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Shotgun Lovesongs

Shotgun Lovesongs

Titel: Shotgun Lovesongs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nickolas Butler
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starrte einfach nur Chloe an, konnte den Blick nicht von ihr abwenden, konnte nicht aufhören zu lächeln.
    Es war ein guter Morgen. Wir saßen bis in den frühen Nachmittag zusammen auf der Veranda, lümmelten in unseren besten Kleidern herum und hatten die Schuhe ausgezogen. Wir schauten den Rehen zu und kifften, während der Tag langsam wärmer wurde und die Sonne die Wolkenfetzen verglühen ließ. Chloe fragte uns nach unseren Kindern und wir zogen, ich aus meiner Brieftasche und Beth aus ihrer Handtasche, mehrere verblichene Fotografien voller Eselsohren hervor, auf denen die Kinder alle noch viel jünger waren.
    »Tut uns leid«, entschuldigten wir uns, »wir müssen unbedingt mal neue Bilder machen. Sie sind jetzt schon viel größer.« Fast alle meine Freunde hatten irgendwelche schicken neuen Handys, aber Beth und ich besaßen keins. Wir kamen ganz gut mit unseren alten aufklappbaren Geräten über die Runden, deren Kameras aber zu wenig Auflösung hatten, um damit halbwegs brauchbare Bilder machen zu können. Eleanore und Alex kannten sich schon gut genug aus, um sich deswegen über uns lustig zu machen, und bezeichnetendie Geräte als Antiquitäten . Als wir dort saßen und auf die alten Fotos zeigten und Chloe erklärten, wie alt Alex auf diesem Bild gerade war oder dass das hier ein Foto unseres letzten Familienausflugs zum alten Hafen in Duluth war, da war ich ganz von Stolz erfüllt und auch von einem Bewusstsein unserer eigenen Sterblichkeit, als wären wir in diesem Moment irgendwie älter als Lee und Chloe, obwohl das natürlich nicht stimmte. Aber unsere Leben waren auf unergründliche Weise anders.
    »Diese Kinder sind echt die besten«, sagte Lee. »Ich liebe sie. Sie sind einfach klasse.«
    »Und die Kinder lieben ihn «, sagte Beth, während sie Lee zulächelte. Und in der darauf folgenden Gesprächspause wurde mir klar, dass Beth eigentlich hatte sagen wollen: Er wäre ein fantastischer Vater. Er sollte eigene Kinder haben.
    Ronny war ins Haus gegangen, um mehr Eiswürfel zu holen, und als er wieder herauskam, sagte er: »Es ist ein Uhr, Leute … Sollten wir nicht um halb zwei dort sein?«
    Für Ronnys Verhältnisse war es ein Moment von verblüffender Klarheit, und wir starrten ihn einen Augenblick an, während wir seine Frage verarbeiteten. Dann sprangen Beth und Chloe ohne ein Wort auf und schlüpften in ihre hohen Schuhe. Wir rannten alle zum Wagen, wobei wir die Rehe auf dem Feld auseinanderscheuchten. Wir würden zu spät zur Hochzeit kommen und wir waren total bekifft.
    Beth setzte sich ans Steuer und Chloe schob sich neben sie, während Ronny, Lee und ich auf die Ladefläche des Pick-ups stiegen und uns irgendwo festklammerten. Wir lächelten uns an, während unsere Haare wild im Wind flatterten und uns die Luft frisch und wunderbar durch die Nasenlöcher peitschte. Wir trommelten mit den Handflächenauf das uralte Metall des dahinrasenden Wagens, und wir waren glücklich und aufgedreht und auf dem Weg zu einer Hochzeit. Ich glaube, in diesem Augenblick hatten wir ganz vergessen, zu wessen Hochzeit wir da rasten.
    » Schneller! Schneller! Schneller! «, brüllten wir in die vorbeirauschende Luft. Ronny war von dem Tempo, mit dem wir dahinschossen, wie elektrisiert und begann haltlos zu kichern. Chloe und Beth schauten sich an und fingen ebenfalls an zu lachen. Die Scheune war immer noch fünfundvierzig Minuten entfernt; aber andererseits fuhren wir auch gerade achtzig.
    Lee und ich machten es uns auf der Ladefläche gemütlich, lehnten uns mit dem Rücken gegen die Fahrerkabine und schauten zu, wie die Welt hinter uns zurückwich: die Farben des Herbstes, die das unveränderliche Grün der Balsamtannen und Weißkiefern durchsetzten, die gelben und weißen Markierungslinien auf der Straße, die sich unermüdlich Meile um Meile unter uns hervorspulten. Farmen mit roten und weißen Scheunen. Kühe und Pferde und Schafe und hin und wieder ein dahinzuckelnder Einspänner der Amischen. Einmal stellte sich Ronny auf der Ladefläche des Pick-ups aufrecht hin, und Lee und ich griffen nach seiner Gürtelschnalle, versuchten ihn wieder zu uns herunterzuziehen, aber er stand da, ins wilde Rauschen des Windes gelehnt, die Arme eine Weile ausgestreckt wie zu einem eisernen Kreuz, mit geschlossenen Augen und wehenden Haaren. Und während wir dort mit einer Mischung aus Sorge und Bewunderung saßen, konnten wir immer noch den alten Ronny sehen – all diese Balance und Kraft und wilde Energie.
    Wir

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