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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Noyce und sah Teddy erwartungsvoll an.
    »Was?«
    »Bist du mal allein gewesen, seit du hier bist?«
    »Die ganze Zeit«, sagte Teddy.
    George hob eine Augenbraue. » Vollkommen allein?«
    »Nein, mit meinem Kollegen.«
    »Und wer ist dein Kollege?«
    Teddy wies mit dem Daumen nach hinten. »Er heißt Chuck. Er ist –«
    »Lass mich raten«, sagte Noyce. »Du hast noch nie zuvor mit ihm gearbeitet, stimmt’s?«
    Teddy spürte die Zellen um sich herum. Die Knochen in seinen Oberarmen waren plötzlich kalt. Einen Augenblick lang brachte er kein Wort heraus, als hätte sein Gehirn die Verbindung zur Zunge verloren.
    Dann sagte er: »Er ist ein U. S.-Marshal aus Seattle –«
    »Du hast noch nie mit ihm gearbeitet , stimmt das?«
    »Das ist unwichtig«, antwortete Teddy. »Ich habe Menschenkenntnis. Ich kenne diesen Mann. Ich vertraue ihm.«
    »Weshalb?«
    Darauf gab es keine einfache Antwort. Wie sollte man erklären, wodurch sich Vertrauen entwickelt? Zuerst hat man keins, und dann ist es auf einmal da. Im Krieg hatte Teddy Männer kennen gelernt, denen er auf dem Schlachtfeld sein Leben anvertraut hätte, doch niemals danach seine Geldbörse. Er hatte Männer gekannt, denen er seine Börse und seine Frau anvertraut hätte, von denen er sich aber niemals im Kampf hätte Rückendeckung geben lassen (und mit denen er nie gemeinsam eine Tür eingetreten hätte).
    Chuck hätte sich weigern können, ihn zu begleiten, er hätte sich entscheiden können, im Männerwohnheim zu bleiben, die Aufräumarbeiten zu verschlafen und so lange zu warten, bis die Ankunft der Fähre gemeldet wurde. Ihre Aufgabe war erledigt – man hatte Rachel Solando gefunden. Chuck hatte keinen Grund, kein begründetes Interesse, Teddy bei der Suche nach Laeddis zu unterstützen, bei seinem Trachten, Ashecliffe als Verhöhnung des hippokratischen Eids zu entlarven. Dennoch war er mitgekommen.
    »Ich vertraue ihm«, wiederholte Teddy. »Ich weiß nicht, wie ich das sonst ausdrücken soll.«
    Traurig sah Noyce ihn durch die Gitterstäbe an. »Dann haben sie schon gewonnen.«
    Teddy schlug die Streichhölzer aus und ließ sie fallen. Er öffnete die Schachtel und holte das letzte Hölzchen heraus. Er hörte Noyce schnüffeln.
    »Bitte«, flüsterte Noyce, und Teddy wusste, dass er weinte. »Bitte.«
    »Was denn?«
    »Bitte lass mich nicht hier sterben.«
    »Du wirst hier nicht sterben.«
    »Die werden mich zum Leuchtturm bringen. Das weißt du genau.«
    »Zum Leuchtturm?«
    »Dort schneiden sie mir das Gehirn heraus.«
    Teddy entzündete das Streichholz. Im plötzlich auflodernden Licht klammerte sich Noyce zitternd an die Stäbe. Die Tränen rannen aus seinen geschwollenen Augen und rollten das aufgedunsene Gesicht hinunter.
    »Die werden dich nicht –«
    »Geh selber hin. Sieh’s dir selber an. Und wenn du lebendig zurückkommst, erzählst du mir, was die da machen. Sieh’s dir selbst an.«
    »Ich geh da hin, George. Auf jeden Fall. Und ich werde dich hier rausholen.«
    Noyce senkte den Kopf, drückte den nackten Schädel gegen die Stangen und weinte leise. Teddy erinnerte sich, dass George bei der letzten Begegnung im Besucherraum gesagt hatte: »Wenn ich noch mal dahin zurück muss, bringe ich mich um.« Teddy hatte geantwortet: »Dazu wird es nicht kommen.«
    Er hatte also doch gelogen.
    Denn Noyce war hier. Geschlagen, gebrochen, zitternd vor Angst.
    »George, guck mich an.«
    Noyce hob den Kopf.
    »Ich werde dich hier rausholen. Halte durch. Tu nichts, was nicht rückgängig zu machen ist. Hörst du? Halte durch. Ich komme zurück und hole dich.«
    George Noyce lächelte durch die Tränen und schüttelte langsam den Kopf. »Du kannst nicht Laeddis töten und gleichzeitig die Wahrheit aufdecken. Du musst dich entscheiden. Das verstehst du doch, oder?«
    »Wo ist er?«
    »Sag mir erst, dass du das verstehst.«
    »Ich verstehe es. Wo ist er?«
    »Du musst dich entscheiden.«
    »Ich werde niemanden umbringen. Hörst du, George? Ich werde es nicht tun.«
    Und als er Noyce durch die Stäbe ansah, spürte er, dass es die Wahrheit war. Wenn er dadurch dieses arme menschliche Wrack, dieses bemitleidenswerte Opfer, nach Hause bringen konnte, dann würde Teddy seinen Rachefeldzug abbrechen. Nicht zu Grabe tragen. Sondern aufschieben. Und hoffen, dass Dolores verstünde.
    »Ich werde niemanden umbringen«, wiederholte er.
    »Du lügst.«
    »Nein.«
    »Sie ist tot. Lass sie in Ruhe.«
    Noyce drückte das lächelnde, weinende Gesicht gegen das Gitter und

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