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Sichelmond

Sichelmond

Titel: Sichelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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seinen Kollegen an, als sähe er ihn zum ersten Mal. »Und das sagst du mir erst jetzt?«
    Tallwitz fühlte sich ertappt. »Nun ja   … Ich weiß es ja selbst erst seit ein paar Stunden. Als ich den Schlüssel abholte, da habe ich mit dem Hausverwalter gesprochen und   … Und dann kam dieser Professor dazwischen. Und seither habe ich den Kopf voll von seinen Theorien und   …«
    Mayers lachte und schlug Tallwitz freundschaftlich auf die Schulter. »Lass gut sein. Es ist alles etwas verworren   – für jeden von uns.« Er sah sich im Flur bereits um. »So, so. Familie Berns zahlt also weiterhin die Miete   …«, murmelte er nachdenklich und überlegte, wie er diese Information zu bewerten hatte.
    Tallwitz druckste herum. »Ja. Äh   … Genau. Michael Berns zahlt die Miete. Denn   … du musst wissen, Rosemarie Mallert, die in dieser Wohnung lebte, ist   … nun ja   … die Schwester von Herrn Berns. Sie ist die Tante von Tabitha.«
    Tallwitz stieß die letzten beiden Sätze so rasch aus, dass es den Anschein hatte, er wollte die gute Laune seines Vorgesetzten ausnutzen und eine weitere Zurechtweisung vermeiden. Er fühlte sich plötzlich wie ein Sechstklässler, der seine Hausaufgaben schlecht gemacht hatte.
    Doch Mayers war nicht verärgert. Er kam ins Grübeln. »Die waren Geschwister, was? Hm   … Tabithas Tante also. Dann hätten wir ja eine Verbindung zwischen Tabithas Familie und diesem Ehepaar Mallert. In Ordnung. Lass uns hier umsehen, ja?«
    Sie verbrachten einige Zeit damit, die Schubladen, Schränke und Kommoden zu durchforsten. Auch hinter Bilderrahmen an den Wänden und in möglichen Verstecken hinter den Möbeln sahen sie nach. Allerdings ohne irgendeinen Erfolg.
    »Es wäre hilfreich, wenn man wüsste, wonach wir eigentlich suchen«, grummelte Mayers schließlich ungeduldig.
    Tallwitz zog die Stirn kraus. »Ein Schlüssel, eine Notiz, ein Brief, Kalender, Notizbuch, Safe,   … Es könnte alles Mögliche sein.«
    Sie standen im Schlafzimmer des Ehepaares, und während Tallwitz gerade den Kleiderschrank durchsuchte, sah Mayers unter denMatratzen nach. Doch plötzlich griff er sich wütend ein Kissen und warf es zu Boden.
    »Verdammt! Das bringt doch alles nichts«, fluchte er. »Wir können hier noch bis morgen suchen. Wir werden doch nichts finden. Wir wissen ja nicht einmal, ob oder was hier zu finden sein soll!«
    Tallwitz versuchte zu vermitteln. »Und wenn du uns einfach mal zwei Kaffee besorgst? Ich kann hier auch mal ’ne Stunde allein für Chaos sorgen.«
    Mayers war nicht begeistert. »Das hier ist genau die Sorte Polizeiarbeit, die ich verabscheue«, sagte er. »Nadeln in Heuhaufen   – das ist nicht meine Sache.«
    Tallwitz suchte nach einer Antwort, doch Mayers kam ihm zuvor.
    »Sie hat bestimmt ein besonderes Geheimversteck, diese Frau Mallert. So ein typisches Frauen-Geheimversteck. Alle Frauen haben doch so kleine Geheimnisecken, oder? Tallwitz, sag doch mal, du kennst dich doch viel besser mit Frauen aus als ich.«
    Tallwitz zog die Augenbrauen in die Höhe. »Ich kenne mich besser mit Frauen aus? Nur weil ich nicht zweimal geschieden bin wie du?«
    »Quatsch! Weil du drei ältere Schwestern hast, meine ich.«
    Tallwitz lief rot an. »Ach, das meinst du. Entschuldige.«
    »Nun versetz dich doch mal in die Lage deiner Schwestern. Stell dir vor, eine von ihnen würde hier wohnen. Und sie hätte etwas Wichtiges zu verstecken. In ihrem Frauen-Geheimversteck. Wo könnte das sein?«
    Tallwitz erhob sich vom Boden, wo er noch gerade kniend in der Bettwäsche der Mallerts gewühlt hatte, und stellte sich in die Mitte des Zimmers. Nachdenklich ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen.
    Mayers versuchte, ihm beizustehen: »Was ist Frauen wichtig?«, fragte er ziemlich unverwandt.
    Tallwitz strengte sich an: »Freundschaft, Treue,   …«
    »Ach, Unsinn«, fuhr ihm Mayers dazwischen. »Ich meine an irdischen Dingen. Briefe. Fotos. So was   …«
    Tallwitz sah sich weiter um. »Klamotten, Schuhe   …« Sein Blick traf auf eine kleine Schatulle aus Holz, die auf der Kommode gegenüber des Doppelbettes stand. »Schmuck!«, sagte er schließlich und ging darauf zu. Er nahm das Holzkästchen in beide Hände. »Meine älteste Schwester hatte eine ganz ähnliche Schmuckschatulle. Darin bewahrte sie die Fotos und die wichtigsten Briefe der Jungs auf, mit denen sie mal zusammen war. Warte mal   …«
    Er öffnete die Schatulle und zog den Schmuck heraus, der darin

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