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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hinauf. Den Mund leicht geöffnet, suchte er mit den Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Das Dach lag im Schatten, der Mond gab nur ein fahles Licht, und die Sterne verschwammen kaum wahrnehmbar in der dunstigen, feuchten Luft. Die Männer standen wie zu Standbildern erstarrt und atmeten kaum.
    Sumiyori ließ seinen Blick nochmals schweifen und lauschte noch angestrengter. Da er immer noch nicht ganz sicher war, trat er weiter auf den Vorhof hinaus, um besser sehen zu können. Jetzt waren die vier Ninja auf dem Söller gleichfalls in seinem Gesichtsfeld, doch verhielten sie sich genauso reglos wie die anderen, und er bemerkte auch sie nicht.
    »Ihr da«, rief er den Wachen am fest verriegelten Tor zu, »habt ihr was gesehen … oder gehört?«
    »Nein, Hauptmann«, sagten die wachsamen Posten. »Die Dachziegel klappern immer ein bißchen und arbeiten … das liegt vermutlich an der Hitze oder an der Feuchtigkeit.«
    Sumiyori sagte zu einem von ihnen: »Geht trotzdem vorsichtshalber hinauf und seht Euch um. Oder noch besser, sagt den Wachen im obersten Stock, sie sollen mal nachsehen … für alle Fälle.«
    Der Soldat eilte davon. Sumiyori starrte nochmals hinauf, zuckte dann mit den Achseln und setzte seinen Rundgang beruhigt fort.
    Die Ninja auf dem Dach und dem Söller verharrten immer noch regungslos wie Statuen. Dann gab ihr Anführer ihnen einen Wink, und sie bereiteten sich weiter auf den Überfall vor. Mit Greifhaken und Seilen gelangten sie hinunter zu einem weiteren Söller, von dem aus sie durch die schmalen Fenster des obersten Stockwerks hindurchschlüpfen konnten.
    Beide Räume lagen im Dunkeln. Zehn Braune schliefen hier ordentlich einer neben dem anderen. Sie wurden rasch und nahezu geräuschlos zum Tode befördert. Bei den meisten genügte ein einziger wohlgezielter Dolchstoß in die Kehle. Nach wenigen Augenblicken schlug auch der letzte der Braunen verzweifelt um sich, und sein Warnschrei wurde erstickt, noch ehe er hatte laut werden können. Nachdem die Räume und die Türen gesichert waren, holte der Führer Zunder und Feuerstein heraus, zündete eine Kerze an, trug sie hinter sorgsam vorgehaltener Hand ans Fenster und schickte ein dreifaches Signal in die Nacht hinaus.
    Alsdann nahmen die Männer die Tragebeutel ab und bereiteten ihre Angriffswaffen vor: kurze, sichelförmige, doppelschneidige Dolche mit einer Kette am Heft und mit einem Bleigewicht am Kettenende, und außerdem Shuriken und Wurfmesser. Auf einen Befehl hin holten bestimmte Männer die kurzen Stäbe aus ihren Umhüllungen: ineinander schiebbare Speere und Blasrohre, die mit erschreckender Geschwindigkeit zu voller Länge auseinandersprangen. Sobald auch der letzte seine Vorbereitungen abgeschlossen hatte, blies der Anführer die Kerze aus.
    Als die Glocken in der Stadt die Mitte der Stunde des Tigers verkündeten – vier Uhr morgens, eine Stunde vor Sonnenaufgang –, drang die zweite Welle der Ninja ein. Zwanzig von ihnen glitten schweigend aus einer großen, nicht mehr benutzten Kanalröhre heraus, sie waren mit Schwertern bewaffnet. Schattengleich schwärmten sie aus, verteilten sich hinter Büschen und Sträuchern, erstarrten zur Regungslosigkeit und wurden nahezu unsichtbar. Gleichzeitig kam eine weitere Gruppe von zwanzig Mann mit Seilen und Greifhaken von unten, um den zinnenbewehrten Söller anzugreifen, der über den Vorhof und den Garten hinwegging.
    Zwei Braune standen oben an den Zinnen und suchten sorgsam die leeren Dächer auf der anderen Seite der Gasse ab. Dann blickte einer der Braunen sich um, sah die Greifhaken und zeigte aufgeregt darauf. Sein Kamerad riß den Mund auf, um einen Warnruf auszustoßen, als der erste Ninja die Zinnen erreichte und ihm einen mit Widerhaken versehenen Shuriken ins Gesicht und in den Mund schoß, womit der Alarmruf auf furchtbare Weise erstickt wurde. Dann sprang er auf den anderen Samurai zu.
    Diesmal diente seine ausgestreckte Hand als Todeswaffe: Daumen und Zeigefinger vorgestreckt, stieß er nach der Halsschlagader. Der Aufprall lähmte den Samurai, ein zweiter tückischer Schlag brach ihm mit einem trockenen Knacken den Hals.
    Mittlerweile waren sämtliche Ninja die Seile heraufgeklettert und standen an den Zinnen. Nachdem sie den gesamten Söller sicher in ihrer Hand hatten, öffnete ihr Anführer vorsichtig die eisenbeschlagene Tür, die ins Innere führte. In diesem Moment hörten sie Schritte näherkommen, augenblicklich gingen sie angriffsbereit in

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