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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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ja?»
    «Ja. Bis dann», sagte ich aufgeräumt.
    Ich sah ihm nach, wie er zu Madelines Tisch spazierte, und verspürte einen merkwürdigen Neid. Fast so was wie Eifersucht. Diese Regung erwischte mich unvorbereitet. Ich meine, warum sollte es mich kümmern, ob Ethan eine Freundin hatte? Ich war ja nun wirklich nicht interessiert an ihm. Schön, ich hatte daran gedacht, ihn zu küssen, aber das hieß ja nicht, dass ich in ihn verliebt war oder sonst was Verrücktes. Vielleicht sehnte ich mich nur danach, jemanden bei mir zu haben, weil ich ihn jetzt mit dieser Frau sah. Vielleicht machte ich mir auch Sorgen um meinen Status in seiner Wohnung, um mein Recht auf sein bequemes Bett.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Madeline aufstand und ihren
chou
erst auf die eine, dann auf die andere Wange küsste. Ich weiß, es ist eine europäische Sitte, aber trotzdem sah es aufgesetzt aus, und ich nahm mir vor, nie wieder einen Doppelkuss auszuteilen. Ethan nahm die Mütze ab und schüttelte seine zerzausten Locken. Dann setzte er sich und drehte seinen Stuhl zu ihr um. Ihre Knie berührten sich.
    Ich schaute weg und aß hastig auf; mir war flau, und ich war gekränkt, weil Ethan mir nichts von seiner Beziehung erzählt hatte. Traf er sich immer mit ihr, wenn er mir erzählte, er schreibe an seinem Buch? Trieben sie es wild in ihrer Wohnung, während ich abends darauf wartete, dass er nach Hause kam? Warum hatte er mir nichts von ihr erzählt? Ich stand auf, um zu zahlen, und überlegte dabei, ob ich mich noch verabschieden sollte. Einerseits war ich neugierigdarauf, seine Freundin kennen zu lernen und einen kleinen Einblick in ihre beginnende (oder längst bestehende?) Beziehung zu bekommen. Andererseits war mir nicht wohl in meiner Haut, und am liebsten hätte ich mich unbemerkt zur Tür hinausgeschlichen. Normalerweise war ich sehr gesellig, und daher fragte ich mich wieder, warum ich so darauf reagierte, dass Ethan eine Freundin hatte.
    Als ich an der Kasse stand, ein paar Schritte vom Tisch der Turteltauben entfernt, hörte ich Madelines kehligen französischen Akzent und dann ein fröhliches Lachen von Ethan. Ich reichte der Kellnerin meine Rechnung und einen Zehn-Pfund-Schein. Das Wechselgeld legte ich in die kleine Trinkgeldschale. Ich wollte gerade hinausgehen, als Ethan rief: «Hey, Darce. Komm doch mal her.»
    Ich drehte mich um und tat, als sei ich einen Moment lang verwirrt, als hätte ich ganz vergessen, dass er da mit einer Frau saß. Dann lächelte ich freundlich und ging die paar Schritte zu ihrem Tisch.
    «Hey», sagte ich locker.
    «Das ist Sondrine», sagte Ethan. «Sondrine, das ist Darcy.»
    Sondrine?
Was war denn das für ein Name? Ich betrachtete sie. Ihre Haut war porenfrei, und sie hatte perfekt geschwungene Augenbrauen. Ich hatte mir die Brauen nicht mehr gezupft, seit ich New York verlassen hatte.
    «Freut mich, Sondrine», sagte ich und merkte plötzlich, dass ich in Schwangerenhaltung dastand: Die Knie zusammengedrückt, die Hände auf dem Bauch. Rasch ließ ich die Arme sinken und nahm eine attraktivere Pose ein.
    «Gleichfalls», schnurrte Sondrine mit Telefonsex-Stimme.
    Wir wechselten ein paar höfliche Worte, und nur für denFall, dass Ethan meine Bedeutung in seinem Leben heruntergespielt oder mich vielleicht überhaupt nicht erwähnt hatte, sagte ich dann, wir sähen uns zu Hause. Ich beobachtete Sondrines Gesicht und wartete auf ein kurzes Anzeichen von Überraschung oder Verunsicherung, aber ich sah nichts. Nichts als freundliche Gleichgültigkeit. Als ich das Muffin Man verließ und auf dem Weg zu Ethans Wohnung um die Ecke bog, war mir unerklärlich wehmütig, beinahe traurig zumute. Ich spürte einen Tritt von meinem Baby, und ich vertraute ihm flüsternd an: «Ethan hat eine Freundin. Und ich weiß nicht, warum mich das aus der Fassung bringt.»
     
    Ich sah Ethan erst später am Abend wieder, als er schließlich –
sans Sondrine
– nach Hause kam. Ich lag halb schlafend auf der Couch und hörte eine Norah-Jones-CD. Mit einem Knoten im Magen hatte ich auf ihn gewartet.
    «Wie spät ist es?», fragte ich.
    «Zehn ungefähr», sagte er und blieb vor mir stehen. «Hast du schon gegessen?»
    «Ja. Und du?»
    Er nickte.
    «Wo bist du gewesen?», fragte ich und kam mir vor wie eine misstrauische Ehefrau, die einen rosa Lippenstiftfleck am weißen Hemdkragen ihres Mannes entdeckt hat.
    «Hab geschrieben.»
    «Natürlich.» Ich bemühte mich, heiter und unbekümmert zu klingen.
    «Was soll das

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