Shogun
Schloß.
Zornrot im Gesicht, goß dell'Aqua sich noch ein Glas Madeira ein. Ein wenig von dem Wein tropfte auf die polierte Oberfläche seines Schreibtisches. »Diese Spanier werden noch unser Untergang sein.« Langsam trank dell'Aqua und versuchte, sich wieder zu fassen. Schließlich sagte er: »Martin, schickt ihm ein paar von unseren Leuten nach und laßt ihn beobachten.«
»Jawohl, Eminenz.« An der Tür zögerte Alvito. »Erst Blackthorne und jetzt auch noch Perez. Da möchte man doch daran zweifeln, daß es sich wirklich nur um einen Zufall handelt. Als ob die Spanier in Manila von Blackthorne gewußt hätten und ihn hätten hierherkommen lassen, um uns das Leben sauer zu machen.«
»Möglich, aber nicht wahrscheinlich.« Dell'Aqua trank sein Glas aus und setzte es vorsichtig nieder. »Aber wie dem auch sei – mit Gottes Hilfe und Eurer Emsigkeit wird keinem von beiden gestattet werden, unserer Heiligen Mutter, der Kirche, Schaden zuzufügen – koste es, was es wolle.«
20. Kapitel
»Ich will ein gottverdammter Spanier sein, wenn das hier kein Leben ist!«
Selig lag Blackthorne auf dem Bauch auf dicken Futons, nur zum Teil in seinen Baumwollkimono gehüllt, den Kopf auf die Arme gelegt. Das Mädchen ließ seine Hände über seinen Rücken laufen, walkte hier und da einen Muskel durch und beschwichtigte seine Haut wie seinen Geist, daß er vor Behagen am liebsten geschnurrt hätte. Ein anderes Mädchen schenkte Saké in eine winzige Porzellanschale. Ein drittes stand wartend mit einem Lacktablett da, auf dem ein geflochtenes Bambuskörbchen stand mit rösch gebackenem Fisch darin, noch einem Kännchen Saké und einigen Eßstäbchen.
»Nan desu ka, Anjin-san – Was habt Ihr gesagt, ehrenwerter Pilot?«
»Ich kann das nicht auf Nihon-go sagen, Rako-san.« Er lächelte das Mädchen an, das ihm den Saké reichte. Statt dessen wies er auf die Schale. »Wie heißt die – namae ka?«
» Sakazuki !« Sie sprach es dreimal vor, er wiederholte es, und dann nötigte das andere Mädchen, Asa, ihn, noch von dem Fisch zu nehmen, doch er schüttelte den Kopf, »Iyé, domo.«
Er wußte nicht, wie er sagen sollte: »Ich bin jetzt satt«, und so versuchte er es mit: »Ich bin jetzt nicht hungrig.«
»Ah! Ima hara hette wa oranu «, erklärte Asa und berichtigte ihn. Er wiederholte den Satz immer wieder, und alle lachten über seine Aussprache, doch schließlich gelang es ihm, es einigermaßen hinzubekommen.
»Ich bin hungrig – hara ga hetta .« – Und: »Ich bin nicht hungrig – Ima hara hette wa oranu !« Ich werde diese Sprache nie lernen, lachte er. Sie läßt sich zu nichts in Beziehung setzen, was wir im Englischen, Portugiesischen oder auch im Lateinischen haben.
»Anjin-san?« Asa bot ihm das Tablett abermals dar.
Er schüttelte den Kopf und legte die Hand bedeutungsvoll auf den Bauch. Den Saké hingegen nahm er an. Sono, das Mädchen, das ihm den Rücken massierte, hatte einen Augenblick damit aufgehört, und so ergriff er ihre Hand, legte sie sich auf den Nacken und tat so, als stöhnte er vor Behagen. Sie verstand und fuhr fort, ihn zu massieren.
Sobald er die kleine Schale Saké ausgetrunken hatte, wurde sie wieder vollgeschenkt. Es ist besser, du siehst dich etwas vor; dies ist schon die dritte Kanne, dachte er, und die Wärme geht mir schon bis in den großen Zeh.
Die drei Zofen, Asa, Sono und Rako, waren beim Morgengrauen gekommen und hatten ihm Cha gebracht, den die Chinesen, wie Pater Domingo ihn belehrt, bisweilen auch Tee nannten und der das Nationalgetränk der Japaner und Chinesen war. Nach dem Zusammenstoß mit dem Mörder hatte er sehr unruhig geschlafen, aber das heiße aromatische Getränk hatte angefangen, ihm gutzutun. Sie hatten kleine heiße, leicht parfümierte aufgerollte Tücher gebracht, und als er nicht wußte, was damit anfangen, hatte Rako, welche über den beiden anderen stand, ihm gezeigt, sie sich um die Hände zu schlingen und sie vors Gesicht zu pressen.
Dann hatten sie ihn samt seinen vier Samurai-Wachen zu den dampfenden Bädern auf der anderen Seite dieses Flügels der Burg gebracht und ihn dem Badewärter überantwortet. Die vier Wächter hatten stoisch geschwitzt, während er gebadet, seinen Bart gestutzt, sein Haar gewaschen und er massiert wurde.
Hinterher hatte er sich wie neugeboren gefühlt – ein wahres Wunder. Sie reichten ihm einen frischen Baumwollkimono sowie frische Tabis, und die Zofen bedienten ihn weiter. Sie führten ihn in einen
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