Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)

verdrehte. Er war in diesem Punkt immer noch zuversichtlicher als ich.
    Tim beschäftigte sich auch weiterhin mit seinen Spendenaktionen. Fred und er hatten für seine Lobby-Arbeit ein Büro in Bismarck eröffnet und dort einen richtigen Lobbyisten eingestellt. Dennoch besuchte Tim ab und zu selbst wichtige Leute.
    An einem Abend, an dem Tim unterwegs war, saß ich mit Fred und Billy zusammen beim Abendessen. Ich wusste, dass Billy viel reifer war als viele andere in seinem Alter. Das bestätigte er mit seiner Frage.
    »Wann wird Tim ein Mal ausrutschen und hinfallen?«
    »Was meinst du?«, fragte ich.
    »Niemand kann von Erfolg zu Erfolg zu Erfolg durchs Leben gehen, ohne es auch nur ein Mal zu vermasseln oder einfach nur Pech zu haben. Wann ist er fällig?«
    »Vor Jahren, vermute ich«, sagte Fred. »Wenn es soweit ist, wird es die Ausmaße eines Erdbebens haben. Der Druck baut sich langsam auf und irgendwann passiert die große Katastrophe. Ich hoffe, er ist noch nicht fällig.«
    »Seitdem ich Tim kenne ist in seinem Leben praktisch nichts schief gelaufen«, sagte ich. »Er würde dir sagen, dass es eine große Prüfung war, weil ich ihn dreieinhalb Jahre habe warten lassen. Aber ich sehe das nicht wirklich so.«
    »Ich hoffe nur, dass der große Fall nicht in Peking kommen wird«, sagte Fred. »Ich glaube, das könnte ihm wirklich ernsthaft schaden. Charlie, du weißt, wie viel Arbeit er darin investiert hat, damit ihr zusammen, Hand in Hand, bei dieser Eröffnungsfeier bei den Spielen einlaufen könnt. Ich glaube nicht, dass ihn die Medaillen wirklich interessieren, auch wenn er einige gewinnen wird. Mit dem Traum über diese Eröffnungsfeier lebt er, solange er dich kennt. Oder zumindest, seitdem du ihm geschrieben hast, dass du wieder mit dem Bogenschießen anfangen willst.«
    »Mit dem Bogenschießen anfangen und zu den Olympischen Spielen fahren sind aber zwei ganz unterschiedliche Dinge.«
    »Nicht für Tim. Er hat mir erzählt, dass es für ihn der allerwichtigste Teil dieses Wochenendes wird. Ich glaube, es würde ihn umbringen, wenn du krank werden und deswegen die Eröffnungsfeier verpassen würdest. Ich bin mir sicher, dass er zumindest keine einzige Medaille holen würde.«
    »Ich habe ihn über diese Eröffnungsfeier reden hören, als wäre sie bereits in seinem Kopf«, warf Billy ein. »Sobald er eine Kamera bemerkt, die auf euch gerichtet ist, will er eure Hände über eure Köpfe heben und in die Kamera grinsen. Es ist alles schon so real für ihn.«
    »Ich weiß«, gab ich zu. »Und es macht mir ein bisschen Sorgen. Aber ich denke schon, dass alles klappen wird. Seine Ambitionen für danach sind noch viel unsicherer. Aber wenn es jemanden gibt, der Träume wahr werden lassen kann, dann ist es Tim.«
    »Sein Zauber hat jedenfalls bei mir gewirkt«, sagte Billy und grinste. »Wer hätte gedacht, was daraus werden würde, als ich meine Eltern angebettelt habe, mich zu dieser Show zu bringen.«
    »Das Ergebnis ist großartig. Aber ich weiß zufällig, dass du deine Eltern nicht anbetteln musstest. Sie wussten, wie wichtig es für dich war, Tim zu sehen, also war es auch wichtig für sie. Ich bin mir nicht sicher, was sie seitdem am meisten verblüfft hat. Das Turmspringen mitten in der Nacht, der Trip zu den Nationals , Rom, oder dass du jetzt in Grand Forks wohnst? Die Dinge haben sich für dich wahnsinnig schnell entwickelt, oder Billy?«
    »Allerdings. Wie eine Achterbahn-Fahrt.«
    »Du bist nicht der erste, der das Leben mit Tim mit Hilfe dieser Achterbahn-Metapher beschreibt«, sagte ich. »Aber es ist eine zutreffende Beschreibung.«
    »Also Charlie, wie gefällt es dir, hinter Tim in der Achterbahn zu sitzen?«
    »Ich liebe es«, antwortete ich. »Meine Mutter hat mir die gleiche Frage gestellt, als wir aus Rom zurück kamen. Aber es stört mich wirklich nicht. Ich bin da wie Stan. Er weiß, dass er Tim nicht schlagen kann, also genießt er einfach die Fahrt und ist damit zufrieden, nur die Nummer 2 zu sein. Der Wunsch, Tim zu schlagen, hat ihn ziemlich lange frustriert. Nachdem er sich damit abgefunden hatte, dass er keine Chance hatte, entdeckte er, dass Tim ein wundervoller Freund und Mentor ist.«
    »Dem stimme ich zu«, sagte Billy.
    »Wenn Tim jemals abstürzt, dann weil er zu viel Zeit in seine Konkurrenten investiert. So lange, bis einer von beiden ihn irgendwann schlägt.«
    »Was glaubst du, wie er reagieren würde, wenn tatsächlich Stan oder ich Gold holen würden und Tim sich