Shopping and the City
West Side Highway kreiste, und ich sann im Stillen über meine neu geschlossenen Freundschaften nach, von denen ich hoffte, dass sie ein Leben lang halten würden. Und ich fragte mich, was ich mit Caprices Hintern zu tun hatte.
Kapitel 7
Wintergate
Datum: 14. Juli
Stimmung: So schwarz wie mein eiskalter Doppio
Es fing alles mit Wintergate an, soll heißen, mit dem typischen paranoiden Unternehmensspionagedebakel bis ins Extrem gesteigert, was mich, wie ich leider zugeben muss, ins Verderben stürzte.
I hr kennt ja inzwischen meine Vorliebe für Kleiderschränke – meine bevorzugte Zufluchtsstätte für inneren Frieden -, und deshalb war ich, als man mir die Oberaufsicht über Hautelaws Musterraum übertrug, bei dem es sich, wie bei meinem Büro, um eine umgewandelte Abstellkammer handelte, ganz aus dem Häuschen. Eine volle Stunde pro Woche sortierte ich (zwischen Seufzen, Schwärmen und Geifern) die absolut neuesten und tollsten Kleider, Accessoires, Schmuck, Schuhe, Hüte, Taschen, Düfte und Schönheitsprodukte, die Mick von Einkaufstrips in die ganze Welt mitbrachte. Leider war es heute nicht der übliche ekstatische Kind-im-Süßigkeitenladen-Tag, denn jüngst waren einige Muster verloren gegangen, und Spring hatte mir aufgetragen, eine umfassende Bestandsaufnahme zu machen. Unterdessen verlor Hautelaw weiterhin Klienten an Winter Tan. Um die Sache noch schlimmer zu machen, hatten gewisse vertrauliche Informationen auf rätselhafte Weise ihren Weg aus unseren gut gehüteten Unterlagen auf die Seiten von Haute & About’s jüngster Trendvorschau gefunden.
Spring engagierte daraufhin diesen superknackigen Privatdetektivtypen namens Lance, um Hautelaw nach Wanzen abzusuchen. Abgesehen von Choux-Choux’ Miu-Miu-Wauwaukau (ein allerliebstes Kauspielzeug
in der Form einer Lokomotive) und dem Ehering von Springs drittem Ehemann, hatte er bis dato nicht die Bohne gefunden. Er hatte allerdings ein praktisches und gut bebildertes Handbuch zu dem Thema verteilt, wie man Abhörgeräte identifizierte – sollten wir in Zukunft über welche stolpern.
Es versteht sich von selbst, dass die in Paranoia ausgearteten Vorbereitungen inzwischen auf Hochtouren liefen, da Hautelaws Quartalsvorschau in zwei Wochen erscheinen sollte. Es war praktisch an der Tagesordnung, dass jemand ausflippte, wobei die schlimmsten Ausbrüche die von Spring waren, deren wachsender Argwohn nur noch von ihrer wachsenden Erbitterung übertroffen wurde.
Jedenfalls wurde dieser Bürowahnsinn noch von der Tatsache erschwert, dass ich einen Anflug von ennui hatte, zweifellos heraufbeschworen von dem Handy-Entzug, dem Treffen der Anonymen Kaufsüchtigen, einem rückläufigen Merkur und dem schädigenden Langzeiteffekt von negativem Kapitalfluss. Und da war ich also im Musterraum, als mir einfiel, dass ich vergessen hatte, den Kleiderhaufen durchzugehen, den Brooke freundlicherweise früher am Tage auf meinem Schreibtisch abgeladen hatte. Ich seufzte trübselig, griff nach der Tür, die natürlich abgeschlossen war (da hatte ich es wieder: rückläufiger Merkur!), und begann beschwichtigend vor mich hin zu sagen: »Bleib ruhig und verfalle niemals, unter keinen Umständen, in Panik.«
Die Bürosprechanlage !, schoss es mir durch den Sinn.
Binnen Sekunden rief ich über die Sprechanlage
Malcolm – der nicht da war. Ebenso wie die anderen zehn Leute, die ich nach ihm anrief. Nach dem Fehlschlag mit der Sprechanlage versuchte ich es mit lautem Klopfen gegen die Tür und dem ebenso lauten Rufen von »Hallo?« und »Lässt mich bitte jemand hier raus?« Als das auch nichts half, fuhr ich schweres Geschütz auf und kickte und schrie nach Leibeskräften, bis ich schließlich heiser und erschöpft auf einen Berg aus Kunstpelz sackte. Ich hatte schon so gut wie aufgegeben und wollte gerade einnicken, als die Tür aufflog und Mick mit einer Armladung Muster hereinkam.
»Oh, da bist du«, grinste er. »Alle suchen schon nach dir.« Ich schlug die Hand vor meinen Hals und krächzte, als die Tür langsam wieder zuschwang.
»Halt! Die Tür!« Zu spät. Sie schlug hinter ihm zu, so dass wir beide eingeschlossen waren.
»Die Tür verriegelt sich selbsttätig von außen«, flüsterte ich heiser. »Und über die Sprechanlage meldet sich niemand.« Ich sackte wieder auf meinen Kunstpelz zurück.
»Nun, früher oder später wird schon jemand kommen«, sagte er frohgemut.
»Ich sitze hier schon eine halbe Stunde fest«, krächzte ich, und meine Stimme
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