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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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jetzt, Tamazaki, bist du tot; weil du selbst es so gewollt hast; weil du Omi-san beleidigt hast, indem du dich nicht verneigtest; und das nur, weil er sagte: »… dieser stinkende Priester einer fremden Religion.« Und das, obwohl der Priester wirklich stinkt, und der wahre Glaube wirklich etwas Fremdes ist. Mein armer Freund. Diese Wahrheit wird weder deine Familie ernähren, noch mein Dorf von dieser Schande reinwaschen.
    Ach, heilige Mutter Gottes, segne meinen alten Freund, und schenke ihm die Freuden Deines Himmels.
    Habe viel Scherereien zu erwarten von Omi-san, sagte Mura sich. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, kommt jetzt auch noch unser Daimyo. Es erfüllte ihn stets mit Furcht, wenn er an seinen Lehnsherrn dachte, Kasigi Yabu, den Daimyo von Izu und Onkel von Omi – die Grausamkeit des Mannes und seinen Mangel an Ehre, die Art, wie er alle Dörfer um den ihnen zustehenden Teil des Ertrags ihrer Arbeit brachte, und das drückende Gewicht seiner Herrschaft. Wenn es zum Krieg kommt, fragte Mura sich – auf wessen Seite wird Yabu sich dann stellen? Auf Herrn Ishidos? Wir sitzen in der Zwickmühle, sind Schachfiguren für die Mächtigen dieser Erde.
    Im Osten Toranaga, der mächtigste lebende Heerführer, Herr von Kwanto, der Acht Provinzen, der bedeutendste Daimyo im ganzen Reich, Oberster Befehlshaber der Armeen des Ostens; und im Westen die Herrscher von Ishido, Herrn der Burg von Osaka, Eroberer von Korea, Beschützer des Thronerben, Oberster Befehlshaber der Armeen des Westens. Und im Norden verband die Tokaidō, die Große Küstenstraße, Toranagas Hauptstadt Yedo mit Ishidos Hauptstadt Osaka – und das sind dreihundert Meilen gen Westen, über welche ihre Legionen marschieren müssen.
    Wer wird den Krieg gewinnen?
    Keiner.
    Denn ihr Krieg wird das gesamte Reich in Mitleidenschaft ziehen: Bündnisse werden zerfallen, Provinzen gegen Provinzen aufstehen, bis es soweit ist, daß Dorf gegen Dorf kämpft, wie es schlimmer nie gewesen ist. Die vergangenen zwölf Jahre hindurch hatte eine Zeit ohne Krieg geherrscht, die im ganzen Reich Frieden genannt wurde – und das zum erstenmal in der Geschichte.
    Ich hatte schon angefangen, Gefallen am Frieden zu finden, dachte Mura.
    Aber der Mann, der diesen Frieden geschaffen hat, ist tot. Jener Bauernsoldat, der zum größten General aufstieg und schließlich Taikō wurde, unumschränkter Herr und Beschützer Japans. Er ist tot seit einem Jahr, und sein sieben Jahre alter Sohn ist viel zu jung, um diese Macht auszuüben. Er ist Spielball und Faustpfand der Giganten. Und Krieg ist unvermeidlich. Jetzt kann nicht einmal der Taikō selbst seinen geliebten Sohn beschützen, seine Dynastie, sein Erbe oder sein Reich.
    Vielleicht ist es jetzt, wie es sein sollte. Der Taikō hat das Land unterdrückt, den Frieden geschaffen, sämtliche Daimyos im Land gezwungen, auf dem Bauch vor ihm zu kriechen wie die Bauern, hatte Lehen neu verteilt, wie es ihm beliebte – manche erhoben, manche erniedrigt – und war dann gestorben. Ein Gigant unter Zwergen war er gewesen. Aber vielleicht ist es richtig, daß seine Größe und alles, was er geschaffen, mit ihm untergehen sollte. Ist der Mensch nicht nur eine Blüte, die da fortgetragen wird vom Wind, und nur die Berge und das Meer, die Sterne und dieses Land der Götter wirklich und von ewiger Dauer? Bald wird es zum Krieg kommen, das ist eine Tatsache; Yabu allein wird entscheiden, auf wessen Seite wir stehen, und auch das ist eine Tatsache; das Dorf wird immer ein Dorf bleiben, denn seine bewässerten Felder sind fruchtbar, das Meer ist voll von Fischen, auch das ist eine Tatsache.
    Mura gab sich innerlich einen Ruck und konzentrierte sich wieder auf den barbarischen Piraten vor ihm. Du bist ein Teufel, gesandt, uns zu plagen, dachte er. Bis jetzt hast du uns nichts als Scherereien gebracht. Warum hast du dir nicht ein anderes Dorf aussuchen können?
    »Kapitän-san wollen Onna?« fragte er, um ihm weiterzuhelfen. Auf seinen Vorschlag hin hatte der Dorfrat Sorge dafür getragen, daß die anderen Barbaren Frauen bekamen, wenn sie danach verlangten – einmal aus Zuvorkommenheit, aber auch, weil es ein einfaches Mittel war, sie beschäftigt zu halten, bis die Obrigkeit kam.
    »Onna?« wiederholte er, wobei er ganz selbstverständlich davon ausging, daß der Pirat, jetzt, wo er wieder auf den Beinen war, genauso gern auf seinem Bauche läge und seinen Himmlischen Speer warm umfangen ließe, bevor er schlafen

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