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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Blick auf die Avenida hatte. Sie hatte ein paar Freunde zu Besuch gehabt, die die Parade der Sambagruppen sehen wollten, und als wir vorbeigezogen waren, hatte einer von ihren Bekannten gerufen: »Hört mal, wie der Bursche die Frigideira spielt - der ist gut! « Ich hatte es geschafft. Es machte mir Spaß, etwas zu schaffen, was ich eigentlich gar nicht konnte.
    Zur Karnevalszeit ließen sich nicht viele Leute von unserer Schule blicken. Es gab besondere Kostüme, die nur für diese Gelegenheit geschneidert worden waren, aber nicht genug Leute. Vielleicht dachten sie, daß wir gegen die wirklich großen Sambabands aus der Stadt keine Chance hätten; ich weiß es nicht. Ich dachte, wir würden Tag für Tag arbeiten und für den Karneval üben und marschieren, aber als der Karneval da war, blieben viele von der Band weg, und wir schnitten nicht besonders gut ab. Sogar als wir auf der Straße marschierten, gingen einige von der Band einfach weg. Komisches Resultat! Ich habe das nie so recht verstanden, aber vielleicht war es aufregender und machte es mehr Spaß, den Wettstreit der Strände zu gewinnen, bei dem die meisten Leute das Gefühl hatten, daß das ihrem Niveau entsprach. Und, nebenbei bemerkt, wir haben gewonnen.
    Während dieses zehnmonatigen Aufenthalts in Brasilien entwickelte ich ein Interesse für die Energieniveaus der leichteren Atomkerne. Ich arbeitete die ganze Theorie dafür in meinem Hotelzimmer aus, aber ich wollte überprüfen, was die Daten aus den Experimenten besagten. Dabei handelte es sich um neues Material, das von den Experten am Caltech im Kellogg Laboratory erarbeitet wurde, und ich kontaktierte sie - die Zeiten waren abgesprochen - über Amateurfunk. Ich fand einen Amateurfunker in Brasilien und ging einmal in der Woche zu ihm nach Hause. Er stellte einen Kontakt zu dem Funkamateur in Pasadena her, und dann gab er mir, weil die Sache nicht ganz legal war, einen Codenamen und sagte: »Ich übergebe jetzt an WKWX, der neben mir sitzt und mit Ihnen sprechen möchte.«
    Dann sagte ich: »Hier WKWX. Können Sie mir bitte die Abstände zwischen den Energieniveaus bei Bor mitteilen, über die wir letzte Woche gesprochen haben«, und so weiter. Ich verwendete die Daten aus den Experimenten, um meine Konstanten anzupassen und um zu kontrollieren, ob ich auf der richtigen Spur war.
    Der erste Amateurfunker ging in Urlaub, aber er gab mir die Adresse eines anderen Funkamateurs, zu dem ich gehen konnte. Er war blind, betrieb aber trotzdem einen Sender. Sie waren beide sehr freundlich, und der Kontakt, den ich über Amateurfunk mit dem Caltech hielt, war sehr effektiv und nützlich für mich.
    Was die Physik selbst anging, so arbeitete ich eine Menge aus, und es machte Sinn. Es wurde später von anderen Leuten weiterentwickelt und verifiziert. Ich fand jedoch, daß ich so viele Parameter anpassen mußte - daß zu viele »phänomenologische Anpassungen von Konstanten« vorzunehmen waren, damit alles zusammenstimmte -, daß ich nicht sicher sein konnte, daß es auch brauchbar sei. Mir ging es um ein tieferes Verständnis der Atomkerne, und ich war nie so ganz überzeugt, daß das, was ich herausgefunden hatte, sonderlich bedeutsam sei, so daß ich nie etwas damit angefangen habe.
    Im Hinblick auf das Bildungswesen in Brasilien machte ich eine sehr interessante Erfahrung. Ich unterrichtete eine Gruppe von Studenten, die letzten Endes Lehrer werden würden, denn damals gab es in Brasilien für Leute mit einer wissenschaftlichen Ausbildung nicht viele Möglichkeiten. Diese Studenten hatten schon viele Kurse absolviert, und dies sollte für sie ein Fortgeschrittenen-Kurs über Elektrizität und Magnetismus sein - die Maxwellschen Gleichungen und so weiter.
    Die Universität war in verschiedenen, über die ganze Stadt verstreuten Bürogebäuden untergebracht, und der Kurs, den ich abhielt, fand in einem Gebäude statt, von dem aus man die Bucht überblicken konnte.
    Ich stellte etwas sehr Merkwürdiges fest: Ich konnte eine Frage stellen, die die Studenten sofort beantworteten. Aber wenn ich die Frage das nächste Mal stellte - das gleiche Thema, die gleiche Frage, soviel ich wußte -, konnten sie sie keineswegs beantworten. Einmal sprach ich beispielsweise über polarisiertes Licht und gab jedem von ihnen einen Streifen polarisierendes Material.
    Ein Polarisator läßt nur solches Licht durch, dessen elektrischer Vektor eine bestimmte Richtung hat, und ich erklärte, wie man, ausgehend davon, ob der

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