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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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er fuhr auf der Minion  – uns durch die dreckfressenden Spanier den Weg aus dem Hafen herauskämpften. Wir hatten Sklaven von Guinea zum spanischen Festland gebracht, aber wir besaßen keine spanische Handelslizenz und sie überlisteten Hawkins und lockten unsere Flotte in die Falle. Sie hatten dreizehn große Schiffe, wir nur sechs. Drei der ihren versenkten wir, und sie schickten unsere Schiffe Swallow , Angel, Caravelle und die Jesus of Lübeck in die Tiefe. O ja, Drake hat uns aus dieser Falle herausgehauen und nach Hause gebracht. Mit elf Mann an Bord, die die Geschichte erzählen konnten. Hawkins hatte fünfzehn. Von vierhundertundacht lustigen Teerjacken. Drake ist erbarmungslos, mein Junge. Was er will, ist Ruhm und Gold, aber nur für Drake; zu viele Männer sind tot, das zu beweisen.«
    »Aber ich werde nicht sterben. Ich werde einer von den …«
    »Nein! Du bist für zwölf Jahre unter Lehrvertrag. Zehn davon fehlen dir noch, und dann erst bist du frei. Doch bis dahin, bis 1588, wirst du lernen, Schiffe zu bauen und sie zu befehligen  – wirst du Alban Caradoc gehorchen, Schiffsbaumeister und Pilot und Mitglied des Trinity House – sonst bekommst du niemals deine Lizenz. Und wenn du keine Lizenz hast, wirst du nie ein Schiff durch englische Gewässer lotsen, nie ein einziges englisches Schiff vom Achterdeck her auf irgendeinem Meer befehligen; denn so lautete das Gesetz des guten Königs Harry, Gott sei seiner Seele gnädig! So lautete das Gesetz der großen Hure Mary Tudor, möge ihre Seele in der Hölle schmoren, und so lautet das Gesetz der Königin, möge sie immer und für alle Zeit regieren – so lautet das Gesetz Englands, und es ist das beste Schiffahrtsgesetz, das es jemals gegeben hat!«
    Blackthorne wußte noch, wie er seinen Herrn und Meister und das Trinity House gehaßt hatte, jenes von Heinrich VIII. im Jahre 1514 für die Ausbildung sämtlicher englischer Piloten und Kapitäne geschaffene Gesetz, und die zwölf Jahre halber Leibeigenschaft gehaßt, ohne die er, wie er wohl wußte, niemals das einzige in der Welt bekommen würde, um das es ihm ging. Und wie er Alban Caradoc womöglich noch mehr gehaßt, als – zum ewigen Ruhm – Drake und seine Hunderttonnen-Schaluppe, die Golden Wind, wie durch ein Wunder nach England zurückgekommen war, nachdem sie drei Jahre hindurch als verschollen gegolten – das erste englische Schiff, das den Erdball umfahren –, und an Bord die reichste Ausbeute an Raubgut heimgebracht, die jemals hier an Land geschafft worden war: die unglaubliche Summe von anderthalb Millionen Pfund Sterling in Gold, Silber, Gewürzen und Gerät aus Edelmetall.
    Daß vier von den fünf Schiffen verlorengegangen waren und acht von zehn Mann ihr Leben gelassen und Tim und Watt gestorben und ein gefangengenommener portugiesischer Pilot Drakes Expedition durch die Magellanstraße hindurchgelotst und in den Stillen Ozean geführt, hatte seinen Haß nicht besänftigen können; daß Drake einen Offizier hatte aufknüpfen lassen, Kaplan Fletcher exkommuniziert wurde und er es nicht geschafft hatte, die Nordwestpassage zu finden, nahm kein Jota von der Bewunderung, die ihm in ganz England entgegengebracht worden war. Die Königin hatte fünfzig Prozent der Schätze für sich beansprucht und ihn zum Ritter geschlagen. Der niedere Adel und die Kaufleute, die das Geld für die Expedition aufgebracht hatten, machten dreihundert Prozent Profit und drängten ihn, seine nächste Freibeuterfahrt ausrüsten zu dürfen. Und alle Seeleute baten, wieder mit ihm fahren zu dürfen, denn er hatte Beute heimgebracht, er war zurückgekehrt, und mit dem ihnen zustehenden Anteil am Raub waren die wenigen Glücklichen, die das Abenteuer überlebt hatten, reich bis an ihr Lebensende.
    Ich hätte zu den Überlebenden gehört, hatte Blackthorne sich gesagt. Ganz bestimmt. Und mein Anteil an dem Schatz hätte ausgereicht, um …
    »Rofz voruiiit ! – Riff voraus!«
    Anfangs spürte er den Ruf mehr, als daß er ihn gehört hätte. Dann, unter dem Heulen des Sturms, vernahm er den klagenden Ruf ein zweites Mal.
    Im Nu war er draußen aus seiner Kammer, den Niedergang hinauf und auf dem Achterdeck; sein Herz hämmerte, seine Kehle war wie Pergament. Es war dunkle Nacht, es regnete, und einen Moment frohlockte er, denn er wußte, daß die Regensammler, die vor so vielen Wochen aufgespannt worden waren, bald zum Überlaufen voll sein würden. Er riß den Mund auf und hielt ihn dem nahezu

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