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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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geschickt.«
    »Schon gut, schon gut. Wie Sie meinen. Aber eins noch, Marshal.«
    Teddy sah ihn an.
    »Wenn Sie so weitermachen, stellt sich gar nicht die Frage, ob etwas passiert. Bloß wann.«
    »Das können Sie nicht wissen.«
    »O doch. Das weiß ich. Meine Spezialgebiete sind Verlusttrauma und Schuldgefühle von Überlebenden. Ich leide selbst darunter, deshalb bin ich drauf spezialisiert. Vor ein paar Stunden war ich Zeuge, wie Sie Rachel Solando in die Augen gesehen haben. Das war ein Mann, der sterben wollte. Ihr Vorgesetzter, der zuständige Marshal auf der Dienststelle, hat mir gesagt, Sie seien der Kollege mit den höchsten Auszeichnungen. Sie wären mit einer ganzen Truhe voller Medaillen aus dem Krieg zurückgekommen, stimmt das?«
    Teddy zuckte mit den Schultern.
    »Sie wären in den Ardennen gewesen und hätten zu den Befreiungstruppen von Dachau gehört.«
    Wieder Achselzucken.
    »Und dann stirbt Ihre Frau? Wie viel Gewalt kann ein Mann Ihrer Meinung nach ertragen, Marshal, bevor er zerbricht?«
    »Keine Ahnung, Doc. Frage ich mich selbst.«
    Cawley beugte sich vor und tätschelte Teddy das Knie. »Nehmen Sie meine Adressen mit, wenn Sie fahren. Ja? Ich würde hier gerne in fünf Jahren sitzen und wissen, dass es Sie noch gibt.«
    Teddy blickte auf die Hand auf seinem Knie, dann sah er zu Cawley auf.
    »Würde ich auch gerne«, sagte er leise.

13
    TEDDY TRAF SICH mit Chuck im Keller des Männerwohnheims. Dort waren Feldbetten aufgestellt worden, auf denen die Männer während des Sturms schlafen sollten. Auf dem Weg dahin war Teddy durch unterirdische Gänge gelaufen, die die verschiedenen Gebäude der Anstalt miteinander verbanden. Ein Pfleger namens Ben, ein klotziger Kerl mit wippenden Speckmassen, hatte ihn durch vier verschlossene Türen und vorbei an drei bemannten Kontrollposten gelotst. Hier unten merkte man nichts vom Sturm draußen. Die Gänge waren lang, grau und schwach beleuchtet, und Teddy fiel unangenehm auf, dass sie starke Ähnlichkeit mit den Korridoren aus seinem Traum hatten. Sie waren nicht ganz so lang und duster, aber dennoch kugellagergrau und kalt.
    Teddy schämte sich vor Chuck. Noch nie zuvor hatte er einen so heftigen Migräneanfall in der Öffentlichkeit gehabt. Es war ihm peinlich, auf den Boden gebrochen zu haben. Wie hilflos er gewesen war, wie ein Baby. Sie hatten ihn vom Stuhl heben müssen.
    Aber als Chuck ihm quer durch den Raum zurief: »Hey, Chef!«, da war Teddy überrascht, wie sehr er sich freute, wieder mit ihm zusammen zu sein. Er hatte seinen Vorgesetzten gebeten, diesen Auftrag allein ausführen zu dürfen, aber es war ihm verwehrt worden. Damals hatte es ihn geärgert, aber jetzt, nach zwei Tagen auf der Insel, nach dem Mausoleum, Rachels Atem auf seinen Lippen und diesem beschissenen Traum, musste er zugeben, dass er froh war, nicht allein zu sein.
    Sie gaben sich die Hand, und Teddy fiel ein, was Chuck im Traum zu ihm gesagt hatte: »Ich komme nicht mehr von dieser Insel runter«. Teddy hatte das Gefühl, ein kleiner Spatz sitze in seiner Brust und flattere mit den Flügeln.
    »Wie geht’s, Chef?« Chuck schlug ihm auf die Schulter.
    Teddy grinste dümmlich. »Besser. Noch etwas wacklig, aber im Großen und Ganzen okay.«
    »Scheiße, Mann«, sagte Chuck mit gesenkter Stimme und entfernte sich von zwei Pflegern, die an einer Säule standen und rauchten. »Du hast mir eine Heidenangst eingejagt, Chef. Ich dachte, du hättest einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall oder so.«
    »War nur Migräne.«
    »Nur«, wiederholte Chuck. Er senkte die Stimme und führte Teddy zur beige gestrichenen Wand gegenüber. »Zuerst dachte ich, du tust nur so, weißt du, dass du einen Plan hättest, um an die Akten zu kommen oder so.«
    »Ganz so gerissen bin ich leider nicht.«
    Chucks Augen glänzten, drängten. »Aber das hat mich auf eine Idee gebracht.«
    »Nein!«
    »Doch.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich hab zu Cawley gesagt, ich würde bei dir bleiben. Hab ich auch getan. Nach einer Weile bekam er einen Anruf und verließ das Büro.«
    »Und du hast dich auf die Suche nach den Akten gemacht?«
    Chuck nickte.
    »Und was hast du gefunden?«
    Chuck machte ein langes Gesicht. »Na ja, nicht sehr viel. An die Aktenschränke bin ich nicht drangekommen. Da sind Schlösser vor, so was hab ich noch nicht gesehen. Und ich hab schon viele Schlösser geknackt. Die hätte ich auch irgendwann geschafft, aber das hätte Spuren hinterlassen, verstehst du?«
    Teddy nickte.

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