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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Hackebeil hatte sie eingetauscht gegen eine Axt mit langem Stiel, die sie hinter sich herzog. Sie sagte: »Komm, Teddy. Sie gehören mir.«
    »Ich weiß. Aber ich kann sie dir nicht geben.«
    »Diesmal ist es anders.«
    »Wieso?«
    »Ich bin jetzt in Ordnung. Ich weiß, dass ich Verantwortung habe. Ich reiße mich zusammen.«
    Teddy weinte. »Ich liebe dich so.«
    »Und ich liebe dich, mein Schatz. Wirklich.« Sie trat auf ihn zu und küsste ihn, küsste ihn richtig, legte die Hände auf seine Wangen und schob ihm die Zunge in den Mund, und ein tiefes Stöhnen stieg aus ihrer Kehle, sie küsste ihn voller Leidenschaft, und er liebte sie so.
    »Jetzt gib mir das Mädchen«, sagte sie.
    Er gab ihr das Mädchen, sie hielt es am Arm fest, nahm die Axt in die andere Hand und sagte: »Bin gleich wieder da, in Ordnung?«
    »Klar«, sagte Teddy.
    Er winkte dem Mädchen zu, wusste aber, dass die Kleine es nicht verstand. Es war nur zu ihrem Besten. Davon war er überzeugt. Als Erwachsener musste man harte Entscheidungen treffen, die Kinder unmöglich verstehen konnten. Aber man tat es für sie. Teddy hörte nicht auf zu winken, auch wenn das Mädchen nicht zurückwinkte, als es von seiner Mutter zum Mausoleum geschleppt wurde. Es starrte Teddy an, in den Augen keine Hoffnung auf Rettung, der Welt ergeben, den Opfertod vor sich, den Mund verschmiert mit Erdnussbutter und Gelee.
     
    »O Gott!« Teddy setzte sich auf. Er hatte das Gefühl, sich selbst ans Bewusstsein gezerrt zu haben, den Kopf in den Wachzustand gerissen zu haben, nur um diesen Traum hinter sich zu lassen. Er spürte ihn noch immer im Hinterkopf wüten, mit weit geöffneten Türen warten. Teddy musste nur die Augen schließen und mit dem Kopf aufs Kissen sinken, dann würde er wieder in den Traum stürzen.
    »Wie geht’s Ihnen, Marshal?«
    Teddy blinzelte in die Dunkelheit. »Wer ist da?«
    In einer Ecke des Raumes knipste Cawley eine kleine Lampe neben seinem Stuhl an. »Das tut mir Leid. Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    Teddy sah sich um. »Wie lange liege ich hier schon?«
    Cawley lächelte entschuldigend. »Die Tabletten waren ein wenig stärker, als ich gedacht hatte. Vier Stunden lang waren Sie weg.«
    »Scheiße.« Mit den Handballen rieb sich Teddy die Augen.
    »Sie hatten Albträume, Marshal, heftige Albträume.«
    »Ich bin auf einer Insel in einer psychiatrischen Einrichtung, und draußen wütet ein Orkan«, sagte Teddy.
    »Touché«, erwiderte Cawley. »Ich habe einen Monat gebraucht, bis ich zum ersten Mal ordentlich geschlafen habe. Wer ist Dolores?«
    »Was?«, fragte Teddy und setzte sich auf die Bettkante.
    »Sie haben immer wieder ihren Namen gesagt.«
    »Mein Mund ist trocken.«
    Cawley nickte und nahm ein Glas Wasser vom Tisch neben sich. Er brachte es Teddy. »Leider eine Nebenwirkung der Tabletten. Hier.«
    Teddy nahm das Glas und leerte es in wenigen Zügen.
    »Wie geht’s Ihrem Kopf?«
    Teddy fiel wieder ein, warum er überhaupt in diesem Zimmer war. Er machte eine schnelle Bestandsaufnahme: Ungetrübter Blick. Keine Reißzwecken mehr im Kopf. Magen leicht flau, aber erträglich. Ein schwacher Schmerz in der rechten Kopfhälfte, eigentlich nicht stärker als ein drei Tage alter blauer Fleck.
    »Schon gut«, sagte er. »Das waren vielleicht Tabletten!«
    »Wir tun unser Bestes. Also: Wer ist Dolores?«
    »Meine Frau«, antwortete Teddy. »Sie ist tot. Und, ja, Doktor, ich versuche immer noch, mich damit abzufinden. Ist das in Ordnung?«
    »Das ist völlig in Ordnung, Marshal Daniels. Und Ihr Verlust tut mir Leid. Starb sie unvorhergesehen?«
    Teddy sah Cawley an und lachte.
    »Was ist?«
    »Ich bin nicht so richtig in der Stimmung, mich analysieren zu lassen, Doc.«
    Cawley schlug die Beine übereinander und zündete sich eine Zigarette an. »Und ich habe nicht vor, Ihnen Scheiße in den Kopf zu setzen, Marshal. Das können Sie glauben oder auch nicht. Trotzdem bin ich überzeugt, dass da heute Abend in Rachels Zimmer irgendwas passiert ist. Das ging nicht nur von ihr aus. Ich würde meine Pflichten als Therapeut vernachlässigen, wenn ich mich nicht fragen würde, was für Dämonen Sie mit sich herumtragen.«
    »Was soll da passiert sein?«, fragte Teddy. »Ich habe die Rolle gespielt, die sie von mir erwartet hat.«
    Cawley schmunzelte. »Erkenne dich selbst, Marshal. Ich bitte Sie. Wollen Sie mir allen Ernstes erzählen, Sie wären beide noch komplett angezogen geblieben, wenn wir Sie allein gelassen hätten?«
    »Ich bin

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