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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Feindseligkeit des Priesters. »Ihr braucht nichts zu fürchten.«
    »Oh, Euer Gnaden, ich fürchte ihn nicht, verzeiht. Ich mag bloß nicht in seiner Nähe sein.«
    Toranaga stand auf. »Ich erwarte von Euch, daß Ihr den Anjin-san achtet. Seine Kühnheit ist über jeden Zweifel erhaben, und er hat Mariko-sama viele Male das Leben gerettet. Außerdem ist es doch verständlich, daß er im Augenblick fast blindwütig um sich schlägt … der Verlust seines Schiffes, neh?«
    »Ja, ja, tut mir leid.«
    Toranaga ging zum Strand voran. Wachen mit Fackeln leuchteten ihnen. »Wann bekomme ich den Bericht Eures Oberpriesters über den Zwischenfall mit dem Waffenschmuggel?«
    »Sobald er sämtliche Unterlagen aus Macao in Händen hat.«
    »Um welche christlichen Daimyos handelt es sich?«
    »Ich weiß es nicht, tut mir leid …«
    »Schade, daß Ihr das nicht wißt, Tsukku-san. Das würde mir viel Zeit ersparen. Eine ganze Reihe von Daimyos wären außerordentlich daran interessiert, die Wahrheit darüber zu erfahren.«
    Ah, Tsukku-san, dachte Toranaga, du weißt es doch; und ich könnte dich jetzt in die Enge treiben. Während du dich wändest und um dich schlügest wie eine aufgespießte Schlange, würde ich dir schließlich befehlen, bei deinem Christengott zu schwören, die Wahrheit zu sagen, und dann würdest du mit der Sprache herausrücken müssen: »Kiyama, Onoshi und wahrscheinlich Harima.« Aber die Zeit ist noch nicht reif. Noch nicht. Und auch noch nicht, dir zu sagen, daß ich glaube, die Christen hätten nichts mit dieser Sabotage zu tun. Weder Kiyama noch Harima, nicht einmal Onoshi. In der Tat bin ich da ganz sicher. Aber es war auch nicht die Hand Gottes. Es war die Hand Toranagas. Ja.
    Aber warum? könntest du fragen.
    Kiyama hat das Angebot in dem Brief, den ich ihm durch Mariko habe überbringen lassen, klugerweise abgelehnt. Ich mußte ihm beweisen, daß ich es aufrichtig meinte. Womit außer dem Schiff hätte ich das beweisen können … und dem Barbaren …? Vor beiden zitterten die Christen. Eigentlich hatte ich erwartet, beide zu verlieren, doch jetzt habe ich nur eins hergeben müssen. Heute werden Mittelsmänner in Osaka Kiyama und deinem Oberpriester berichten, daß das ein freiwilliges Geschenk von mir an sie sei, ein Beweis für meine Aufrichtigkeit – daß ich nichts gegen die Kirche habe, sondern nur gegen Ishido. Das ist doch ein Beweis, neh?
    Richtig. Aber könnt Ihr Kiyama je trauen?
    Nein. Aber Kiyama ist in allererster Linie Japaner und dann erst Christ. Das vergißt du immer. Kiyama wird mir glauben. Das Geschenk des Schiffes hat etwas Absolutes – wie das Beispiel von Mariko oder der Mut des Anjin-san.
    Und wie ich das Schiff vernichtet habe? möchtest du wissen.
    Das kann dir doch gleichgültig sein, Tsukku-san. Möge es genügen, daß ich es getan habe. Und niemand davon weiß außer mir und einer Handvoll von Vertrauten und dem Brandstifter. Warum ihn? Ishido hat sich der Ninja bedient, warum also ich nicht auch? Allerdings: Ich habe mich nur der Dienste eines einzigen vergewissert und habe Erfolg damit gehabt.
    »Euer Gnaden?« fragte Alvito.
    »Dumm zu versagen, wenn es gilt, ein Geheimnis zu bewahren, zumal, wenn es dabei um etwas so Hochnotpeinliches wie den Schmuggel von Musketen geht«, sagte er brummig, »und christliche Daimyos anzustiften, sich gegen ihren Lehnsfürsten, den Taikō, zu erheben. Neh?«
    »Ja, Euer Gnaden. Falls es stimmt.«
    »Aber ich bin sicher, daß es stimmt, Tsukku-san.« Toranaga trieb die Unterhaltung nicht weiter auf die Spitze, jetzt, wo der Tsukku-san ganz offensichtlich sehr aufgeregt war und daher bereit, sein Bestes als Dolmetsch zu geben.
    Sie waren mittlerweile am Wasser angekommen. Toranaga ging sicheren Fußes in der halben Finsternis voran. Als sie an den aufgespießten Köpfen vorüberkamen, sah er, wie der Tsukku-san sich furchtsam bekreuzigte, und er dachte, wie dumm, so abergläubisch zu sein … Die Vasallen des Anjin-san waren aufgesprungen und verneigten sich, längst bevor er bei ihnen war. Der Anjin-san selbst hingegen nicht. Er saß da und starrte trübsinnig hinaus aufs Meer.
    »Anjin-san«, rief Toranaga sanft.
    »Ja, Euer Gnaden?« Blackthorne erwachte aus seinen Träumereien und erhob sich. »Tut mir leid, Ihr wollt jetzt mit mir sprechen?«
    »Ja. Bitte. Ich habe den Tsukku-san mitgebracht, weil ich möchte, daß Ihr alles genau versteht. Verstanden? Damit es nicht so lange dauert und Ihr alles mitbekommt.«
    »Ja.«

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