Shopping and the City
schwarzen Vintage-Reebok-Basketballstiefeln und entweder einem schwarzen Muskelshirt oder dem T-Shirt, das er heute trug. Er hatte einen Bauchansatz, er färbte das Grau aus seinem Schnurrbart und seinen Koteletten, und er hatte tolle blonde Strähnchen, um die ihn jedes Mädel beneidet hätte.
»Sag mir, wer er ist, oder ich sehe mich gezwungen, dir deinen süßen kleinen Hintern zu versohlen. Und erst diese mahaya Schuhe, Schätzchen! Neu?« Ich hatte keine Ahnung und ich fragte auch nie, wie es kam, dass er fließend Jiddisch sprach. Ein weiteres Malcolm-Rätsel, schätze ich.
»Später«, sagte ich mit einem Augenzwinkern. Als der Beginn der Besprechung nahte, stand ich von meinem üblichen Platz neben Malcolm auf und setzte mich auf einen Stuhl auf der anderen Seite des Raums, wo ein Siebzigerjahre-Glastisch aus Chrom mit einem Telefon stand.
»Ruuuuuhe, bitte!«, rief Spring. Zwei lange Schlangen samtenen Zigarettenrauchs stiegen ineinander verschlungen wie die Riemchen eines Paars Roger Viviers zur Decke auf, ein flüchtiger Pas de deux von Haute-Nebel, den nur die regierende Königin der Modetrendprognosen aufführen konnte. Sie atmete tief aus, und
eine weitere Rauchwolke stieg auf, um ihr eigenes Wettersystem unter der Decke über ihrem Kopf zu bilden. Springs Blick wanderte bedächtig über die kleine Schar, die sich angespannt schweigend um ihren Schreibtisch drängte. Auf dem Schreibtisch und beängstigend nah neben dem Buch stand ein riesiger, von steinalten Kippen überquillender Aschenbecher, und zu Springs Rechten ragten Stapel von Zeitschriften auf, gekrönt von einem fußballgroßen Mega-Achtzigerjahre-Kristallfeuerzeug. (Für alle Fans von Wiederholungen unter euch, denkt euch Alexis Colby aus Der Denver-Clan .)
»Mmmm, mmmm«, machte Spring, während sie die Seiten der Herbst/Winter-Trendvorschau, auch kurz und knapp als »Das Buch« bekannt, durchblätterte. »Mmmmmmmmmmmm.« Sie hielt inne, fixierte eine der Doppelseiten, und zog dann abermals tief und gedankenverloren an ihrer Zigarettenspitze. Asche von der Länge ihres Zeigefingers fiel auf die geheiligten Bilder.
»Fantastisch … faaantastisch!!!« Sie sah die um sie versammelten Gesichter an. Malcolm und Ian beugten sich nervös vor und bliesen hektisch Asche vom Buch. Spring kümmerte sich nicht darum. Im Vordergrund schleifte einer von Springs zwei heiß geliebten Möpsen sein Hinterteil mittels seiner beiden Vorderpfoten über den antiken Aubusson-Teppich, während der andere seine Schnauze in seinem Unterleib vergrub. Ihr Rutschen, Schnauben und Lecken wurde von niemandem außer mir bemerkt.
Die Gruppe stand dicht zusammengedrängt und
wartete darauf, dass Spring Sommer sprach. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem sarkastischen Lächeln. Ihr stählerner, doch gleichzeitig etwas verschwommener Blick fixierte plötzlich einen Punkt in der hinteren Ecke des Raums. Alle drehten sich um und schauten in die gleiche Richtung.
»Da drüben ist nichts. Ich denke nur nach«, flötete sie. »Mick. Brooke. Malcolm. Und ähm …« Spring hielt ihre edelsteinbesetzte Zigarettenspitze hoch und studierte sie.
»Ian«, half Ian ihr aus.
Sie hob ihre Zigarettenspitze noch ein Stückchen höher und musterte ihn darunter hindurch.
»Ja, natürlich. Ian. Du hast die Stoffproben für die ›Skifahren in Somalia‹-Reportage zusammengestellt.«
Ian strahlte, und seine Augen nahmen einen erwartungsvollen, lobheischenden Ausdruck an.
»Ja. Ich habe ausführlich recherchiert und -«
»Ich würde dich gern etwas fragen …«
»Ian.«
»Ian«, sagte sie und wühlte die Berge an Stoffen, Mustern, Proben und Zeitschriften durch, die auf ihrem Schreibtisch die Skyline von Manhattan nachbildeten. Mick und Brooke tauschten kurz einen Blick aus, als Spring mehrere Bögen mit Stoffmustern und Fotos unter dem Durcheinander herauszog und sie mit einer feierlichen Aufmerksamkeit inspizierte, die weit überstieg, was die Situation verlangte. Es war eine Fähigkeit, die sie zu einer Kunstform erhoben hatte – gut für Klienten, klasse fürs Geschäft, total bedeutungslos.
»Welche Farben kommen dir in den Sinn, wenn du an Skifahren in der Wüste denkst?«, fragte sie.
»Nun …«, setzte Ian an.
»Ich denke da immer an rötliche Haselnusstöne …«, fuhr Spring fort. »Du weißt schon, welche Farbe ich meine, Schätzchen. Sie hat einen leichten Stich ins Purpurne … und einen Hauch von Azur. Eine Mischung zwischen einem toten Meer und einer lebenden
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