Sich vom Schmerz befreien
Einzellern und führte zu den heutigen Säugetieren und dem Menschen. Irgendwann auf diesem Weg wurden die Bewegungsfunktionen von Muskeln übernommen. Beim Menschen gibt es drei Arten davon.
Drei Arten von Muskeln
In unserem Inneren befindet sich der Herzmuskel sowie die »glatte Muskulatur«, die auch »Eingeweidemuskulatur« genannt wird. Letztere bilden unter anderem das Magen-Darm-System, die Luft- und Speiseröhre sowie die BlutgefäÃe. Ihre Aktivitäten und damit die Organfunktionen werden durch unbewusste Bereiche des Nervensystems gesteuert, vor allem vom vegetativen Nervensystem (VNS) - siehe auch Kapitel 1. Daneben gibt es noch die »Skelettmuskeln«. Sie heiÃen auch »quergestreifte Muskeln« (wegen ihres Aussehens unter dem Mikroskop) oder »willkürliche Muskeln«, weil sie, ausgehend von der GroÃhirnrinde im Zentralner vensystem (siehe Abb. S. 29), willentlich ganz direkt gesteuert werden können. Der Mensch besitzt über 600 von diesen Muskeln, von sehr groÃen wie dem GesäÃmuskel bis hin zu winzigen im Mittelohr. Auch das Zwerchfell, unser zentraler Atemmuskel, ist ein Skelettmuskel. Die Skelettmuskulatur interessiert uns besonders, weil sie der Ausgangspunkt allen willentlichen Verhaltens ist, also auch für Möglichkeiten, den Schmerz aktiv zu verändern. Schauen wir sie uns also genauer an.
Unter dem Mikroskop ist so ein Muskel ein sehr komplexes Gebilde. Er setzt sich zusammen aus einer groÃen Anzahl einzelner Muskelfasern, von denen es verschiedene Arten gibt. (Auf die einzelnen Kategorien gehe ich in diesem Buch nicht näher ein.) Sie sind sozusagen der »aktive Teil« des Muskels, denn sie arbeiten über Kontraktion und Lösung, Anspannen und Loslassen. Dafür erhalten sie auf neurologischem und biochemischem Weg Befehle aus dem Gehirn. Neben den aktiven gibt es auch »passive« Fasern aus Bindegewebe. Sie geben dem Muskel seine Form, bestimmen seine Elastizität, umhüllen, stützen und strukturieren ihn, bringen seine Aktivitäten zur Geltung und bestimmen somit seine Funktion zur Ausführung von Bewegungen und der Einnahme von Körperhaltungen. Bindegewebe verbindet den Muskel auch mit anderen Bereichen
des Körpers, mit anderen Muskeln und - in der Gestalt von Sehnen und Bändern - mit Knochen und Gelenken.
Im Verlauf der Evolution entstanden die verschiedensten Skelettmuskeln. Ihr Aussehen und die Art und Weise, wie sie gesteuert werden, ist das jeweilige Resultat der Anpassung an die zu erfüllenden Funktionen. Die Steuerung lässt sich für unsere Zwecke folgendermaÃen charakterisieren: Da gibt es Muskelfasern (nennen wir sie F1), die schnelle, kräftige Kontraktionen und damit Bewegungen ausführen. Sie können über kurze Zeit schnell und viel leisten, ermüden dann aber rasch. Sie erhalten ihre Befehle aus dem Zentralnervensystem (ZNS). Bezogen auf die Abbildung auf Seite 29 werden sie also willentlich und bewusst aus der GroÃhirnrinde, aber auch unbewusst aus dem limbischen System, dem Stammhirn und dem Rückenmark gesteuert. (Natürlich sind weitere Bereiche des ZNS beteiligt, die in der Abbildung nicht gezeigt werden, etwa das Kleinhirn und Teile des Zwischenhirns.)
Andere Muskelfasern (bei uns sollen sie F2 heiÃen) kontrahieren langsamer. Sie entwickeln weniger Kraft und sind zuständig für Leistungen, die über einen längeren Zeitraum ermüdungsfrei erbracht werden müssen. Damit spielen sie die Hauptrolle bei der Haltung, also der Organisation des Körpers gegen die Schwerkraft. Sie erhalten ihre unbewussten Befehle aus dem vegetativen Nervensystem (VNS). Dieses verwaltet, wie wir wissen, auch die Funktion der inneren Organe, was bedeutet, dass über das VNS die Aktivitäten der drei Muskelarten miteinander verbunden werden. AuÃerdem sitzt das oberste Zentrum des VNS im limbischen System - also in dem Gehirnbereich, der für Emotionen zuständig ist, selbst aber zum ZNS gehört. Ãber das VNS findet also auch die Psyche (Emotionen) Eingang in unsere Haltung und unsere Bewegungen. Daneben gibt es noch weitere Fasern, deren Funktionen zwischen den F1- und F2-Fasern liegen, die hier nicht näher erläutert werden müssen. Wichtig für uns ist die
Tatsache, dass in allen Skelettmuskeln alle Arten von Muskelfasern enthalten sind.
Der Skelettmuskel - ein Prozess aus Körper und Psyche
Aus naturwissenschaftlicher
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