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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Endgültiges: »Ich werde vierzig Tage warten. Jawohl, vierzig Tage.«
    Alvito verneigte sich. Ihm entging nicht, daß Toranaga die Verneigung tiefer und förmlicher erwiderte, als er es ihn je hatte tun sehen – fast so, als ob er sich vor dem Taikō selbst verneigte. Dem Priester zitterten die Knie, als er sich erhob. Dann war er draußen auf dem Gang … Er beschleunigte seinen Schritt, eilte nur so dahin.
    Toranaga sah dem Jesuiten vom Söller aus nach, wie er tief unten den Garten durchquerte. Die Shoji -Tür glitt ein Stück auf, doch er scheuchte seine Wachen mit einem Fluch davon und befahl ihnen, ihn bei Strafe des Todes allein zu lassen. Gebannt folgte er dem Pater Alvito, durch das befestigte Tor hinaus in den Vorhof, bis der Priester sich im Gewirr der inneren Befestigungsanlagen verlor. Und dann, in dem Schweigen und in der Einsamkeit um ihn herum, fing Toranaga an zu lächeln.
    Er schürzte seinen Kimono, steckte ihn sich in den Gürtel und fing an zu tanzen. Es war eine Hornpipe.

21. Kapitel
    Kurz nach Sonnenuntergang kam Kiri, zwei Zofen hinter sich, die Treppe heruntergewatschelt und ging auf ihre verhangene Sänfte zu, die neben der Hütte im Garten stand. Ein weiter Reisemantel hüllte sie und ihren Kimono ein und ließ sie womöglich noch unförmiger erscheinen, als sie in Wirklichkeit war. Einen großen, breitrandigen Hut hatte sie mittels Bändern unterm Kinn befestigt. Auf der Veranda wartete geduldig die hochschwangere Dame Sazuko auf sie. Mariko stand in der Nähe, und Blackthorne lehnte sich neben dem befestigten Tor an die Wand. Er trug Kimono und Schärpe der Braunen, dazu Tabis und militärische Riemensandalen. Im Vorhof, auf der anderen Seite des Tors, hatte eine Eskorte von sechzig schwerbewaffneten Samurai Aufstellung genommen; jeder dritte von ihnen trug eine Fackel. An der Spitze dieser Einheit sprach Yabu mit Buntaro – Marikos Gatten –, einem kurzen und gedrungenen, zur Fülle neigenden Mann, der so gut wie keinen Hals zu haben schien. Beide trugen Kettenpanzer, Bogen und Pfeilköcher über der Schulter, Buntaro noch dazu einen stählernen Helm. Träger und Kago -Männer hockten geduldig neben einem Riesenberg Gepäck.
    Blackthorne spürte etwas von der Spannung, unter der sie alle standen. Außerdem war er sich schmerzlich bewußt, daß er der einzige war, der keine Waffen trug.
    Kiri schlurfte schwerfällig über die Veranda. »Ihr solltet nicht hier draußen warten, Sazuko-san. Ihr könntet Euch eine Erkältung holen! Ihr dürft das Kind jetzt nicht vergessen. Diese Frühlingsnächte sind feucht.«
    »Mir ist nicht kalt, Kiri-san. Es ist ein herrlicher Abend, und es ist mir ein Vergnügen.«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »O ja, es ist alles vollkommen.«
    »Trotzdem wünschte ich, ich brauchte jetzt nicht abzureisen.«
    »Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen«, versuchte Mariko ihr zuzureden. Sie trug einen ähnlichen breitrandigen Hut wie sie, aber der ihre leuchtete farbenprächtig, wohingegen der von Kiri dunkel war. »Ihr werdet froh sein, wieder nach Yedo zurückzukehren. Euer Gebieter wird in wenigen Tagen nachfolgen.«
    »Wer weiß, was der Morgen uns bringt, Mariko-san.«
    »Morgen wird ein herrlicher Tag sein«, sagte Sazuko. »Wer kümmert sich schon um morgen? Wir alle werden Euch vermissen, Kiri-san, und Euch auch, Mariko-san.« Sie blickte zum Bogeneingang hinüber, wo Buntaro zornig einen Samurai anfuhr, der seine Fackel hatte fallen lassen.
    Yabu, der rangmäßig über Buntaro stand, war nominell der Führer des Zuges. Er hatte Kiri kommen sehen und stapfte zurück durch das Tor. Buntaro folgte ihm.
    »Ach, Herr Yabu und Herr Buntaro«, sagte Kiri und verneigte sich aufgeregt, »verzeiht, daß ich Euch habe warten lassen. Herr Toranaga wollte herunterkommen, aber zuletzt hat er es sich doch anders überlegt. Ihr könnt jetzt aufbrechen, hat er gesagt. Bitte, nehmt meine Entschuldigung an.«
    »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen.« Yabu wollte die Burg so schnell wie möglich hinter sich bringen, den Staub von Osaka von seinen Füßen schütteln und bald wieder in Izu sein. Er konnte es eigentlich immer noch nicht fassen, daß er ungeschoren davonkam – und noch dazu mit dem Barbaren, den Kanonen, ja, mit allem! »Seid Ihr bereit?«
    Tränen glänzten in Kiris Augen. »Laßt mich nur verschnaufen, dann steige ich in meine Sänfte. Ach, ich wünschte, ich brauchte nicht fort!« Sie sah sich um, suchte Blackthorne, und schließlich, als sie ihn sah,

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