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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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von meinen großen, unschuldsvollen Augen nicht täuschen. Es war schwer, Ethan etwas vorzumachen.
    «Was denn?», fragte ich.
    «Das mache ich nicht», sagte er.
    «Was?»
    «Mit dir über Rachel diskutieren.»
    «Warum nicht? Das versteh ich nicht.» Ich legte mein Sandwich auf den Teller.
    «Rachel ist meine Freundin.»
    «Aber du und ich, wir sind auch Freunde, weißt du.»
    Er träufelte Essig auf seinen Fisch. «Das weiß ich.»
    «Annalise ist auch mit uns beiden befreundet, und sie spricht mit mir über   … über das, was passiert ist.» Ich wählte meine Worte sorgfältig. «Warum kannst du mir nicht sagen, was du denkst? Ich werde nicht gekränkt sein. Ich meine, es ist doch klar, dass du auf ihrer Seite stehst.» Umkehrpsychologie war immer einen Versuch wert, selbst wenn jemand so intelligent wie Ethan war.
    «Hör zu, Darcy, diese ganze Geschichte ist mir unbehaglich. Gibt es außer Rachel nichts, worüber du dich unterhalten möchtest?»
    «Keine Angst. Jede Menge», sagte ich, als wäre mein Leben so randvoll mit faszinierenden Dramen wie vor meinem Sturz ins Unglück.
    «Na, dann   … bitte versuch einfach nicht mehr, mich dazu zu bringen, dass ich über sie herziehe.»
    «Das versuche ich nicht. Ich wollte nur mit dir, meinem Freund aus Kindertagen, über unsere gemeinsame Freundin aus Kindertagen reden   … und über den gegenwärtigen Stand der Dinge. Ist das so falsch?»
    Er sah mich lange an und aß dann schweigend zu Ende. Als er fertig war, zündete er sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch in meine Richtung.
    «Hey! Pass auf! Ich bin schwanger!», quiekte ich.
    «Sorry.» Er drehte sich auf seinem Stuhl zur Seite und blies in die andere Richtung. «Aber du wirst es in diesem Land schwer haben. Hier rauchen alle.»
    «Das sehe ich.» Ich schaute mich um. «Es stinkt hier drin.»
    Er zuckte die Achseln.
    «Also. Kann ich dir ein paar Fragen stellen?»
    «Nicht über Rachel.»
    «Komm, Ethan, es sind völlig harmlose Fragen. Bitte!»
    Er antwortete nicht; also stellte ich ihm meine erste Frage. «Hast du in letzter Zeit mit ihr gesprochen?»
    «Vor kurzem, ja.»
    «Weiß sie, dass ich hier bin?»
    Er nickte.
    «Und es ist ihr recht?» Ich hoffte, es werde ihr entschieden
nicht
recht sein. Eifersüchtig sollte sie sein, weil ich hier in London bei ihrem geliebten Ethan war. Sie sollte sich fühlen, als sei ich in ihr Revier eingedrungen. Ich konnte es kaum erwarten, dass Ethan ihr Postkarten von unseren gemeinsamen Reisen schickte – aus Wien, Amsterdam und Barcelona. Vielleicht würde ich hin und wieder auch ein kleines PS auf eine Karte kritzeln. «Schade, dass du nicht dabei bist», würde ich schreiben. Ihr zeigen, dass ich über die ganze Geschichte mit Dex so was von weg war. Dass ich sie mit Riesenschritten überwunden hatte.
    «Es ist ihr recht, ja.»
    Ich schnaubte, um anzudeuten, dass ich das arg bezweifelte.
    Ethan zuckte die Achseln.
    «Und was gibt’s Neues von ihr?»
    «Nicht viel.»
    «Ist sie noch mit Dex zusammen?»
    «Darcy. Schluss jetzt. Im Ernst.»
    «Was denn? Sag’s doch einfach! Ist mir doch egal, ob sie noch zusammen sind. Ich bin bloß neugierig, weiter nichts.»
    «Ich mein’s wirklich ernst. Keine Fragen nach Dex.»
    «Okay. Okay. Ist ja gut. Ich find’s zwar bescheuert, dass wir – zwei Freunde – nicht offen miteinander reden können. Aber egal. Ist dein Problem.»
    «Genau. Mein Problem», sagte Ethan und sah erschöpft aus.
     
    Nach dem Lunch packte ich meine Koffer aus, während Ethan sich zum Schreiben in sein Zimmer zurückzog. Ein paar Mal ging ich hinüber und bat um eine weitere Ladung Kleiderbügel, und immer wenn ich hereinkam, blickte er genervt von seinem Laptop auf, als ob eine kleine Frage nach Kleiderbügeln irgendwie all seine Gedankengebäude zum Einsturz brächte.
    Am Nachmittag hatte ich mich in meinem Zimmer eingerichtet, so gut es in der Enge ging. Ich hatte den Schrank mit Kleidern voll gestopft, meine Lieblingsschuhe in zwei Reihen hineingestellt, und Make-up, Toilettensachen und Wäsche hatte ich ins Regal gepackt. Es war nicht hübsch, aber einigermaßen funktional. Jetzt hatte ich Lust, Feierabend zu machen und Ethan von der Arbeit loszueisen, damit wir uns ein bisschen amüsierten. Aber als ich ins Wohnzimmer kam, stopfte er gerade Papier und eine Packung Zigaretten in eine Kuriertasche.
    «Willst du weg?», fragte ich.
    «Ja.»
    «Wohin?»
    «Raus hier. Zum Schreiben.»
    «Was genau schreibst du

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