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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gefärbt, eine Sitte, die schon seit Jahrhunderten bestand.
    »Ich danke Euch, Prinz Ogaki. Ich betrachte es als ein besonderes Vorrecht, für Herrn Toranaga hier sein zu dürfen«, sagte Yabu, der tief beeindruckt war von der Ehre, die ihm zuteil wurde.
    »Ja, das ist es gewiß. Aber bestimmt seid Ihr doch auch Euretwegen hier, neh?« meinte Ogaki sarkastisch.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Yabu. »Wann trifft Herr Toranaga ein? Leider hat der Taifun mich fünf Tage lang festgehalten, und deshalb bin ich seit meiner Abreise ohne Nachrichten.«
    »Ah ja, der Taifun.« Ogaki hustete. »Was Euren Gebieter betrifft, so muß ich Euch leider sagen, daß er bis jetzt noch nicht einmal Odawara erreicht hat. Es hat endlose Verzögerungen gegeben – und Krankheiten. Bedauerlich, neh?«
    »O ja, sehr … nichts Ernsthaftes, hoffe ich?« fragte Yabu rasch, insgeheim froh, um Toranagas Geheimnis zu wissen.
    »Nein, glücklicherweise nichts Ernstliches.« Wieder das trockene Husten. »Herr Ishido meint, daß er morgen Odawara erreicht.«
    Yabu zeigte sich entsprechend überrascht. »Als ich vor einundzwanzig Tagen abreiste, war alles für seine Abreise bereit, doch da wurde Herr Hiro-matsu krank. Ich weiß, daß Herr Toranaga sich ernstlich Sorgen seinetwegen machte, gleichzeitig aber auch seine Reise antreten wollte … so wie ich mit den Vorbereitungen für seinen Empfang beginnen will.«
    »Es ist alles vorbereitet«, sagte der kleine Mann.
    »Selbstverständlich wird der Rat nichts dagegen haben, wenn ich alles noch einmal überprüfe, neh?« Yabu plusterte sich auf. »Es ist schließlich von größter Wichtigkeit, daß die Zeremonie dem Rat und dem Anlaß entsprechend würdig ausfällt, neh?«
    »Seiner Kaiserlichen Hoheit, dem Sohn des Himmels, entsprechend würdig ausfällt. Er ist es jetzt, von dem die Einladung ausgeht.«
    »Selbstverständlich, aber …« Yabus Hochstimmung verflüchtigte sich. »Ihr meint … Ihr meint, Seine Kaiserliche Hoheit wird hier sein?«
    »Der Erhabene hat sich herabgelassen, der demütigen Bitte des Rats zu entsprechen und die Huldigung des neuen Rats, sämtlicher großer Daimyos, Herrn Toranagas, seiner Familie und seiner Vasallen in höchsteigener Person entgegenzunehmen. Die Zeremonie soll am zweiundzwanzigsten Tag dieses Monats in diesem, dem fünften Jahr des Zeitalters Keichō, stattfinden.«
    Yabu war wie vor den Kopf geschlagen. »In … in neunzehn Tagen?«
    »Um die Mittagsstunde.« Geziert zog Ogaki ein Papiertuch aus seinem Ärmel und putzte sich sehr elegant die Nase. »Bitte, verzeiht mir. Ja, um die Mittagsstunde. Die Zeichen stehen gut. Herr Toranaga wurde vor vierzehn Tagen durch einen kaiserlichen Kurier verständigt, und seine umgehende untertänige Zusage erreichte die Regenten vor drei Tagen.« Ogaki holte eine kleine Schriftrolle hervor. »Hier ist Eure Einladung für die Zeremonie, Herr Kasigi Yabu.«
    Yabu sank das Herz, als er das Kaiserliche Siegel mit der sechzehnblättrigen Chrysantheme erblickte, denn er wußte, daß sich niemand, auch ein Toranaga nicht, einer solchen Einladung entziehen konnte. Eine Weigerung würde eine unerhörte Beleidigung der Göttlichkeit darstellen, eine offene Rebellion, und würde, da alles Land dem regierenden Kaiser gehörte, die Rücknahme sämtlicher Lehen zur Folge haben sowie eine kaiserliche Aufforderung, sofort Seppuku zu begehen – eine Aufforderung, die in seinem Namen von den Regenten ausgehen und gleichfalls mit dem Großsiegel versehen sein würde.
    Hastig versuchte Yabu, seine Fassung wiederzuerlangen.
    »Tut mir leid, aber ist Euch nicht wohl?« fragte Ogaki fürsorglich.
    »Tut mir leid«, stotterte Yabu, »aber ich wäre auch nicht in meinen kühnsten Träumen … Keiner hätte auf den Gedanken kommen können, daß der Erhabene uns … eine solche Ehre erweisen würde, neh? … Daß Seine Kaiserliche Hoheit sich … sich herablassen würde, Kyoto zu verlassen und … und nach Osaka zu kommen.«
    »Ganz meiner Meinung. Aber wie dem auch sei, der Erhabene und die Kaiserlichen Insignien werden am zweiundzwanzigsten Tag hier sein.« Die Insignien, ohne die keine Nachfolge rechtsgültig war, bestanden aus den Drei Heiligen Schätzen, die insofern als göttlich galten, als man annahm, der Gott Niniginoh-Mikoto habe sie auf die Erde gebracht und sie persönlich seinem Enkel, Jimmu Tenno, dem ersten menschlichen Kaiser, übergeben, und von diesem seien sie wiederum an seinen Nachfolger bis zum

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