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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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dieses starke Bedürfnis, das ich nicht verstand, machte mir Angst. Denn das Denken bereitet mir eine solche Freude, daß ich diese höchst vergnügliche Maschine, durch die das Leben so großen Spaß macht, nicht kaputtmachen möchte. Das ist auch der Grund dafür, warum ich später gezögert habe, Experimente mit LSD zu unternehmen, trotz meiner Neugierde, was Halluzinationen betrifft.
    Gegen Ende dieses Jahres in Brasilien nahm ich eine der Stewardessen - ein sehr hübsches Mädchen mit Zöpfen - ins Museum mit. Während wir durch die ägyptische Abteilung gingen, merkte ich, daß ich ihr alles mögliche erzählte, zum Beispiel: »Die Flügel auf dem Sarkophag bedeuten das und das, und in diese Vasen haben sie die Eingeweide getan, und hinter der Ecke müßte dies und jenes zu sehen sein ...«, und ich dachte: »Weißt du, von wem du das alles hast? Von Mary Lou« - und ich bekam Sehnsucht nach ihr.
    Ich lernte Mary Lou in Cornell kennen, und später, als ich nach Pasadena kam, fand ich heraus, daß sie nach Westwood gegangen war, ganz in die Nähe. Ich mochte sie eine Zeitlang sehr gern, aber wir stritten uns immer; schließlich fanden wir, es sei hoffnungslos, und trennten uns. Aber nachdem ich ein Jahr diese Stewardessen ausgeführt hatte und nicht recht weiterkam, war ich frustriert. So kam es, daß ich, als ich diesem Mädchen all diese Dinge erzählte, dachte, eigentlich sei Mary Lou doch ganz in Ordnung, und wir hätten uns nicht dauernd streiten sollen.
    Ich schrieb ihr einen Brief und machte ihr einen Heiratsantrag. Jemand, der erfahren ist, hätte mir sagen können, daß das gefährlich war. Wenn man weit weg ist und nichts als Papier hat, und wenn man sich einsam fühlt, erinnert man sich nur an die guten Dinge und nicht an das, weswegen man sich gestritten hat. Und es klappte nicht. Die Streitereien gingen gleich wieder los, und die Ehe war nach nur zwei Jahren zu Ende.
    In der amerikanischen Botschaft gab es jemanden, der wußte, daß ich Sambamusik mochte. Ich glaube, ich hatte ihm erzählt, bei meinem ersten Aufenthalt in Brasilien hätte ich auf der Straße eine Sambagruppe üben hören und ich wolle mehr über brasilianische Musik erfahren.
    Er sagte, in seinem Apartment übe jede Woche eine kleine sogenannte »Stadtteilgruppe«, und ich könne hinkommen und ihnen beim Spiel zuhören.
    Es waren drei oder vier Leute da - einer von ihnen war der Hauswart des Apartmenthauses -, und sie spielten ziemlich leise Musik in seiner Wohnung; sie hatten keinen anderen Ort, wo sie spielen konnten. Einer hatte ein kleines Tamburin, das sie Pandeiro nannten, ein anderer eine kleine Gitarre. Irgendwo hörte ich dauernd den Schlag einer Trommel, aber es war keine Trommel da! Schließlich wurde mir klar, daß es das Tamburin war, das der Bursche auf komplizierte Weise spielte, indem er sein Handgelenk verdrehte und mit dem Daumen auf das Fell schlug. Ich fand das interessant und lernte mehr oder weniger, wie man Pandeiro spielt.
    Dann rückte die Karnevalssaison näher. In dieser Zeit wird neue Musik vorgestellt. Man bringt nicht dauernd neue Musik und Schallplatten heraus; man bringt alles in der Karnevalszeit heraus, und das ist sehr aufregend.
    Es stellte sich heraus, daß der Hauswart der Komponist für eine kleine Sambagruppe vom Copacabana-Strand war, die Farpantes de Copacabana , »Schwindler von Copacabana«, hieß, was genau das richtige für mich war, und er lud mich ein mitzumachen.
    Zu dieser Sambagruppe kamen Burschen aus den Favelas - den Armenstadtteilen - herüber und trafen sich hinter einer Baustelle, wo irgendwelche Apartmenthäuser errichtet wurden, um dort die neue Musik für den Karneval einzuüben.
    Ich entschied mich, ein Instrument zu spielen, das »Frigideira« heißt und aus einer metallenen Spielzeugbratpfanne mit einem Durchmesser von etwas mehr als sechs Inches und einem kleinen Schlagstock aus Metall besteht. Es ist ein Begleitinstrument, das ein schepperndes, kurzes Geräusch erzeugt, das zu der eigentlichen Sambamusik und ihrem Rhythmus paßt und sie voller klingen läßt. Ich versuchte also, auf diesem Ding zu spielen, und alles lief gut. Wir übten, die Musik dröhnte, und wir waren ungeheuer in Fahrt, als auf einmal der Leiter der Batteria -Gruppe, ein riesiger Schwarzer, »STOP!« brüllte, »aufhören, aufhören - einen Moment mal!« Und alle hörten auf zu spielen. »Mit den Frigideiras stimmt irgend etwas nicht!« donnerte er. »O Americano, outra vez!« (»Schon wieder der

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