Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)
stundenlang schwimmen und Charlie auch nicht mit Timmy in den Wald schicken. Außerdem wirst du keine Gewichte heben und auch keinen Wecker stellen. Du wirst ausschlafen, in Ruhe die Mahlzeiten essen, die ich kochen werde, du wirst im Wasser spielen, mit Charlie lange Spaziergänge machen — nicht rennen — und du wirst mit mir Beeren pflücken. Außerdem möchte ich, dass du ein Buch liest und viele Stunden mit Charlie kuschelst.«
Mir blieb einen Moment die Sprache weg.
»Ja, Ma‘am«, brachte ich schließlich heraus.
Sie meinte es wirklich ernst und ich hielt mich an ihre Anweisungen. Ich glaube, es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich wirklich ausgeruht habe. Anfangs war ich ein nervöses Wrack und wollte immer irgendetwas tun. Aber irgendwann beruhigte ich mich und fing einfach an, mich zu entspannen. Ich genoss es sogar. Und vor allem genoss ich Charlie. Wir schwammen meistens nachts, natürlich nackt, gingen viel spazieren und hatten Sex im Wald. Wir verbrachten auch viel Zeit damit, uns einfach nur zu umarmen, festzuhalten und miteinander zu reden.
»Ich könnte das nicht ewig aushalten«, sagte ich am Ende der ersten Woche. »Aber ich glaube, die Woche hat mir wirklich gut getan. Ich denke die nächste Woche werde ich genießen, aber das ist dann auch mein Limit fürs nichts tun.«
»Das ist großartig«, sagte Charlie‘s Mom. »Aber du tust nicht nichts. Entspannen ist nicht nichts tun und ein wichtiger Teil des Lebens. Sei nicht dumm. Du bist doch ein kluger Junge. Baue von Zeit zu Zeit ein bisschen Entspannung in dein Leben ein. Auch wenn es nur eine Woche im Jahr ist. Die letzte Woche zählt aber nicht. Die war intensives Training — Training, wie man entspannt. Die nächste Woche ist ein Test. Wir werden sehen, wie viel du gelernt hast.«
Ich lernte schnell und wir hatten eine wirklich tolle Woche. Ich glaube das einzig ernste, was wir in dieser Woche getan haben, war darüber zu reden, was wir im kommenden Jahr vor hatten.
Uns war schnell klar, dass es genauso hektisch werden würde, wie die Jahre zuvor. Ich musste mich selbst in zwei Sportarten zu den Olympischen Spielen bringen. Außerdem musste ich Charlie dort hin bringen. Ich hatte das Gefühl, dass ich ein wachsames Auge auf sein Training haben sollte, damit das funktioniert.
Zudem hatte ich Billy, den ich ebenfalls nach Peking bringen musste. Aber zuerst musste ich dafür sorgen, dass er in Grand Forks ankam.
Unserem Stiftungsfonds ging es gut, aber auch darauf musste ich ein Auge haben. Zudem gestand ich Charlie, dass ich mit meinem Studium nicht zufrieden war und mir irgendein Projekt suchen wollte. Darüber hinaus hielten wir weiter an unserer Regel fest, dass wir Abends zuhause essen wollten — gemeinsam versteht sich. Noch wichtiger war, dass wir immer gemeinsam ins Bett gehen wollten, ohne Ausnahme.
Charlie‘s Mom verfolgte unsere Unterhaltung und staunte.
»Charlie, das beschreibt überhaupt nicht den Charlie, den ich kenne«, sagte sie. »Soweit ich mich erinnern kann, hatte der Fernseher immer Vorrang vor den Hausaufgaben und Sport war nur eine Nebenbeschäftigung. Aber ich habe bei euch noch nie einen Fernseher laufen gesehen. Und deine Noten sind spektakulär. Ich glaube, das Lob dafür gebührt Tim.«
»Nicht ein Stück«, warf ich ein. »Das hat Charlie völlig selbstmotiviert gemacht und er hat sich in Rockford geändert, wo ich nicht dabei war.«
»Ja, aber was hast du mir darüber geschrieben, keine Noten schlechter als A zu bekommen?«, sagte Charlie. »Ich erinnere mich, in deinem ersten Brief an mich etwas gelesen zu haben wie: ›Bitte, bitte, bitte, Charlie, lerne für mich!‹ . Das ist keine Motivation von außen?«
»Schuldig«, gab ich zu und musste lachen. »Und ich bin froh, dass ich so gebettelt habe. Schau dir das Resultat an. Du bist einfach der wundervollste Mensch auf der Welt. Nun, der warst du schon vorher. Aber jetzt bist du noch besser.«
Charlie‘s Mom lachte nur und küsste uns beide auf die Wange.
Zurück in Grand Forks war Billy unsere Priorität Nummer 1. Er ging zusammen mit seinem Vater zur Schule, um mit den Verantwortlichen über unseren Plan zu reden. Sie fingen beim Schwimm-Coach und beim Sportdirektor an.
Billy brachte es direkt auf den Punkt, ohne groß drumherum zu reden.
»Ich muss bei Tim in Grand Forks sein, um es zu den Olympischen Spielen zu schaffen. Das ist mein Ziel für dieses Jahr. Ich möchte aber weiter für die Fargo North springen, wenn wir
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