Showtime! (German Edition)
vernünftig zu verhandeln war. Das endgültige Aus ihrer langjährigen Zusammenarbeit schloss folglich das von Manuel bei seinem Versuch, komisch zu sein erwähnte‚ ‚formelle Kündigungsschreiben' aus. Stattdessen brachte es die besten Empfehlungen für den baldigen Besuch beim Hausarzt, denn Georgia hatte heftigst Prügel einzustecken.
Nach der alten Devise: ‚Was uns nicht umbringt, macht uns hart' gelang es ihr anschließend gerade eben noch - sich selbst dementsprechend nicht mehr, aber zumindest die Maschine - heil nach Hause zu bringen, bevor sie, restlos bedient, ins Bett fiel.
Die Stunden bis zu Sabrinas Feierabend zogen sich endlos hin, doch es fehlte ihr die Kraft, sich waidwund in die Büsche zu schlagen, um - allein mit sich - wieder auf die Beine zu kommen. So wie sie es bisher immer getan hatte. Ihre Handgelenke waren geschwollen, die Arme voller Blutergüsse. Überall am Körper, wo sie Gingers Schläge abgewehrt, beziehungsweise abbekommen hatte, waren blaue Flecken. Glücklicherweise hatte sie sich wegducken und abhauen können, bevor sie richtig durchgedreht war.
«Du bist erledigt, Joanna!» hörte sie sie noch rufen, als sie malade in den Kissen lag. «Such dir schon mal eine andere Stadt! In Berlin kriegst du keinen Fuß mehr vor den anderen, dafür sorge ich!» Sie hatte ihr herzliche Koseworte nachgebrüllt, die das niedrigste branchenübliche Niveau noch weit unterschritten, und ihr empfohlen, ihr nie, nie wieder unter die Augen zu treten.
Am Nachmittag fand Sabrina Georgia in leicht abgetretenem Zustand vor. Sie versorgte, nun über Gebühr geschockt, notdürftig ihre Blessuren mit lindernden Sälbchen und verzweifelte an ihrer Bockigkeit. Sich untersuchen zu lassen, lehnte Georgia so vehement ab, als hinge ihr Leben davon ab, es nicht zu tun.
Sie wachte an ihrer Seite und litt bei jedem ihrer Wehlaute, die im Laufe der Nacht zunahmen, körperlich mit. Am nächsten Tag nahm sie sich frei, blieb bei ihr und wusste nicht, ob sie sie für ihre abgebrühte Art, Dinge als geschehen hinzunehmen bewundern oder anschreien sollte. Obwohl es ihr nicht eben gut ging, hielt Georgia nicht mit ihren üblichen Sprüchen hinter dem Berg, lachte, rappelte sich auf und spielte das unerschütterliche Stehaufmännchen.
«Also, eines weiß ich mit Sicherheit» grummelte Sabrina, «diese Frau gehört in eine Anstalt. Die muss doch krank sein.»
«Bin doch selbst schuld!» widersprach Georgia zu Sabrinas höchstem Erstaunen beinahe leidenschaftlich. «Wir hatten ein Deal. Und Ginger hat Recht, wütend zu sein auf mich. Ich habe sie beschissen und - »
«Na hallo, soll das etwa heißen, sie hätte ein Recht dazu, dich so zuzurichten?» fiel ihr Sabrina ins Wort und war versucht, sie durchzuschütteln, damit sie zu Verstand kam. «Nein, Georgia, da irrst du dich gewaltig! Niemand hat ein Recht, dich zu schlagen! Niemand, hörst du? Jürgen nicht und Kim nicht, und auch nicht diese Cholerikerin! Und auch nicht diese Frau, von der du mal erzählt hast, die dich als Kind so furchtbar geschlagen hat! So was gehört bestraft, hinter Gitter - nein, zum Psychiater, wenn du mich fragst! Das ist doch nicht normal!»
Georgia hatte sich ihr, schlagartig blass geworden, zugewandt. «Bitte, was habe ich dir erzählt...?»
«Du hast» begann Sabrina, bereits alarmiert, denn es kam ihr in den Sinn, wie Georgia Naomi angefahren hatte, «an dem Abend, als du so sternhagelvoll warst, von einer Frau erzählt... also, genauer gesagt hast du es Naomi erzählt. Ich habe es nur zufällig mitbekommen... vielleicht habe ich es auch geträumt, ich weiß es nicht... »
«Forget it» schaltete Georgia auf Showtime um und überspielte den Schock durch ein cooles Grinsen und das Zitat eines ehemaligen deutschen Staatsmannes: «Was interessiert mich mein Gelaber von gestern? Hey Baby, ich habe schon so viel Prügel gekriegt, auf diese eine Mal kommt es auch nicht an!»
Zunächst war Sabrinas Reaktion auf ihren Zynismus zurückhaltendes Schweigen. Sie wusste nichts von Georgias verquerer Art, mit Gewalt umzugehen, Strafe als Erlösung zu empfinden, sie sogar herbeizusehnen und notfalls herauszufordern, um sich anschließend besser zu fühlen; Weil es allemal leichter für sie war, mit einer solchen Konsequenz umzugehen, als damit, sich mit quälenden Schuldgefühlen herumzuplagen.
«Hast du eigentlich mal darüber nachgedacht, diese Ginger anzuzeigen?» fragte Sabrina vorsichtig an.
«Nee. - Wieso? Hey Mann, hör mal, warum
Weitere Kostenlose Bücher