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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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hervor. »Kommen Sie mit.«
     
    Es war ein kleines Zimmer. Die Stahltür ging nach innen auf. Die Scharniere waren so gut geölt, dass die Tür mit Schwung gegen die rechte Wand schlug. Links neben der Tür war ein kurzes Stück Wand, dann kam ein kleiner Holzeinbauschrank, in dem Arbeitskittel und Hosen mit Tunnelzug auf Plastikbügeln hingen.
    »Das war’s mit meiner Theorie«, gestand Teddy.
    Cawley nickte. »Man kann sich vor keinem verstecken, der in der Tür steht.«
    »Doch schon, unter der Decke«, sagte Chuck, und alle drei schauten hoch. Selbst Cawley musste grinsen.
    Er schloss die Tür, und sofort überkam Teddy das Gefühl, gefangen zu sein. Auch wenn es Zimmer hieß, es war eine Zelle. Das Fenster hoch oben über dem schmalen Bett war vergittert. An der rechten Wand stand eine kleine Kommode, Boden und Wände waren aus anstaltsweißem Beton. Wenn sich einer der drei bewegte, berührte er fast unweigerlich jemand anderen.
    »Wer hat sonst noch Zugang zu dem Zimmer?«, erkundigte sich Teddy.
    »Zu der Uhrzeit? Es gibt nur wenige, die Anlass haben, sich auf der Station aufzuhalten.«
    »Sicher«, sagte Teddy. »Aber wer hat Zugang?«
    »Die Pfleger natürlich.«
    »Was ist mit den Ärzten?«, warf Chuck ein.
    »Ähm, die Schwestern«, sagte Cawley.
    »Die Ärzte haben keinen Schlüssel für dieses Zimmer?«, wiederholte Teddy die Frage.
    »Doch«, entgegnete Cawley leicht gereizt. »Aber bis zehn Uhr müssen sich die Ärzte schriftlich ausgetragen haben.«
    »Und die Schlüssel abgeben?«
    »Ja.«
    »Und das wird schriftlich festgehalten?«, fragte Teddy.
    »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Müssen die Ärzte schriftlich festhalten, wenn sie einen Schlüssel bekommen oder abgeben? Das würden wir gerne wissen.«
    »Natürlich.«
    »Und die Einträge von gestern Abend können wir überprüfen?«, fragte Teddy.
    »Ja, sicher. Natürlich.«
    »Und die Schlüssel hängen hinter dem Gitter im Erdgeschoss, das wir eben gesehen haben?«, ergänzte Chuck. »Wo dieser Wärter sitzt?«
    Cawley nickte kurz.
    »Außerdem die Personalakten der medizinischen Mitarbeiter und der Wärter«, fuhr Teddy fort. »Die müssen wir ebenfalls prüfen.«
    Cawley glotzte Teddy an, als hätte er Schmeißfliegen im Gesicht. »Warum?«
    »Eine Frau verschwindet aus einem verschlossenen Raum. Sie flieht auf eine winzige Insel, und keiner kann sie finden? Ich muss zumindest in Erwägung ziehen, dass ihr geholfen wurde.«
    »Mal sehen«, sagte Cawley.
    »Mal sehen ?«
    »Ja. Ich muss mit dem Direktor und anderen Mitarbeitern sprechen. Wir werden über Ihren Wunsch entscheiden, Grundlage dafür –«
    »Doktor Cawley«, sagte Teddy, »das war kein Wunsch. Wir sind von der Bundesregierung beauftragt worden. Wir befinden uns hier in einer bundesstaatlichen Einrichtung, aus der eine gefährliche Gefangene –«
    »Patientin.«
    »– eine gefährliche Patientin entflohen ist«, sagte Teddy so ruhig wie möglich. »Wenn Sie sich weigern, zwei U. S.-Marshals bei der Suche nach dieser Patientin zu unterstützen, Doktor Cawley, dann ist das leider … Chuck?«
    »Justizbehinderung«, ergänzte Chuck.
    Cawley sah Chuck an, als hätte er Ärger allein von Teddys Seite erwartet. Chuck hatte er nicht auf dem Radar gehabt.
    »Ähm, ja«, sagte Cawley mit tonloser Stimme, »ich kann nur sagen, ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Ihrem Wunsch nachzukommen.«
    Teddy und Chuck tauschten einen kurzen Blick aus und betrachteten dann wieder den kahlen Raum. Wahrscheinlich war Cawley es nicht gewohnt, Fragen gestellt zu bekommen, nachdem er bereits seinen Unmut geäußert hatte. Sie ließen ihm ein wenig Zeit, um sich zu beruhigen.
    Teddy warf einen Blick in den kleinen Wandschrank und sah drei weiße Arbeitskittel und zwei Paar weiße Schuhe. »Wie viele Schuhe haben die Patienten?«
    »Jeweils zwei Paar.«
    »Ist sie barfuß gegangen?«
    »Ja.« Cawley rückte die Krawatte unter seinem Arztkittel zurecht und wies auf ein großes Blatt Papier auf dem Bett. »Den Zettel da haben wir hinter der Kommode gefunden. Wir wissen nicht, was er zu bedeuten hat. Wir hatten gehofft, Sie könnten uns helfen.«
    Teddy nahm den Zettel in die Hand und drehte ihn um. Die Rückseite war ein Sehprobenblatt aus dem Krankenhaus, die pyramidenförmig angeordneten Buchstaben wurden nach unten hin kleiner. Er drehte ihn wieder um und zeigte ihn Chuck.
     
    DAS GESETZ DER 4
     
    ICH BIN 47
    SIE WAREN 80
     
    + IHR SEID 3
     
    WIR SIND 4
    ABER
    WER

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