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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Unverschämtheit.«
    Mariko war gleichermaßen erschrocken über Toranagas ungehörigen, beschämenden Ausbruch und verneigte sich gleichfalls tief, um ihre Scham zu verbergen. Nach einer Weile sagte Toranaga: »Verzeiht, daß ich mich habe hinreißen lassen. Eurer Bitte wird entsprochen, Buntaro-san, aber erst, nachdem Ihr als mein Sekundant fungiert habt.«
    »Ich danke, Euer Gnaden. Bitte, verzeiht, daß ich Euch gekränkt habe.«
    »Ich hatte Euch beiden befohlen, Frieden miteinander zu schließen. Habt Ihr das getan?«
    Buntaro nickte kurz. Mariko desgleichen.
    »Gut. Mariko-san, Ihr kommt heute abend zusammen mit dem Anjin-san wieder her, zur Stunde des Hundes. Ihr könnt jetzt gehen.«
    Sie verneigte sich und ging.
    Toranaga starrte Buntaro an. »Nun, beschuldigt Ihr sie oder nicht?«
    »Es … es ist unvorstellbar, daß sie mich betrügen sollte, Euer Gnaden«, antwortete Buntaro verstockt.
    »Ganz meine Meinung«, Toranaga scheuchte mit dem Fächer eine Fliege fort. Er schien sehr müde. »Nun, Ihr könnt den Kopf des Anjin-san bald haben. Nur brauche ich ihn noch für eine Weile auf seinen Schultern.« Toranaga lehnte sich vor. »Hört, ich möchte, daß Ihr sofort nach Mishima aufbrecht und Euren Vater für ein paar Tage ablöst. Er hat gebeten, sich mit mir zu beraten. Würdet Ihr bitte bei Morgengrauen aufbrechen … und zwar über Takato?«
    »Euer Gnaden?« Buntaro sah, daß Toranaga nur unter Aufbietung aller Kräfte die Ruhe bewahrte und daß seine Stimme trotzdem zitterte.
    »Ich habe eine geheime Botschaft für meine Mutter. Ihr sagt keinem Menschen, daß Ihr zu ihr geht. Aber sobald Ihr die Stadt hinter Euch habt, biegt nach Norden ab.«
    »Ich verstehe.«
    »Herr Zataki könnte Euch daran hindern, die Botschaft zu übergeben … er könnte es versuchen. Aber Ihr legt sie nur in ihre Hände persönlich. Ihr versteht? Nehmt zwanzig Mann, und reitet im Galopp hin. Ich werde meine Brieftaube schicken und um freies Geleit für Euch bitten.«
    »Und wenn ich sie nicht übergeben kann, Euer Gnaden?«
    »Ihr müßt, natürlich müßt Ihr. Deshalb habe ich ja gerade Euch ausgewählt. Aber … wenn Ihr betrogen werdet, wie man mich … dann vernichtet sie, ehe Ihr Seppuku begeht. In dem Augenblick, da ich von dieser schrecklichen Tat höre, fliegt dem Anjin-san der Kopf von den Schultern. Und falls … wie steht es mit Mariko-san? Was ist mit Eurer Frau, wenn etwas schiefgeht?«
    »Bitte, schickt sie in die Große Leere, ehe Ihr sterbt. Es wäre mir eine Ehre, wenn … Sie verdient einen würdigen Sekundanten.«
    »Sie wird nicht ehrlos sterben, das verspreche ich Euch. Und jetzt … kommt morgen früh bei Sonnenaufgang her, um die Botschaft abzuholen … Und nur in die Hände meiner Mutter.«
    Buntaro dankte ihm abermals und ging. Er schämte sich, weil Toranaga sich seine Furcht hatte anmerken lassen.
    Jetzt, da er allein war, holte Toranaga ein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine Finger zitterten. Es hatte ihn seine ganze Kraft gekostet, die ganze Zeit hindurch den beschränkten Einfaltspinsel zu spielen und seine ungeheure Erregung zu verbergen, in die diese Geheimnisse ihn versetzt, welche ihm – ach, es war phantastisch! – endlich die lang ersehnte Atempause verschafften.
    »Vielleicht eine Atempause, vielleicht … wenn sie wahr sind«, sagte er laut. Er konnte kaum denken, denn diese überwältigend willkommene Information, die Mariko ihm von dieser Gyoko überbracht, machte ihn schwindeln.
    Ochiba, dachte er schadenfroh … die Geierin ist also der Lockvogel, der meinen Bruder aus seinem Berghorst herunterstürmen läßt. Mein Bruder begehrt Ochiba. Aber jetzt ist es genauso sonnenklar, daß er mehr will als nur sie und mehr als nur den Kwanto. Er will das ganze Reich. Er verachtet Ishido, haßt die Christen und ist jetzt auch noch krank vor Eifersucht wegen Ishidos wohlbekannter Begierde auf Ochiba. Also wird er sich mit Ishido, Kiyama und Onoshi entzweien. Denn was mein verräterischer Bruder wirklich will, das ist das Shōgunat! Er ist ein Minowara, stammt also aus der richtigen Familie, ist vom Ehrgeiz der Minowara besessen, ohne indessen das Mandat zu besitzen. Oder den Kwanto. Erst muß er den Kwanto bekommen, dann alles andere.
    Toranaga rieb sich vergnügt die Hände: Welche Fülle von Schachzügen dieses Wissen ihm seinem Bruder gegenüber in die Hand gab!
    Und gegen Onoshi, den Leprakranken! Zur rechten Zeit ein Honigtropfen in Kiyamas

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