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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Niun genau wie er ein Gewehr hatte.
    Niun kam über den Sand auf ihn zu, eine schwarze Gestalt in der Dunkelheit. Der Wind ließ seine Gewänder flattern, der Mond blinkte auf den Messinggriffen der Yin'ein und dem Plastikvisier, ebenso auf den J'tai , die er errungen hatte. Krummzehig und mit gesenktem Kopf ging das große Dus neben ihm her.
    »Yai«, beruhigte Duncan sein Tier und ließ es Platz nehmen.
    Auf Sprechdistanz blieb Niun stehen, die Hand warnend hinter einen Gürtel geschoben. »Du hast dich weit von der Marschsäule entfernt, Sov-kela.«
    Duncan wies mit dem Kopf über die Schulter zum Horizont. »Laß mich gehen!«
    »Um dich wieder zu ihnen zu gesellen?«
    »Ich diene der She'pan.«
    Niun betrachtete ihn lange und eingehend und ließ schließlich den Schleier fallen. Duncan tat es ihm gleich und wischte sich über das Blut, das auf den Lippen zu trocknen begann.
    »Was willst du machen?« fragte Niun.
    »Sie zum Zuhören bringen.«
    Niun machte eine hoffnungslose Handbewegung. »Das ist bereits gescheitert. Du wirfst dich nur selbst weg.«
    »Bring das Volk in Sicherheit! Laß mich dies versuchen! Vertrau mir darin, Niun!«
    »Wir werden uns nicht ergeben.«
    »Das weiß ich. Ich werde es ihnen sagen.«
    Niun sah an sich hinab. Mit seinen schlanken Fingern fummelte er an einem der verschiedenen Gürtel. Er lö- ste eines der J'tai , trat zu Duncan und band den Riemen geduldig mit einem komplizierten Knoten fest.
    Duncan betrachtete es, nachdem er fertig war, sah ein seltsames und fein gearbeitetes Blatt, eines der drei J'tai , die Niun von Kesrith hatte.
    »Einer meiner Meister hat es mir gegeben, ein Mann namens Palazi, der es vom Planeten Guragen hatte. Dort wuchsen Bäume.
    Es bringt Glück, hat er gesagt. Lebewohl, Duncan.«
    Er reichte ihm die Hand.
    Duncan ergriff sie. »Lebwohl, Niun.«
    Und der Mri wandte sich ab und ging fort, gefolgt von seinem Dus.
    Duncan sah zu, wie sie im Schatten verschwanden, wandte sich dann selbst um und schlug die Richtung ein, die er sich zurechtgelegt hatte, und eine Zeitlang sah er Sand und Felsen in seinem Blickfeld verzerrt. Er brachte den Schleier wieder an und war dankbar für die Wärme des Tieres, das an seiner Seite ging.

22
    Tierbewußtsein, Tiergespür. Es beschützte. Duncan inhalierte vorsichtig die kalte Luft und stolperte, während er einen leichten Abhang hinabging – beinahe knickte ihm der Knöchel um: Tod in den Ebenen. Er ließ sich das eine Warnung sein und ruhte sich aus, ließ sich auf dem kalten Sand nieder, lehnte sich an das Dus und ließ die Müdigkeit aus seinen Gelenken fließen. Ein kleines Stück des blaugrünen Stengels war noch in der Gürteltasche. Er zog sein Av'tlen und schnitt sich etwas davon ab, kaute darauf herum und spürte, wie die heilende Süße seiner Kehle wohltat.
    Während der brennenden Tage hatte er erkennen müssen, daß sein Versuch verrückt war – es war eine verrückte Vorstellung, das Wrack rechtzeitig erreichen zu können, anzunehmen, daß die Landetruppen dort geblieben waren, wo es kein Leben gab.
    Er hatte jedoch keine Wahl. Beim Volk war er ein Nichts und gleichzeitig ein Problem, auf das Niun verzichten konnte, ein Streitpunkt, wegen dem er vielleicht hätte töten müssen. Er war ein Problem für Melein, die ihn erklären mußte.
    Er diente der She'pan. Das stand für ihn jetzt nicht mehr in Frage: wenn er ging und nichts fand, erwies das doch nur, daß seine Bemühungen nichts wert waren, wie die von An-ehon nichts gewesen waren – jemand anders würde dann die Last tragen. Die She'pan hatte andere Kel'ein.
    Er rappelte sich auf und ging weiter, stolperte, als das Dus ihn plötzlich zähnefletschend ansprang. Er blinzelte in stumpfem Erstaunen, als eine Sandwolke neben einem Stein emporgeblasen wurde und sich etwas unterhalb des Sandes bewegte; es war nicht wie der flatternde breite Mantel eines Gräbers, sondern etwas Geschmeidiges und Schmales, das wie ein Gräber eine kleine Grube schaufelte, einen Trichter aus Sand.
    »Yai!« rief er das Dus mit rauher Stimme zurück, als es Anstalten machte, sich daraufzustürzen und es mit seinen langen Giftklauen ans Licht zu zerren. Was immer dort war, Duncan kannte weder seine Größe noch seine Gefährlichkeit. Er empfing den Jagdimpuls des Dus, rang ihn mit seiner Willenskraft nieder. Sie umrundeten das Gebiet und kletterten einen nahen Kamm hinauf. Als er hinabsah, erkannte er, daß die Gegend mit solch kleinen Gruben übersät war. Sie waren

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