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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Ingeles.« Er stieg an Deck und holte die Tauben aus den Körben heraus. Als er zurückkehrte, hatte der Priester bereits den Federkiel und die Spezialtinte vor sich, um die verschlüsselte Nachricht auf winzige Papierstreifen zu schreiben. Alvito steckte sie in die gehämmerten Zylinder, versiegelte sie und ließ die Tauben fliegen.
    »Wollen wir hier oben reden oder lieber unten?«
    »Hier. Es ist kühler.« Rodrigues befahl der Wache auf dem Achterdeck, sich außer Hörweite zu begeben.
    Alvito nahm auf einem Seestuhl Platz. »Zunächst zu Toranaga.«
    Er berichtete dem Piloten, was in Yokosé geschehen war, unterschlug jedoch den Zwischenfall mit Frater Joseph und seinen Verdacht, was Mariko und Blackthorne betraf. Rodrigues war genauso schockiert wie alle anderen. »Kein Krieg? Das ist ein Wunder! Jetzt kann uns wirklich nichts mehr passieren, damit ist das Schwarze Schiff sicher und die Kirche reich, sind wir reich … Dank sei Gott und allen Heiligen und der Madonna! Eine bessere Nachricht hättet Ihr gar nicht mitbringen können, Pater. Wir sind gerettet.«
    »So Gott es will, ja. Etwas, was Toranaga gesagt hat, beunruhigt mich allerdings. Er hat es so ausgedrückt: Ich kann befehlen, daß mein Christ freigelassen wird – der Anjin-san. Samt seinem Schiff und samt seinen Kanonen.«
    Rodrigues Zuversicht war sofort wie weggeblasen. »Die Erasmus ist immer noch in Yedo? Befindet sich immer noch in seiner Gewalt?«
    »Ja. Wäre es gefährlich, wenn der Ingeles freigelassen würde?«
    »Gefährlich? Das Schiff würde uns das Licht ausblasen! Wir haben nur die kleine Fregatte, und die kann gegen die Erasmus nichts ausrichten. Wir selbstverständlich genausowenig. Die könnte um uns herumtanzen, und wir wären gezwungen, die Flagge zu streichen.«
    »Seid Ihr da ganz sicher?«
    »Ja, so wahr mir Gott helfe … der wären wir hilflos ausgeliefert.« Zornig ballte Rodrigues die Hand zur Faust. »Aber wartet einen Augenblick … Der Ingeles hat mir doch gesagt, er sei mit nicht mehr als zwölf Mann nach Japan gekommen, und davon wären noch nicht einmal alle Seeleute, und die meisten auch noch krank. Der einzige Ort, wo er eine neue Mannschaft anheuern könnte, wäre Nagasaki … oder Macao. Da gibt es doch viele, die … Man müßte ihn davon abhalten, nach Nagasaki oder nach Macao zu kommen!«
    »Und was wäre, wenn er eine Mannschaft von Eingeborenen hätte?«
    »Ihr meint, welche von Toranagas Halsabschneidern? Oder Wako? Wenn Toranaga sich ergibt, würden alle seine Samurai zu Ronin, neh? Wenn der Ingeles Zeit genug hätte, könnte er sie ausbilden. Mit Leichtigkeit … Himmelherrgott … bitte, verzeiht mir, Pater, aber wenn der Ingeles Samurai oder Wako bekäme … Darauf dürfen wir es nicht ankommen lassen … dazu ist er zu gut. Man stelle sich vor: Er in Asien losgelassen auf diesem Kahn – mit einer Mannschaft von Samurai …«
    Alvito ließ ihn nicht aus den Augen. Seine Besorgnis wuchs noch mehr. »Ich glaube, ich schicke lieber noch eine Nachricht an den Pater Visitator. Er sollte unterrichtet sein, wenn die Sache so drängt.«
    »Ich weiß, was man tun muß.« Rodrigues ließ die Faust auf das Schanzkleid niedersausen. Er stand auf und wandte dem Jesuiten den Rücken zu. »Hört, Pater. Ich möchte beichten: In der ersten Nacht … der allerersten Nacht, als er auf der Galeere neben mir stand, bei der ersten Fahrt von Anjiro … sagte mein Herz mir, ich sollte ihn umbringen. Dann während des Sturms noch einmal. Das war der Augenblick, wo ich ihn aufs Vorschiff schickte und absichtlich in den Wind drehte, ohne ihn zu warnen. Er trug keine Rettungsleine, ich wollte ihn umbringen, aber der Ingeles ging nun mal nicht über Bord, wie es jeder andere getan hätte. Ich dachte damals, Gott müßte seine Hand im Spiel haben, und dieser Glaube wurde später zur Gewißheit, als er gegen meinen Befehl anging und mein Schiff rettete, und dann, als mein Schiff sicher war und die Welle mich packte und ich ertrank, da glaubte ich, auch das sei Gottes strafende Hand. So etwas tut man einem Piloten nicht an … Er würde mir so etwas nie antun! Ich hab's damals verdient, und dann, als ich dann doch nicht ertrunken war und er sich über mich beugte und mir etwas zu trinken einflößte, war ich so beschämt, daß ich Gott um Vergebung bat und schwor, es wiedergutzumachen an ihm. Madonna!« brach es aus ihm heraus, »dieser Mann hat mich gerettet, obwohl er gewußt hat, daß ich ihn umbringen wollte. Das

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