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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Amerikaner!«)
    Ich fühlte mich unbehaglich. Ich übte ausdauernd. Ich ging am Strand spazieren und versuchte mit zwei Stöckchen, die ich aufgelesen hatte, die Drehbewegung der Handgelenke hinzukriegen und übte, übte und übte. Ich arbeitete weiter daran, aber ich hatte immer das Gefühl, unterlegen zu sein, den anderen lästig zu fallen und der Sache nicht recht gewachsen zu sein.
    Nun, der Carnaval rückte näher, und eines Abends gab es ein Gespräch zwischen dem Bandleader und jemand anderm, und dann ging der Leader herum und wählte Leute aus: »Du!« sagte er zu einem Trompeter. »Du!« zu einem Sänger. »Du!« - und er zeigte auf mich. Ich dachte, jetzt sei es vorbei für uns. Er sagte: »Geht nach vorne!«
    Wir - fünf oder sechs Leute - gingen vor den Bauplatz, und da stand ein altes Cadillac-Kabriolett mit aufgeklapptem Verdeck. »Steigt ein!« sagte der Leader.
    Es war nicht genug Platz für uns alle, und einige mußten hinten auf der Rückenlehne sitzen. Ich fragte meinen Nebenmann: »Was hat er vor - schmeißt er uns raus?«
    »Não sé, não sé.« (»Ich weiß nicht.«)
    Wir fuhren ziemlich weit eine Straße hinauf, die am Rande eines Felsens endete, von wo aus man das Meer sehen konnte. Der Wagen hielt, und der Leader sagte: »Aussteigen!« - und sie führten uns genau an den Rand des Felsens!
    Und er sagte tatsächlich: »Stellt euch jetzt aif! Du als erster, dann du, dann du! Fangt an zu spielen! Und jetzt marsch!«
    Wir wären über den Rand des Felsens marschiert - wäre da nicht ein steiler Pfad gewesen, der hinunterführte. Unser Grüppchen - die Trompete, der Sänger, die Gitarre, das Pandeiro und die Frigideira - ging also den Pfad hinunter zu einer Party draußen im Wald. Wir waren nicht ausgesucht worden, weil der Leader uns loswerden wollte; er schickte uns zu dieser privaten Party, wo man Sambamusik hören wollte! Und später sammelte er Geld ein, um Kostüme für unsere Band anzuschaffen.
    Danach fühlte ich mich ein bißchen besser, denn als er den Frigideira-Spieler ausgesucht hatte, war seine Wahl auf mich gefallen!
    Noch etwas anderes trug dazu bei, mein Selbstvertrauen zu stärken. Einige Zeit später kam jemand von einer anderen Sambaband aus Lebion, einem etwas weiter entfernt liegenden Strand. Er wollte sich unserer Gruppe anschließen.
    Der Boß fragte: »Wo kommst du her?«
    »Aus Leblon.«
    »Und was spielst du?«
    »Frigideira.«
    »O. k. Dann laß mal hören, wie du Frigideira spielst.«
    Der Mensch nahm seine Frigideira und den Metallstab und... »brrra-dap-dap; tschick-a-tschick.« Mein lieber Mann! Es war großartig!
    Der Boß sagte zu ihm: »Geh da drüben hin und stell dich neben O Americano , und dann lernst du mal, wie man Frigideira spielt!«
    Meine Theorie ist, daß das so ähnlich sein muß wie bei Leuten, die Französisch sprechen und nach Amerika kommen. Zuerst machen sie alle möglichen Fehler, und man kann sie kaum verstehen. Dann üben sie, bis sie ziemlich gut sprechen können, und man findet Gefallen an einer Eigentümlichkeit ihrer Sprechweise - ihr Akzent ist recht anziehend, und man hört ihn gern. Ich muß also so etwas wie einen Akzent gehabt haben, wenn ich Frigideira spielte, denn mit denen, die sie ihr ganzes Leben lang gespielt hatten, konnte ich nicht konkurrieren; es muß irgendein komischer Akzent gewesen sein. Aber was es auch war, ich bin ein ziemlich erfolgreicher Frigideira-Spie - ler geworden.
    Eines Tages, kurz vor der Kamevalszeit, sagte der Leiter der Sambaschule: »O. k., wir üben jetzt, auf der Straße zu marschieren.«
    Wir gingen alle aus dem Baugelände heraus auf die Straße, wo starker Verkehr war. Die Straßen von Copacabana waren immer ein großes Durcheinander. Ob man's glaubt oder nicht, es gab eine Obuslinie, bei der die Busse in die eine Richtung fuhren und die Autos in die andere. Es war gerade Hauptverkehrszeit in Copacabana, und wir sollten mitten auf der Straße die Avenida Atlantica hinuntermarschieren.
    Ich dachte: »Du lieber Himmel! Der Boß hat keine Genehmigung, er hat das nicht mit der Polizei abgestimmt, er hat überhaupt nichts getan. Er hat einfach beschlossen, daß wir jetzt rausgehen.«
    Wir gingen also raus auf die Straße, und alle Leute rundherum waren begeistert. Ein paar Freiwillige aus einer Gruppe von Zuschauern nahmen ein Seil und bildeten ein großes Karree um unsere Band, so daß die Fußgänger nicht durch unsere Reihen hindurchgingen. Menschen lehnten sich aus den Fenstern. Jeder wollte die

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