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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wenn ich einmal eine Karte von der Welt zeichnen würde, soweit sie uns bekannt ist.« Seine Worte überstürzten sich fast. »Wäre Euch das recht, wenn ich das täte?« Sie dolmetschte, was er gesagt hatte, und er sah einen Funken von Interesse in Toranaga aufleuchten.
    »Mein Gebieter sagt, ja. Ich werde nach Papier schicken.«
    »Vielen Dank. Aber im Augenblick geht es auch so.«
    Blackthorne erhob sich von seinem Kissen und kniete sich hin. Mit dem Finger fing er an, eine grobe Karte zu zeichnen – und zwar auf dem Kopf gewissermaßen, damit sie es besser sehen konnten. »Die Erde ist rund wie eine Orange. Aber diese Karte ist wie die Orangenschale, die man zu Ovalen aufschneidet, von Norden nach Süden, flach ausbreitet und unten und oben ein bißchen glättet. Ein Holländer namens Mercator hat vor zwanzig Jahren ein solches Verfahren entwickelt. Es war die erste genaue Weltkarte. Wir können sogar danach navigieren – oder nach seinem Globus.« Kühn zeichnete er die Erdteile ein. »Hier ist Norden, und dies hier Süden, dies Osten und das Westen. Japan liegt hier. Mein Land ist auf der anderen Seite der Erde gelegen – da. All dies hier ist unbekannt und unerforscht …« Mit der Hand wischte er alles fort, was sich in Nordamerika nördlich der von Mexiko nach Neufundland führenden Linie befand, desgleichen fast ganz Südamerika, bis auf Peru und einen schmalen Küstenstreifen rund um den Kontinent. Des weiteren alles nördlich und östlich von Norwegen, alles östlich vom Moskowiterreich, fast ganz Asien, das Innere Afrikas und alles, was südlich von Java und der Südspitze Südamerikas lag. »Wir kennen fast nur die Küstenbereiche. Das Innere von Afrika, Amerika und Asien ist für uns immer noch ein Geheimnis.« Er hielt inne und ließ Mariko nachkommen mit dem Dolmetschen.
    Sie dolmetschte jetzt flüssiger, und er fühlte, wie ihr Interesse wuchs. Auch der Junge bewegte sich und rückte ein wenig näher.
    »Der Erbe wünscht zu erfahren, wo wir auf dieser Karte sind?«
    »Hier. Das hier ist Kathay, China, glaube ich. Ich weiß nicht, wie weit wir von der Küste entfernt sind. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um von hier bis hier zu segeln.« Toranaga und die dicke Frau reckten den Hals, um besser sehen zu können.
    »Der Erbe fragt, warum wir denn so klein auf der Karte sind.«
    »Das ist nur eine Frage des Maßstabs, Senhora. Auf diesem Erdteil, von Neufundland – hier – bis nach Mexiko – dort – sind es tausend Leguas , jede Legua zu drei Meilen. Von hier bis Yedo sind es rund hundert Leguas .«
    Es herrschte Schweigen, und dann redeten sie untereinander.
    »Herr Toranaga wünscht, daß Ihr ihm auf der Karte zeigt, wie Ihr nach Japan gekommen seid.«
    »Auf dieser Route. Das hier ist die Magellanstraße – hier, an der äußersten Spitze von Südamerika. Ihren Namen hat sie von dem portugiesischen Seefahrer, der sie entdeckt hat. Seither haben die Spanier und die Portugiesen diese Route geheimgehalten. Wir waren die ersten Außenseiter, die sie durchfahren haben. Ich hatte einen ihrer roteiros , und trotzdem mußte ich sechs Monate warten, um die Straße passieren zu können, weil wir widrige Winde hatten.« Sie dolmetschte, was er gesagt hatte. Ungläubig blickte Toranaga auf.
    »Mein Gebieter sagt, Ihr müßt Euch irren. Alle Bar… alle Portugiesen kommen aus dem Süden. Das ist ihre Route, die einzige Route.«
    »Ja. Es stimmt, daß die Portugiesen diesen Weg vorziehen – den Weg um das Kap der Guten Hoffnung herum, wie wir es nennen –, weil sie an dieser Küste Dutzende von Forts haben, in Afrika und Indien und auf den Gewürzinseln, wo sie Proviant übernehmen und überwintern können. Und ihre Kriegsgaleonen bewachen die Schiffahrtswege. Die Spanier hingegen fahren durch die Magellanstraße, um zu ihren an der Küste des Pazifik gelegenen Kolonien und zu den Philippinen zu gelangen. Oder sie gehen hier über Land, an der Landenge von Panama, um sich monatelange Fahrten zu ersparen. Für uns war es sicherer, durch die Magellanstraße zu segeln, sonst hätten wir die portugiesischen Küstenbefestigungen entlang Spießruten laufen müssen. Bitte, sagt Herrn Toranaga, daß ich die Lage der meisten dieser Befestigungsanlagen jetzt kenne. Viele haben übrigens japanische Truppen angeworben«, fügte er mit Nachdruck hinzu. »Der Pater, der mir im Gefängnis diese Informationen gab, war Spanier und ist allen Portugiesen und allen Jesuiten feindlich gesonnen.«
    Blackthorne

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