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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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ganz nach den Regeln. Ich habe ausdrücklich um diesen Fall gebeten. Sofort, als er in der Dienststelle über den Ticker kam.«
    »Will sagen?«
    »Will sagen, meine Motive sind nicht ganz so uneigennützig.«
    Chuck nickte, zündete sich ebenfalls eine Zigarette an und dachte eine Weile nach. »Mein Mädchen, Julie – Julie Taketomi heißt sie –, ist genauso amerikanisch wie ich. Kann kein einziges Wort Japanisch. Herrgott, ihre Familie ist schon seit zwei Generationen in diesem Land. Aber man hat sie in ein Lager gesteckt und …« Er schüttelte den Kopf, aschte in den Regen und zog sein Hemd hoch, sodass man seine rechte Hüfte sehen konnte. »Guck mal hier, Teddy. Das ist meine zweite Narbe.«
    Teddy sah hin. Die Narbe war lang, daumenbreit und dunkel wie Gelee.
    »Die ist auch nicht aus dem Krieg. Hab ich mir als Marshal geholt. Bin in Tacoma in ein Haus rein. Der Typ, den wir verfolgt haben, hat mich mit dem Säbel aufgeschlitzt. Unglaublich, was? Mit einem Scheißsäbel! Drei Wochen hab ich im Krankenhaus gelegen, haben sie mir den Bauch zusammengeflickt. Alles für den Marshal Service, Teddy. Für mein Land. Und dann werde ich aus meinem Revier verjagt, weil ich eine Amerikanerin mit asiatischer Haut und asiatischen Augen liebe?« Er stopfte das Hemd zurück in die Hose. »Ich scheiß auf die Truppe.«
    »Wenn ich dich nicht besser kennen würde«, sagte Teddy nach einer Weile, »würde ich schwören, dass du die Frau wirklich liebst.«
    »Ich würde für sie sterben«, sagte Chuck. »Ohne es zu bereuen.«
    Teddy nickte. Er kannte kein reineres Gefühl.
    »Bleib so, Junge.«
    »Tu ich, Teddy. Bestimmt. Aber du musst mir sagen, warum wir hier sind. Wer zum Teufel ist Andrew Laeddis?«
    Teddy ließ die Kippe auf die Steine fallen und trat sie mit dem Absatz aus.
    Dolores, dachte er, ich muss es ihm sagen. Ich schaffe es nicht alleine.
    Ich habe so vieles falsch gemacht – hab gesoffen, hab dich oft zu lange allein gelassen, dich im Stich gelassen, hab dir das Herz gebrochen. Wenn ich es auch nur ansatzweise jemals wieder gutmachen kann, dann ist es vielleicht jetzt so weit. Die letzte Gelegenheit, die ich habe.
    Ich will das Richtige tun, Liebling. Ich will büßen. Du, gerade du, würdest das verstehen.
    »Andrew Laeddis«, sagte er zu Chuck, und die Worte blieben ihm im trockenen Hals stecken. Er schluckte, sein Mund wurde feuchter, er setzte wieder an …
    »Andrew Laeddis«, sagte er, »war der Hausmeister in dem Mietshaus, wo meine Frau und ich wohnten.«
    »Aha.«
    »Und er war ein Brandstifter.«
    Chuck verarbeitete das, musterte Teddys Gesicht.
    »Das heißt …«
    »Andrew Laeddis«, sagte Teddy, »hat das Streichholz angezündet, das das Feuer verursacht hat …«
    »Du liebe Scheiße.«
    »… bei dem meine Frau ums Leben kam.«

8
    TEDDY STRECKTE DEN Kopf unter dem Dach hervor, um den Regen auf Gesicht und Haaren zu fühlen. In den Regentropfen sah er Dolores. Wenn sie auftrafen, zersprang ihr Bild.
    Sie hatte an jenem Morgen nicht gewollt, dass er zur Arbeit ging. In jenem letzten Jahr war sie unerklärlich furchtsam geworden und schlief schlecht, wodurch sie noch zittriger und fahriger wurde. Als der Wecker klingelte, hatte sie ihn gekitzelt, ihn gebeten, die Fensterläden nicht zu öffnen und den Tag draußen zu lassen, mit ihr im Bett zu bleiben. Sie hatte ihn umarmt, zu fest und zu lang, ihre Armknochen hatten ihm im Nacken wehgetan.
    Als er duschte, kam sie ins Badezimmer, aber er war zu sehr in Eile, schon zu spät dran und hatte, wie so oft in jenen Tagen, einen dicken Kopf. Schummrig und gleichzeitig voller Nadeln. Sie schmiegte sich an ihn, ihr Körper war rau wie Sandpapier. Der Duschstrahl so hart wie Bleikugeln.
    »Bleib doch einfach zu Hause«, sagte sie. »Nur einen Tag. Was macht das schon für einen Unterschied?«
    Er versuchte zu lächeln, schob sie sanft zur Seite und griff nach der Seife. »Schatz, das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?« Sie fuhr mit der Hand zwischen seine Beine. »Hier. Gib mir die Seife. Ich wasche ihn dir.« Ihre Finger glitten unter seine Hoden, mit den Zähnen zwickte sie ihm in die Brust.
    Er musste sich zusammenreißen, um sie nicht fortzustoßen. Er packte sie, so sanft er konnte, an den Schultern und schob sie ein, zwei Schritte zurück. »Komm, bitte«, sagte er. »Ich muss wirklich los.«
    Sie lachte verhalten, wollte ihn wieder liebkosen, aber ihr Blick wurde starr vor Verzweiflung. Der verzweifelte Wunsch, glücklich zu sein. Nicht allein

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