen, als über Nacht die Anzahl der Stabsmitglieder um das Dreifache verstärkt worden war, und all diese Leute hetzten nun durch die Korridore. Pausenlos waren Debriefings im Gange, hinzu kamen endlose Strategiekonferenzen und Übungen. Seit ein paar Stunden veranstalteten die ständigen Landungen und Abflüge von orbitalen Personentransportern und Landungsschiffen einen permanenten Hintergrundlärm, der noch mehrere Tage und Nächte andauern würde.
Dakota stand auf einem erhöhten Laufsteg, der um die Zirkusmanege herumführte, und blickte hinunter auf eine Gruppe Befehlshaber der Freien Demokratischen Gemeinschaft, die sich mit Kommandeuren des Konsortiums unterhielten. Den Uniformen der Freistaatler haftete etwas seltsam Archaisches an, befand sie, während sie einen Mann beobachtete, der in gebieterischer Haltung, die Hände in die Hüften gestützt, regelrecht posierte.
Nach einer Weile merkte Dakota, dass dieser Freistaatler mit Josef Marados sprach, dessen hochrotes Gesicht zeigte, dass er sich über irgendetwas ärgerte. Sie empfand eine Spur Mitleid mit ihm, denn sie hatte zahlreiche Berichte über Begegnungen mit arroganten Freistaatlern gehört, die die unverschämtesten Forderungen an Leute stellten, die ihnen helfen wollten, ihren Krieg zu gewinnen. Die ruhige Ausstrahlung der Angehörigen des Konsortiums, die sich an dem aufgeregten Knäuel von Freistaatlern vorbeischoben, ließ das auftrumpfende Gebaren dieser militanten Gruppe umso krasser zutage treten.
Die Freistaatler ahnten ja gar nicht, wie lächerlich sie sich machten.
Dann sah sie den Alien zum ersten Mal; wie eine Geistererscheinung in einer Wasserblase schwebte er quer durch die Manege.
Shoal-Mitglieder waren im Allgemeinen genauso wenig zu übersehen wie ein Flöte spielender Elefant in einem Frack. Unter seinem Körper schnellten regelmäßig ein paar Tentakel hervor, schnappten nach kleineren Kreaturen, die zusammen mit dem Alien in der schwerelosen Kugel aus Wasser schwammen, und zogen sich hastig wieder ein, so dass sie nicht mehr zu sehen waren. Kurz darauf wurden aus der Unterseite des Aliens winzige, blutige Knorpel- und Knochenstückchen ausgespien, die das Wasser verunreinigten.
Josef unterbrach seinen Streit mit den Freistaatlern und begab sich unverzüglich zu dem Alien, gefolgt von seinem Untergebenen Ulmer. Begleitet wurde der Alien von einer Phalanx aus schwarz gepanzerten Elitebodyguards des Konsortiums.
Dakota erinnerte sich an etwas, das Severn am vergangenen Abend gesagt hatte: Irgendwann wird jemand herausfinden, wie ein Schwärm Fische es geschafft hat, über die Galaxis zu herrschen, ohne zu lernen, wie man ein Feuer macht.
Der Alien mitsamt seinem sich vergrößernden Gefolge rauschte quer durch die Zirkusmanege, ehe der ganze Trupp durch eine Tür verschwand, die in einen Teil des Komplexes führte, zu dem Dakota keinen Zutritt hatte.
Es war das erste Mal, dass sie einen leibhaftigen Shoal zu Gesicht bekommen hatte.
Tag und Nacht hatte sie in den Messesälen und provisorischen Kasernen Diskussionen darüber gehört, dass einzig und allein die restriktiven Kolonialverträge der Shoal schuld an dem aktuellen Konflikt seien. Die Vertreibung der Uchidaner aus ihrer ursprünglichen Kolonie schien völlig willkürlich und ohne einen ersichtlichen Grund erfolgt zu sein; deshalb fiel es leicht, die Shoal für die derzeit herrschende unglückliche Situation verantwortlich zu machen, ohne groß nach anderen Ursachen zu forschen.
Sie erkannte den Wachposten, der Aufstellung vor der Tür genommen hatte, durch die Josef und der Alien gerade gegangen waren. Kurz vor dem Abflug aus dem Orbit zur Planetenoberfläche war sie ihm bei einem Trinkgelage begegnet. Er hieß Milner. Er hatte den Fehler begangen, mit ihr und drei anderen Leuten gleichzuziehen, Glas für Glas, bis er im Koma unter dem Tisch in der Bar gelegen hatte.
Er grinste, als sie zu ihm trat. »Merrick, richtig? Mir brummt immer noch der Schädel.«
»Nenn mich Dakota«, bot sie ihm an. »Was hat dieser Alien hier zu suchen?«, fragte sie, mit dem Kinn auf die Tür deutend, die er bewachte.
Milner zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, warum dieses Ding hier ist. Und selbst wenn ich es wüsste …« Abermals hob und senkte er die Schultern.
»Ja, ja, ich weiß, du
Weitere Kostenlose Bücher