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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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habt nach mir geschickt, Euer Gnaden?«
    »Ja, Gyoko-san. Was für Neuigkeiten bringt Ihr mir?«
    »Alle möglichen, Euer Gnaden«, sagte Gyoko. Ihr sorgsam geschminktes Gesicht verriet keinerlei Angst, und in ihren Augen blitzte es, dabei zogen sich ihr die Eingeweide zusammen. Sie wußte, daß dieses Zusammentreffen kein Zufall war. »Die Vorbereitungen für die Zunft der Kurtisanen schreiten zufriedenstellend voran, die Regeln und Statuten werden aufgesetzt und Euch bald zur Billigung vorgelegt werden. Im Norden der Stadt liegt ein schönes Areal …«
    »Das von mir ausgesuchte Areal liegt weiter unten an der Küste: Yoshiwara.«
    Sie beglückwünschte ihn zu seiner Wahl, aber innerlich stöhnte sie. Yoshiwara – Schilf-Moor – war ein von Moskitos verseuchter Morast, der erst entwässert und trockengelegt werden mußte. »Ausgezeichnet, Euer Gnaden. Und Regeln und Statuten für die Geishas werden ebenfalls für Euch vorbereitet.«
    »Gut. Sorgt dafür, daß sie kurz und bündig abgefaßt werden. Welcher Spruch soll das Eingangstor zum Yoshiwara-Viertel schmücken?«
    »Lust ist nicht von Dauer – man muß etwas dafür tun.«
    Er lachte, und sie lächelte, blieb jedoch weiterhin auf der Hut, obgleich sie es ganz ernst meinte, als sie noch hinzufügte: »Gestattet, daß ich Euch noch einmal im Namen künftiger Generationen danke, Euer Gnaden.«
    »Nicht Euret- oder ihretwegen habe ich mich einverstanden erklärt«, sagte Toranaga und zitierte dann einen Satz aus seinem ›Vermächtnis‹: »Tugendhafte Männer haben im Laufe der Geschichte Häuser zweifelhaften Rufes und Freudenhäuser immer wieder verurteilt, doch die Menschen sind nicht tugendhaft, und wenn ein Staatsmann Freudenhäuser und Kurtisanen verbietet, ist er ein Narr; denn dann werden bald größere Übel aufbrechen gleich einer Pestbeule.«
    »Wie weise Ihr seid.«
    »Und die Freudenhäuser alle in einem Viertel zusammenzufassen bedeutet, daß man alle, die nicht tugendhaft sind, unter Kontrolle behält, sie besteuern kann und gleichzeitig mit dem versorgen, was sie brauchen. Ihr habt wieder recht, Gyoko-san. ›Lust ist nicht von Dauer.‹ Sie wird rasch schal. Und weiter?«
    »Kiku-san ist ganz wiederhergestellt. Es ist ihrer Gesundheit nicht abträglich gewesen.«
    »Ja. Das habe ich gesehen. Wie bezaubernd sie ist!«
    »Ja, o ja, allerdings hat sie Euch vermißt, Euer Gnaden. Werden wir Euch nach Mishima begleiten?«
    »Was für andere Gerüchte sind Euch zu Ohren gekommen?«
    »Nur, daß Ishido die Burg von Osaka verlassen hat. Die Regenten haben Euch in aller Form geächtet … welch eine Unverfrorenheit, Euer Gnaden.«
    »Auf welche Weise gedenkt er, mich anzugreifen?«
    »Das weiß ich nicht, Euer Gnaden«, sagte sie vorsichtig. »Allerdings nehme ich an, er will Euch in die Zange nehmen: Mit Ikawa Hikoju, jetzt, wo sein Vater, Herr Jikkyu, tot ist, über die Tokaidō und mit Zataki über die Koshu-kaidō; aber hinter Euren Bergen seid Ihr sicher. O ja, ich bin überzeugt, daß Ihr ein gesegnetes Alter erreichen werdet. Wenn Ihr gestattet, werde ich alle meine geschäftlichen Tätigkeiten nach Yedo verlegen.«
    »Gewiß. Aber versucht herauszufinden, in welche Richtung sein Hauptvorstoß gehen wird.«
    »Ich will es gern versuchen, Euer Gnaden. Wir leben in furchtbaren Zeiten, Euer Gnaden, wo Bruder sich gegen Bruder wendet und Sohn gegen Vater.«
    Toranagas Augen waren verschleiert, und er nahm sich vor, seine Wachsamkeit über Noboru, seinen ältesten Sohn, zu verdoppeln, dessen Treue letztlich dem Taikō galt. »Ja«, stimmte er zu. »Furchtbare Zeiten. Zeiten großer Umwälzungen. Was Euch betrifft, so seid Ihr und Euer Sohn jetzt reich. Leitet er nicht Eure Saké-Fabrik in Odawara?«
    »Jawohl, Euer Gnaden.« Ihre Haut unter ihrer Schminke wurde grau.
    »Er macht dort große Gewinne, neh?«
    »Er ist zweifellos der beste Verwalter in Odawara, Euer Gnaden.«
    »Das habe ich gehört. Ich habe eine Aufgabe für ihn. Der Anjin-san wird ein neues Schiff bauen. Die Handwerker und alles Material stelle ich zur Verfügung, und deshalb ist mir daran gelegen, daß die geschäftliche Seite mir allergrößter Umsicht betrieben wird.«
    Gyoko wäre vor Erleichterung fast zusammengebrochen. Sie hatte angenommen, daß Toranaga sie alle in die Große Leere befördern würde, ehe er in den Krieg zog, oder sie derartig besteuern, daß ihr bald die Luft ausbleiben würde.
    » Oh, ko , Euer Gnaden, wann wünscht Ihr meinen Sohn in Yokohama? Er wird

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